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So helfen Psychedelika gegen Angst und Depressionen

Lange waren sie verteufelt, nun gelten sie als medizinische Hoffnungsträger: Psychedelika wie LSD, Psilocybin und DMT sind auf dem besten Weg, eine wichtige Innovation in der Psychiatrie und eine gute Alternative zu Antidepressiva zu werden.

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Discokugel

Psychedelika wie LSD und Psilocybin sollen die Psychiatrie revolutionieren.

Getty Images

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Mit LSD verbindet man kaum sterile Klinik-Atmosphäre und medizinischen Nutzen. Zu Unrecht. Aktuell wird intensive Forschung mit Psychedelika betrieben. Sie sollen künftig die Psychiatrie revolutionieren. Dies, indem sie bei der Behandlung von Krankheiten wie Angststörungen und Depressionen eingesetzt werden. Ganz vorne als Innovationstreiber mit dabei: die Schweiz.

Wie kam es dazu? Nachdem der Schweizer Chemiker Albert Hofmann 1943 in Basel per Zufall die Wirkung von LSD entdeckte, wurde dieses bald in der Psychiatrie zur Ergänzung von Psychotherapien angewandt. Bekannterweise machte Hofmanns Entdeckung auch Karriere als Hippie-Droge – und Ende der 60er Jahre wurde in den meisten Ländern nicht nur der Konsum, sondern auch die Forschung mit Psychedelika verboten.

Mit einer Ausnahme: In der Schweiz durften fünf Therapeuten von 1988 bis 1993 ihre Patienten mit LSD sowie dem Amphetaminderivat MDMA therapieren. Auch die Forschung mit Psychedelika wurde in den 90ern wieder aufgenommen. So wurden umfangreiche Studien mit dem Psychedelikum Psilocybin, das in Magic Mushrooms enthalten ist, mit gesunden Personen durchgeführt, um die Hirnfunktionen unter Einfluss dieser Substanzen zu untersuchen. 2012 kam am Universitätsspital Basel LSD dazu, später Meskalin und DMT, der psychedelische Wirkstoff, der im Pflanzensud Ayahuasca enthalten ist.

LSD-Medikamente kommen bald

Die Daten zeigen: Die bewusstseinsverändernden Substanzen haben vor allem bei der Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Abhängigkeitserkrankungen ein hohes Potenzial. «In diesen Bereichen gibt es gute Hinweise für eine Wirksamkeit», sagt Matthias Liechti, Professor für klinische Pharmakologie am Universitätsspital Basel. Er geht davon aus, dass Psilocybin und LSD wie auch MDMA in den nächsten paar Jahren als Medikamente auf den Markt kommen. Dazu müssen aber zuerst noch grösser angelegte Studien durchgeführt werden. Bei MDMA werden diese Studien bereits 2023 abgeschlossen.

Albert Hofmann

Albert Hofmann entdeckte die Wirkung von LSD.

ullstein bild via Getty Images
Matthias Liechti

Matthias Liechti forscht dazu.

ZVG

Doch weshalb können diese als Rauschmittel bekannten Substanzen überhaupt bei psychischen Erkrankungen helfen? «Psychedelika aktivieren primär den Serotonin 5-HT2A-Rezeptor», erklärt Matthias Liechti. Dies vermittle alle Effekte, wobei man noch nicht genau wisse, wie. Zu den Effekten zählt etwa, dass unter der Wirkung von Psychedelika die bestehenden Kommunikationsmuster im Hirn aufgelöst werden und es zu einer vermehrten Vernetzung verschiedener Hirnareale kommt, die ohne den Einfluss der Substanzen weniger stark ist. Dies führt zu einer akuten veränderten Wahrnehmung äusserer und innerer Reize und hilft aber auch längerfristig, festgefahrene negative Denkschleifen und Verhaltensmuster zu durchbrechen. Zudem wird vermutet, dass die Wirkstoffe die Regeneration von Nervenzellen begünstigen. Sie werden daher auch als Neuroplastogene bezeichnet.

LSD molecule. Computer artwork of a molecule of Lysergic acid diethylamide (LSD).

Ob Albert Hofmann Gefallen daran fände? Computer-Kunstwerk eines LSD-Moleküls.

Getty Images/Science Photo Libra

Bedeutend weniger Nebenwirkungen als Antidepressiva

Im Vergleich mit Antidepressiva haben Psychedelika mehrere Vorteile. Sie müssen nicht täglich eingenommen werden, sondern nur alle paar Wochen oder Monate, oft auch nur ein- bis zweimal über Jahre. «Sie wirken rascher und anhaltend weit über die akuten psychedelischen Effekte hinaus auf die Stimmung ein, mitunter über Monate», sagt Liechti. Psychedelika haben weniger Nebenwirkungen: Antidepressiva können zu Übelkeit, Schlafstörungen, verminderter Libido und Herzrhythmusstörungen führen. Psychedelika können zwar auch Nebenwirkungen haben, zum Beispiel akute Verwirrtheit und Angst, «aber nur am Behandlungstag oder allenfalls am Tag danach», so Liechti. Weil die Patientinnen und Patienten einen belastenden Trip erleben können, sei eine gute Betreuung während der Einnahme besonders wichtig. Doch auch danach ist die Arbeit mit Fachpersonen essenziell: «Es geht in der Therapie schliesslich nicht nur um den Effekt der Substanz, sondern auch darum, diesen gut in seiner Bedeutung einzubetten.»

 

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Im Body & Health Lab beschäftigen wir uns mit Frauengesundheit aus dem Blickwinkel der Innovation. Welche Technologien, Trends und Therapien sind richtungsweisend? Was tut sich gerade in der Forschung? Und wer sind die Menschen dahinter? Fundiert recherchierte Artikel geben Auskunft. Unterstützt werden wir dabei von unserem langjährigen Partner Toyota. Auch Toyota ist stets bestrebt, neue Lösungen zu finden und Innovationen voranzutreiben mit dem Ziel, unser Leben und unsere Zukunft besser und nachhaltiger zu machen.

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Die Gefahr, von Psychedelika abhängig zu werden, bestehe nicht, sagt Matthias Liechti. Das Erlebnis des Trips sei «eindrücklich, prägend und streng». Das wolle man nicht sofort wieder erleben. Zudem werde das Belohnungssystem im Gehirn nicht aktiviert, wie das bei Suchtmitteln der Fall ist. Nicht geeignet ist eine Behandlung mit Psychedelika bei Menschen mit psychotischen Störungen oder Manie.

Big Business für die Pharma-Industrie

Wichtig zu betonen ist dem Professor für klinische Pharmakologie zudem: «Psychedelika sind keine Wundermittel.» Im Moment würden wie bei jeder neuen Therapie grosse Hoffnungen bestehen. Es fehlen im Moment aber noch die Daten zur langfristigen Wirksamkeit und Verträglichkeit von umfassenderen Studien, die Voraussetzung für die Zulassung einer Substanz als Medikament seien.

Matthias Liechti selbst hat kürzlich die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie mit Peter Gasser, einem Solothurner Psychiater und Pionier in der LSD-Therapie, und seinem Team publiziert. Es wurden 42 Angst-Patientinnen und -Patienten zweimal im Abstand von rund sechs Wochen mit LSD behandelt. «Die Angst konnte rasch und nachhaltig bis vier Monate nach der zweiten Behandlung reduziert werden», erklärt Liechti. Das sei vielversprechend. Nun werde eine nächste grössere Studie von einem Industriepartner durchgeführt und LSD als Medikament für Angsterkrankungen weiterentwickelt. Die Pharma-Industrie wittert derweil schon das grosse Business: Vor allem in den USA melden Firmen im Monats- bis Wochen-Rhythmus Patente für neue Psychedelika an.

Rauschmittel in der Psychiatrie

LSD: LSD wurde 1938 erstmals vom Schweizer Chemiker Albert Hofmann chemisch hergestellt, damals aber nicht weiter untersucht. 1943 entdeckte Hofmann dann die bewusstseinsverändernde Wirkung. LSD wird vor allem als Mittel gegen Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen untersucht.

Psilocybin: Ist wie LSD ein Psychedelika und wirkt ähnlich, aber kürzer. Der Wirkstoff kommt in sogenannten Zauberpilzen vor und soll ebenfalls vor allem bei der Therapie von Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen helfen.

DMT: Der Wirkstoff DMT ist im psychedelisch wirkenden Pflanzensud Ayahuasca enthalten. Auch dieses Psychedelikum soll hauptsächlich bei der Behandlung von Depressionen und Angststörungen eine positive Wirkung haben.

Ketamin: Ketamin ist kein klassisches serotonerges Psychedelikum, sondern ein Narkose- und Schmerzmittel. Ihm wird rasche antidepressive Wirkung zugeschrieben. Es ist bereits in Form eines Nasensprays für die Behandlung besonders schwerer Depressionen zugelassen und hat damit den Weg für die Entwicklung der klassischen Psychedelika geebnet.

MDMA: MDMA in ein Amphetaminabkömmling und hat eine entspannende, enthemmende und angstlösende Wirkung. MDMA wird aktuell vor allem bei posttraumatischen Belastungsstörungen untersucht, die Marktzulassung steht vor der Tür.

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Von fei am 14. Oktober 2022 - 09:01 Uhr