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  4. «The Voice of Germany» geht wieder los und somit auch der Casting-Fachjargon.
Joëlle schaut fern

«The Voice of Germany» ist etwas zu geil

Unsere TV-Kolumnistin Joëlle Weil mag eigentlich fast keine Musik-Casting-Sendungen mehr sehen. Aber Bei «The Voice of Germany» schaut sie gern rein. Obwohl es da schon ein paar Punkte gibt, die sie ziemlich nerven... 

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Sido

Rapper Sido ist das neue Jury-Mitglied. Wäre ich Kandidatin, wäre er meine Wahl. Natürlich...

Screenshot ProSieben

Ich erinnere mich, als ich vor Jahren die erste Staffel «The Voice of Germany» gesehen hab, dachte ich: «Na toll... Noch so eine Casting-Show. Darauf hat kein Stein dieser Welt gewartet.» Dass am Donnerstag bereits die achte Staffel auf ProSieben startete, hätte ich damals nicht gedacht. 

Dabei fand ich die Idee, dass man den Kandidaten zuerst hört und erst danach sieht, von Anfang an ganz nett. Bei anderen Casting-Formaten ist mir das immer zu wider, wenn so viel über Optik geredet wird und jede sich einen noch kürzeren Rock anziehen muss, um über ihre schlechte Stimmme hinwegzutäuschen. Auch das Vorführen der offensichtlich schlechten Sänger, die zweifelsohne an massloser Selbstüberschätzung leiden, finde ich bei allen anderen Formaten ekelhaft. Bei «The Voice of Germany» gewinne ich den Eindruck, dass es wirklich ums Singen geht. 

Geil, geil, geil

Zu meiner grössten Freude bei dieser Staffel gehört das neue Jurymitglied Sido, 38. Neben ihm sitzen Mark Foster, 35, Rae Garvey, 46, und Alice Merton, 25. Von Alice stammt der Welthit «No Roots». Ich hatte ja keine Ahnung, dass der von einer Deutschen ist. Man hat im Leben tatsächlich nie ausgelernt.

Auf alle Fälle sind die ja alle super sympathisch, da hab ich ja absolut nichts auszusetzen. Aber was ich wirklich wirklich wirklich nicht mehr schaffe, ist dieser Musik-Fachjargon. Seitdem ich denken kann, wird in Musik-Casting-Shows immer mit denselben Floskeln um sich geschmissen. Meine Lieblingsfünf: 

  1. «Du hast so eine ehrliche Stimme.»
  2. «Ich hab während des Singens deine Persönlichkeit gespürt.»
  3. «Deine Stimme hat mich so berührt.»
  4. «Das hat mich jetzt total berührt.»
  5. «(Jeder, absolut JEDER Satz, der das Wort ’geil’ beinhaltet. Das mag ich im Fernsehen einfach nicht hören.)»
the voice

Ich kann ja verstehen, dass es unangenehm ist, so lange auf demselben Stuhl zu sitzen. Aber das ist keine Würstchenbude. Auf dem Bild: Mark und Alice, die sich auf ihrem Jury-Stuhl für meine konservative Haltung etwas zu wohl fühlen. 

Screenshot ProSieben
R-E-S-P-E-C-T für alle

Was ich beim Auftakt der Staffel toll fand, war die Vielfalt der Kandidaten. Von Heavy-Metal-Braut, bis hin zu Blues-Boy, Hippie, A cappella-Trio und Pop gabs für jeden was auf die Ohren. Und kein Kandidat wurde doof dargestellt, alle sangen sie gut und bei keinem wurde vierhunderttausend Mal auf einem Schicksalsschlag herumgeritten. Für mich ist das der respektvolle Umgang mit Laien, die sich ins Fernsehen wagen, den ich schätze. 

PS: Von allen Casting-Shows, die man sich heutzutage so reinziehen kann, ist «The Voice» die einzige, auf die ich mich wirklich der Musik wegen freue.  

PPS: Wäre ich Kandidatin und müsste mich für einen Juror entscheiden, wäre es natürlich Sido. 

PPS: Bitte... BITTE sagt nie geil wenn ihr gefilmt werdet. Das klingt immer dumm und primitiv und unerzogen. Und es tut mir schrecklich in den Ohren weh. 

am 13. September 2019 - 10:44 Uhr