Sie hat einen ungewöhnlichen Weg hinter sich. Als reine News-Moderatorin gestartet, ist Angélique Beldner, 45, als «1 gegen 100»-Gastgeberin mittlerweile auch in der Unterhaltungsabteilung des SRF daheim – und ein Mal pro Woche zusätzlich im Fernsehen zu sehen. Eher zum Leidwesen ihrer beiden Söhne, die es nur «so halb» fänden, die Mutter am TV zu sehen. «Auf eine Art finden sie es manchmal noch cool. Doch dem Jüngeren ist es recht peinlich, wenn ich unterwegs erkannt werde», erklärt die Bernerin schmunzelnd.
Fast aber wäre es gar nicht dazu gekommen, dass der Teenager seine Mutter am Bildschirm sehen könnte. Denn als sich Beldner vor 16 Jahren zum ersten Mal für einen Moderationsjob beim SRF bewirbt, wird sie abgelehnt. Weil sie schwarz ist. «Man fand, das ginge nicht», erinnert sich die Moderatorin. «Das Schweizer Volk wäre noch nicht so weit. Und schon gar nicht, und das habe ich wirklich noch extrem klar in Erinnerung, schon gar nicht zu dieser Nachtzeit. Weil es wäre für eine Nachtausgabe der ‹Tagesschau› gewesen.»
2015 dann darf Beldner doch noch vor die Kamera. Sie ist die erste schwarze News-Moderatorin bei SRF. Doch das Gefühl, anders zu sein, verschwindet damit nicht. Sie habe stark versucht, sich anzupassen, sagt Beldner. «Dass man es nicht merkt», sagt sie, dass sie eben nicht weiss ist. «Man sieht es ja, das ist ja klar. Aber mit meiner Art habe ich schon probiert, in diesem Konstrukt drin klarzukommen, das gegeben ist. Das Konstrukt ist natürlich weiss. Ganz lange war es komplett weiss und ist immer noch überwiegend weiss.»
Beldner versucht, nicht aufzufallen. Beldner schweigt. 44 Jahre lang. Bis letzten Sommer, als mit der Black-Lives-Matter-Bewegung auch in ihr Leben Bewegung kommt. «Da ist extrem viel in mir hochgekommen», sagt sie heute. Sie wird von «SRF Reporter» begleitet, schreibt ihre Erfahrungen im Buch «Der Sommer, in dem ich Schwarz wurde» nieder. Für sie ist klar: «Es darf keine Rolle spielen, wie ich aussehe.» Doch «irgendwann musste ich mir eingestehen: Es spielt einfach immer noch eine Rolle». Solange das so ist, sagt Beldner, müssten wir darüber reden. «Es geht nicht anders.»
Denn sie höre Sachen, bei denen sie «Hoppla» denke. Gerade auch «von Leuten, die von sich sagen, sie seien so etwas von anti-rassistisch unterwegs» – und «von meinem eigenen Mann», der plötzlich viel bei sich hinterfragt habe. Warum er sich Sorgen um sie gemacht hat, welche Werte sie ihren Kindern mitgeben möchte und weshalb es den 10- und 13-jährigen Buben gepasst hat, als sie zwei Wochen lang nicht sprechen konnte, erzählt sie im SI.Talk.