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19. April 2010: «Ich bin ein Urschweizer. Ich liebe mein Land und seine Traditionen. Wenn ich nicht hier leben würde, dann in Italien. Dort ist es schön warm und ich liebe das Meer.»
18. April 2010: Walter Roderer im Taxiboot vom Flughafen Venedig in die Lagunenstadt. «Ich bin immer an die Orte zurückgekehrt, wo ich mich wohl fühle.»
18. April 2010: Ankunft im Hotel Metropole an der Riva degli Schiavoni. Er kommt jedes Jahr einmal hierher: «In Venedig hatte ich die schönsten Tage meines Lebens.»
18. April 2010: Volksschauspieler-Legende Walter Roderer trifft Besteller-Autorin Donna Leon erstmals. Roderer ist Fan der Commissario-Brunetti-Krimis: «Mir gefällt Vize-Questore Patta - das ist ein Schlawiner.»
19. April 2010: Auf dem Fischmarkt am Campo de le Becarie, das Kilo Tintenfisch kostet 13 Franken. Roderer staunt nur, kauft nichts, sondern geniesst etwas später Miesmuscheln im Restaurant Antico Torre.
19. April 2010: «Man darf nicht denken, man ist ein guter Schauspieler, nur weil man sich verändern kann. Komik ist machbar. Humor hingegen hat man oder man hat ihn nicht.»
29. Juli 2009: Roderer liest der Reporterin sein Lieblingsgedicht vor, «Verborgenheit» von Joseph Eichendorff: «Welt o Welt, o lass mich sein / locket nicht mit Liebesgaben. Lasst dies Herz alleine haben / seine Wonne, seine Pein.»
29. Juli 2009: Die Gemeinde Effretikon-Illnau hat dem Volksschauspieler den Walter-Roderer-Weg gewidmet. Er selbst hat zwei Bänke gestiftet. Sie stehen unter mächtigen Buchen.
29. Juli 2009: «Darf ich mich einhaken?» Roderer geht langsam. Rechts immer gestützt auf seinen schwarzen Gehstock mit dem Silberknauf, links auf die Reporterin.
12. April 2009: «Roderer!», alle «R» rollen, wenn er sich am Telefon meldet, das auf seinem Schreibtisch im Wohnzimmer steht. Sein handgeschriebenes Adressbuch passt in seine Jackentasche.
12. April 2009: Auf dem Kaminsims stehen seine drei Prix Walo und der Telepreis 2010. «Die kamen ganz schön spät. Sie haben Glück, dass ich noch lebe.»
11. Januar 2010: Im Hausflur liegen immer zwei Koffer. Sie sind gepackt, falls Rodi kurzfristig verreisen muss. «Ich habe immer noch Reisefieber».
22. Februar 2010: Roderer hatte zwei Herzinfarkte, lebt mit fünf Bypässen und drei Stents. Seine Tabletten bereitet er für drei Wochen vor, einsortiert in diese Pillenboxen.
22. Februar 2010: Himbeer-Sahne-Torte, ein Tässchen Nescafé Gold Deluxe, sinieren übers Leben: «Meine Lieblingsheldin ist Alice Schwarzer, obwohl ich ganz anderer Meinung bin als sie. Die hat doch was bewirkt im Leben!»
1. September 2009: In diesem Haus lebte Roderer mit seinen beiden Geschwistern und den Eltern seit der fünf war. Es gab ein Telefon, später einen Fernsehen. «Der Freund meiner Schwester rief immer bei unserer Nachbarin an.»
1. September 2009: Im Naturschwimmbad 3-Weihern brachte sich Roderer selbst das Schwimmen bei. Erstmals seit 71 Jahren ist er mit Schweizer Illustrierte dorthin zurück gekehrt.
1. September 2009: Am Spazierweg bei den 3-Weihern blickt Rodi Richtung Bodensee und sagt: «Action ist mir zuwider. Ich bin froh, wenn ich mein Leben spüren kann.»