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Der ganz normale Wahnsinn

Die Sache mit der kranken Ente

Dass unsere Kinder sich in der Schule durch so viele Pflichtfächer quälen müssen, findet unserer Familienbloggerin total für die Katz. Denn wenn das Interesse fehlt, sind einige Fächer oft totale Zeitverschwendung – wie das Beispiel ihres Kindes 2 eindrücklich zeigt.

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little boy has troubles with homeworks and is scratching his head Copyright: xDiegoxCervox/xDesignxPicsx , 30319867 PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: DiegoxCervox/xDesignxPics 30319867

Unzählige Fächer, null Durchblick. Unsere Familienbloggerin plädiert dafür, dass Kids ab der Mittelstufe einzelne Fächer abwählen dürfen.

IMAGO/Design Pics

Ich habe gerade den neuen Stundenplan von Kind 1 studiert. Ein bisschen verwundert bin ich ehrlich gesagt schon. Über ein Drittel der Stunden entfallen auf Bio, Physik, Mathe. Dies bei einem sprachlich-musischen Profil am Gymnasium. Ich frage mich schon lange, warum unsere Kinder Wissen in so vielen verschiedenen Fächern in ihre Köpfe drücken müssen. Von mir aus sollte man bereits in der Mittelstufe erste Fächer abwählen können. Natürlich weiss man dann noch nicht, was man will – aber man weiss schon ziemlich genau, was man sicher nicht will.

Den Fokus auf Interessen und Talente legen

Ich habe einen Teil meiner Schulzeit in Australien verbracht. Das System an der High School war folgendermassen: Es gab Pflichtfächer (Englisch und Mathe), dazu eine Auswahl an naturwisschenschaftlichen, sprachlichen und kreativen Fächern, von denen man je mindestens eines aussuchen musste. Jedes Fach gab es auf drei Niveaus – Stufe drei zählte am meisten (man musste dementsprechend weniger andere Fächer belegen), war aber am schwierigsten. So konnte man den Fokus auf seine Interessen und Talente legen, auch wenn die wichtigsten Fächer Pflicht blieben.

«Kind 2 ist nach fünf Jahren (!) Französisch-Unterricht ein einziger Satz hängen geblieben.»

Klar, die Durchlässigkeit, die unser System bietet, besteht so nicht. Aber mal ehrlich: Wieviele Naturwissenschafts-Muffel, die sich mit Ach und Krach durch die entsprechenden Fächer schleppen, entscheiden sich nach einer musischen Matura dafür, Physik zu studieren? Ich wage zu behaupten: Gar keine. Zudem hält sich der Lern-Effekt bei Hass-Fächern eh in Grenzen Meinem Kind 2 ist nach fünf Jahren (!) Französisch-Unterricht ein einziger Satz hängen geblieben: «Mon canard est malade.» Abgesehen davon, dass sich mir nicht erschliesst, in welcher Situation man den Satz «meine Ente ist krank» überhaupt anwenden könnte (ausser man gehört zu der sehr raren Spezies der Enten-Besitzer), zeigt mir dieses Enten-Ding vor allem, dass im Falle von Kind 2 fünf Jahre Franz-Unterricht schlicht pour le chat waren. Vollkommen für die Katz.

Nicht falsch verstehen: Ich bin total für Fremdsprachen im Primarschulalter. So können sich meine Kinder beide mehr oder weniger fliessend in Englisch unterhalten, obwohl sie noch nie länger im englischsprachigen Raum gelebt haben. Aber wenn man sich mit etwas so schwer tut, dass einem nur einzelne sinnbefreite Sätze bleiben, sollte man das entsprechende Fach doch abwählen können und seine Energie auf anderes konzentrieren.

Es gäbe viel Praktisches zu lernen

Die Chance, dass mein musisch begabtes und naturwissenschaftlich vollkommen uninteressiertes Kind 1 sich beruflich oder zu Studienzwecken irgendwann dem Periodensystem widmen wird, ist sehr sehr sehr unwahrscheinlich. Dass auf seinem Stundenplan gleich viele Lektionen Chemie stehen wie Musik, sein Schwerpunktfach, finde ich unverständlich. Zumal es noch einige ganz praktische Dinge gäbe, die man Gymnasiastinnen und Gymnasiasten stattdessen beibringen könnte. Zum Beispiel, wie man eine Steuererklärung ausfüllt. Oder ein anständiges E-Mail schreibt. Oder ein Zimmer aufräumt. Damit wäre uns allen sehr viel mehr gedient als mit zehn Pflichtfächern.

am 11. März 2023 - 18:04 Uhr