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Pedro Lenz' «Gschichte vo hie und hütt»

«Wenn d Aare eifach witerfliesst»

Pedro Lenz, 53, Schriftsteller und Publizist, sinniert in seiner Mundart-Kolumne für die «Schweizer Illustrierte» über den Kantönligeist - und wie sehr dieser vor allem flussabwärts für Streitigkeiten sorgt.

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Wo ni erfahre ha, dass ds Radiostudio Bärn vo Bärn uf Züri verleit wird, han i im nen Interview d Mediekonzentration im Ruum Züri kritisiert. Wahrschinlech bin i chli fahrlässig gsi ir Wortwauh. Uf jede Fau isch nächär z Züri Füür im Dach gsi. 

Vüu Zürcherinnen und Zürcher hei mer scharfi Briefe und Mails gschribe, wo drinne gstangen isch, si heige eigetlech gmeint, i sig no ne Guete. Aber jetz heige si gmerkt, was i für ne schlimme Charakterlump sig. I heig absolut kei Ahnig vo Züri. Züri sig de im Fau en attraktivi Stadt mit sehr vüu schönen Egge. Und d Zürcher sigen überhoupt nid so arrogant, wi ni meini. 

Es het mi interessant ddünkt, wi vehemänt dass d Lüt reagiere, wenn sie der Iidruck hei, öpper heig ihri Stadt oder ihri Gägend schlächtgmacht. Es isch drum kei spezifischi Stadtzürcher Eigeheit, dass me meint, ds Eigete sig eimalig und unüberträffbar und vor auem unkritisierbar.

Wärs nid gloubt, söu zum Bischpüu mou uf Basu go froge, worum dass d Basler Fasnacht nid so luschtig sig wi die vo Luzärn. Oder was im Appezäuerland nid bsungers goutiert wird, isch ds Verwächsle vo Appezäu Innerrhode und Userrhode. Ou di, wo meine, Rapperswiiu am Zürisee sig es Zürcher Städtli, di hole bir iiheimische Bevöukerig kener Sympathiepünkt.

D Aare isch gar ke reini Bärnerin

Aber ds Bedänklechschte, won i i däm Zämehang erläbt ha, isch wahrschiinlech scho das mit der Aare. I ha drum mängs Johr z Bärn gwohnt. Und won i nächär vo Bärn uf Oute züglet ha, hei das vüu Bärnerinnen und Bärner fasch nid chönne nochevouzieh. Si hei bis hütt nid ufghört froge, wi me bi vouem Verstang und ohni Zwang so ne einmaligi Stadt wi Bärn cha verloh. Und fasch immer, wenn si mi das froge, froge si ou no grad, ob i de z Oute di schöni Aare nid vermissi.

Für mänge Stadtbärner isch es offesichtlech unheimlech schwär z verstoh, dass dä Fluss, wo sini Stadt so prägt, ou no dür angeri Städt dürefliesst und sogar no über d Kantonsgränzen usen und bis i Aargou hingere bekannt isch. Es isch ke Witz, aber i kenne Bärnerinnen und Bärner, wo richtig entsetzt si, wenn si sech bewusst wärde, dass dä schön Fluss, wo dür Oute fliesst, äbefaus Aare heisst und ds gliiche Wasser mit sech füehrt. Es chunnt ne wi ne Betrug a ihrere Stadt vor, dass sech d Aare di Freiheit usenimmt, nach Bärn no witerzfliesse.

Wöu i niemer wott verruckt mache wäg söttigne Details, hani mer vorgnoh, i säg jetz mine Bärner Fründe nümme, dass üse Fluss z Oute d Aaren isch. Wenn ds nöchschte Mou öpper frogt, sägeni eifach, das sig e Fluss, wo z Solothurn zum Boden us chunnt und hinger Oute wieder versickeret. Dä Fluss heig ke Name, ke Härkunft und kes Ziiu, aber mir sige trotzdäm überzügt dervo, dass es uf der Wäut ke schönere Fluss gäb.

 

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Von Pedro Lenz am 5. November 2018 - 17:25 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 11:55 Uhr