Kürzlich hat mich mein Sohn zum Einkaufen begleitet. «Woher kommen diese Erdbeeren?», fragt er, als er in den Einkaufswagen linst. «Aus Spanien.» Er nimmt sie wortlos aus dem Wagen und bringt sie zurück. «Geht gar nicht», sagt er, als er wieder da ist. Recht hat er.
«Schaust du eigentlich drauf, ob du lokal und saisonal einkaufst, und was du da genau kaufst?», will er wissen. «Nicht bei allem», muss ich zugeben. Ich erkläre ihm, dass das unterm Strich immer eine Rechnung ist: Was ist mir wichtig? Was geht gar nicht? Aber worauf möchte ich nicht verzichten? Und last but not least: Was bin ich bereit zu zahlen?
Wir gehen gemeinsam die Einkaufsliste durch. Die Erdbeeren stehen da übrigens gar nicht drauf, sie haben mich einfach angelacht. Wir entscheiden, was wir streichen, was wir ersetzen und was nicht. Wir fragen uns bei der Fleischtheke – auf Fleisch möchten wir beide nicht ganz verzichten – durch, bis wir lokales Bio-Poulet im Einkaufswagen haben. Dasselbe bei den Eiern. Einheimisch? Bodenhaltung? Freiland? Bio? Was ist denn da am besten? Wir stehen eine gefühlte Ewigkeit vor diesem Regal.
«Ein Burger wäre schon fein. Aber der braucht so viel Wasser, um ihn zu produzieren.»
Schlussendlich sucht er sich noch sein Mittagessen aus: «Ein Burger wäre schon fein. Aber der braucht so viel Wasser, um ihn zu produzieren. Und da weiss man auch nicht, wo das Fleisch herkommt und so.» (Sehr beeindruckt hat ihn hingegen der Spinat, bei dem auf der Packung der Name des Bauern steht, der ihn produziert hat. Er hat fünf Minuten diverse Packungen begutachtet, um herauszufinden, ob da unterschiedliche Namen draufstehen.) Er entscheidet sich für Pizza Margherita.
Auf dem Heimweg muss ich mich dann noch rechtfertigen, warum wir nicht mit dem Velo zum Einkaufen fahren – was ihm angesichts der vollen Einkaufstaschen allerdings auch einleuchtet. «Nehmt ihr das Thema gerade in der Schule durch?», frage ich. «Nein. Habe ich auf Youtube gesehen.» «Wirklich?» «Ja, das mit dem Fleisch hat Gian Maria Finger mal gesagt. Und andere sagen auch öfter so Sachen.» Wow – kann es sein, dass ich all diese Youtuber falsch eingeschätzt habe? Nun, vermutlich nicht alle, manche erzählen wirklich ganz schön viel Blödsinn. Aber einige sind wohl besser als ihr Ruf.
Das gilt auch für die Jugendlichen allgemein. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, wieviele von denen, die an den Klimastreiks teilnehmen, bereit sind, auf ihren Burger zu verzichten. Aber das ist auch gar nicht so schlimm. Es geht ums Bewusstsein, dass man etwas machen muss. Und dass man dafür bereit ist, selbst etwas zu tun. Jeder so, wie er kann und will.
Ob das nun sei, ein Schild zu basteln und sich damit Gehör zu verschaffen, oder den geliebten Burger durch Pizza zu ersetzen. Oder irgend etwas anderes. Und darin sind die Kids momentan echt besser als wir. Das hat mir mein Sohn gerade eindrücklich klargemacht.
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