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Dominic Ulli

Diese Familie verzaubert alle

Mit 17 schlägt sich Dominic Ulli allein in Frankreich durch, um eine Zirkusschule zu besuchen. Heute zählt der Familienvater weltweit zu den gefragtesten Showproduzenten. Doch daheim geben seine Frau und die Kinder den Takt an.

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Familie Ulli , im Tiny House in Weckingen, Warth-Weiningen, am Geigenspielen, v.l.n.r: Mimi, Dominic, Lou, Nina, Ginger, Charlie

Hausmusik im Wohnwagen: Nina Ulli am Keyboard begleitet daheim im Thurgau die Zwillinge Lou (v. l.) und Mimi sowie Ginger und Charlie an den Geigen. Papa Dominic hört zu.

Nik Hunger

Dominic Ulli (54) wollte sein Leben lang nie etwas anderes machen als Zirkus. Dabei arbeitete sein Vater als Architekt, und die Mutter war Dekorateurin. Als Dreikäsehoch staunte Dominic erstmals unterm Chapiteau über Clowns und Artisten – von da an sei es um ihn geschehen gewesen. Doch die Eltern sind gar nicht begeistert vom Berufswunsch ihres Ältesten. Als 17-Jähriger schlägt er sich in Frankreich durch, besucht dort Kurse der Zirkusschule in Châlons-en-Champagne, dem heutigen Nationalen Zentrum für Zirkuskunst der Grande Nation.

Als Artist bereist er die ganze Welt, tritt als Hand-auf-Hand-Akrobat auch im Circus Knie auf, zeigt sein Können mit dem Duo Headless in der ProSieben-Castingshow von DJ Bobo (56), wird Betriebsleiter beim österreichischen Nationalzirkus und dreht irgendwann Dok-Filme für die britische BBC. Er macht Theater, baut Requisiten – und bei allem, was er tut, saugt er in sich auf, was er in seiner Umgebung wahrnimmt, und lernt so stets dazu. «Dass ich heute ein so unglaubliches Repertoire habe, schnell Ideen für Shows und Anlässe entwickle, hat damit zu tun.»

Dominic Ulli ist nicht nur ein kreativer Kopf, er hat auch zupackende Hände. Die beiden XXL-Wohnwagen, in denen er mit Ehefrau Nina (41) den Zwillingen Mimi und Lou (13), sowie Charlie (11) und Ginger (8) in Weckingen TG lebt, hat er selbst entworfen, und auch beim Bau und beim Einrichten hat er mit Hand angelegt. Ein Wagen dient als Wohnzimmer, Küche, Büro und Schulzimmer, im anderen schlafen und baden die Ullis.

Dominic Ulli , Artistic Director, iund Ehefrau Nina, Violinistin, n ihrem Tiny House in Weckingen, Warth-Weiningen

Eingespieltes Team: Dominic und Nina Ulli leben für die Kunst. Sie als Star-Geigerin, er als Showproduzent.

Nik Hunger

Apropos Schulzimmer: Die Kinder werden von Mutter Nina unterrichtet. «Nicht weil wir mit dem System Probleme haben», betont die vierfache Mutter, sondern weil es in ihrer beruflichen und familiären Situation das Beste sei. «Uns sind Bewegung und Musik besonders wichtig als Grundlage für die Charakterbildung unserer Kinder.» Kontakt zu anderen Gleichaltrigen haben sie trotzdem, beim Sport und bei anderen Aktivitäten, die sich fest im Stundenplan des Tages wiederfinden.

Dominic Ulli , Artistic Director (l), mit Stefan Charisius, Puppenbauer und Musiker, und fünf Puppenspielern, am Proben im Zirkus Conelli

Magische Show im Conelli: Im Weihnachtszirkus bezauberte Ulli mit den Dundu-Puppen das Publikum.

Nik Hunger
Ein zauberhafter Verzauberer

Als Showproduzent ist Dominic Ulli im Europa-Park genauso gefragt wie beim Cirque du Soleil, seine Events erfreuen das Publikum in aller Welt, etwa im Sommer 2019 bei einem Riesenanlass mit 600 Mitwirkenden in der Kulturhauptstadt Plowdiw in Bulgarien.

Ulli ist einer, der lieber im Stillen, im Hintergrund arbeitet. «Ich stehe nicht so wahnsinnig gern im Rampenlicht.» Da schickt er lieber seine Frau vor. Nina Ulli ist eine international gefragte Geigerin. «Sie ist bei uns daheim das Hirn, ich bin ein Bauchmensch.» Blitzgescheit und ein Arbeitstier dazu sei seine Frau, sagt Ulli anerkennend.

Kennengelernt haben sich die beiden 2007, sie wollte ihn beim Jonglieren mit drei Bällen beeindrucken. Seit 2015 sind sie standesamtlich verheiratet, zwei Jahre später feierten sie ihr Hochzeitsfest. Dominic hat noch zwei erwachsene Söhne, die in Wien leben: Sebastian (26) und Kilian (24).

Wenn Nina mit Lou, Mimi, Charlie und Ginger im Wohn-Schul-Ess-BüroZimmer Geige spielt, hält auch Dominic inne und lauscht. «Ich bin total unmusikalisch», sagt er. Wobei, so ganz stimmt das nicht. Denn bei den Shows, die er konzipiert, spielt die Musik eine grosse Rolle. So auch beim Auftritt der Dundu-Riesenmarionetten im Conelli vergangenen Dezember. «Ich nehme Musik sehr stark visuell wahr», versucht sich Ulli zu erklären. Aber das muss er gar nicht. Der kreative Kopf mit den zupackenden Händen ist einfach ein zauberhafter Verzauberer.

Von René Haenig am 25. Februar 2024 - 12:00 Uhr