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Das persönliche Interview mit Carlos Leal

«Ich rannte nackt durch Montreux»

Er meldet sich mit Pop zurück! Carlos Leal, einst Kopf der Hip-Hop-Kultband Sens Unik, macht auf Frauenheld. Hier verrät er, was er als Frau in Paris treiben würde, warum sein einziges Tattoo so winzig ist – und warum er betrunken besser Pipi machen kann.

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Carlos Leal, Schauspieler & Musiker.

Carlos Leal als Antiheld Charles im Video zu seinen aktuellen Singles «Les brunes et les blondes» und «Highway».

Serge Hoeltschi / 13 Photo

Wie wäre Ihr Name als Mädchen?
Frieda.

Und Ihr Spitzname als Kind?
Carlitos.

Was ist Ihre früheste Erinnerung?
Ich als kleiner Bub mit einem gelb-grünen Plastik-Truck, der mir gehörte.

Wie sah Ihr Zimmer mit 16 aus?
Viele Poster an den Wänden – ein Stilmix aus Modefotos und Salvador-Dalí-Kunstdrucken.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Florence! Sie fuhr wie ich Töff, und obwohl ich meinen frisiert hatte, war sie schneller. Das lag wohl am Modell: Ihres war ein italienisches; ich besass ein deutsches.

 

 
Kinder von Carlos Leal: Tyger und Elvis

Meine Kinder:
Ich liebe dieses Foto von Elvis und Tyger. Inzwischen sind sie schon etwas älter.

ZVG

Ihr schönstes Geschenk als Kind?
Ein Comic von Milo Manara – von meinem Bruder. Ich verstand zwar die Geschichte nicht, aber das Buch selbst war sehr schön.

Ihr Lieblingsbild im Fotoalbum aus Kindertagen?
Ich im weissen Gewand, wie ein Engel, bei der Erstkommunion. Mein Bruder hält meine Hand; in seinem Outfit sieht er wie eine Disco-Kugel aus.

Welches Buch, welcher Film und welche Musik haben Ihr Leben massiv beeinflusst?
«Novecento. Die Legende vom Ozeanpianisten» des italienischen Schriftstellers Alessandro Baricco, der Film «The Thin Red Line» von Terrence Malick – und Serge Gainsbourgs «Ballade de Melody Nelson». Wunderschön!

Ihr ulkigstes Mundartwort?
Flügeli – fürs Kinderschwimmen.

Ihre peinlichste Modesünde?
Ich verlor mit 18 eine Wette und musste splitternackt durch Montreux rennen.

 

 
Carlos Leal, Frau Jo, 2014

Meine Traumfrau:
Meine Frau Jo. Sie ist perfekt. Ich bin es leider nicht.

Jonas Mohr

Ihre liebste App?
LumaFusion – um Videos auf meinem Smartphone zu bearbeiten.

Haben Sie ein Tattoo?
Das kleinste der Welt, mit der grössten Geschichte: Mein Schulschatz Florence tätowierte sich mit Pelikan-Tinte und einer Nadel «Carlos» auf den Arm. Sie sollte mir Flo für Florence stechen, aber beim F ging die Tinte aus. Als ich daheim voller Stolz meiner Mutter das angefangene Tattoo zeigte, schrie und zeterte sie so sehr, dass ich Florence am nächsten Tag sagte, dass es beim F bleiben müsse. Ein halbes Jahr später zügelte sie, und wir verloren uns aus den Augen

und seither prangt dieses kleine F.
Moment, die Geschichte geht weiter.

Erzählen Sie!
Zehn Jahre später sitze ich mit meinen Bandkollegen von Sens Unik in Lausanne beim Essen, als Florence vorbeiläuft. Ich sprang auf, lief ihr nach und sprach sie an. Sie war geschockt. Als ich fragte, was los sei und wie es ihr gehe, erzählt sie mir, dass sie nächste Woche heirate und sie nur in Lausanne sei, um sich das «Carlos»-Tattoo entfernen zu lassen. Für mich war das Wiedersehen der Grund, das angefangene Tattoo für immer zu behalten.

Ihr grässlichster Urlaub?
In Miami – mit einem Fräulein, das ich in Paris traf. Sie war total crazy!

 
The Wave buch

Das lese ich gerade:
«The Wave» von Morton Rhue – ein Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu weit ging.

ZVG

Die beste Idee Ihres Lebens?
Ein Haus in L.A. zu kaufen, das in einer nicht so tollen Gegend lag, aber durch den Anschluss ans Metro-Netz heute ein Vielfaches mehr wert ist.

Und Ihre dümmste?
Einen Bandkollegen bei Sens Unik zu feuern, weil wir Probleme miteinander hatten. Er hatte grosses Talent! Wir sprachen uns später aus und verstehen uns heute sehr gut.

Welches Geräusch lieben Sie?
Das Lachen meiner Tochter.

Und welches hassen Sie?
Zähneknirschen – mein Sohn macht das manchmal im Schlaf.

Wovon träumen Sie schon lange, getrauen sich es aber nicht zu tun?
Wenn ich von etwas träume, nehme ich meinen Mut zusammen und tue es. So stellte ich mich kürzlich allein in Hollywood, Paris, Lausanne und Zürich auf die Strasse, um zu singen. Ich fühlte mich sehr nackt dabei.

Für welche Eigenschaft bekommen Sie immer wieder Komplimente?
Für meine Überraschungseffekte.

Das Kitschigste, was Sie jemals gemacht haben? Meine erste Werbung für Galaxus. Aber die wurde Kult. Sehr lustig!

Carlos Leal

In welcher Situation in Ihrem Leben hatten Sie so richtig Schwein?
Beim ersten Casting in Hollywood. Ich bat nach meinem Umzug nach Los Angeles meine Agentur, mir ein paar Wochen Zeit zu geben, um mich einzurichten. Trotzdem rief am nächsten Tag die Agentin an und meinte: Carlos, sie suchen eine französische Figur. Du gehst da morgen hin. Ich konnte keinen Text vorbereiten, war aufgeregt und fand mein Vorsprechen daneben. Als meine Agentin erneut anrief, verkündigte sie freudig: Gratuliere! Carlos, du drehst am Wochenende in Vancouver.

Wie sind Sie, wenn Sie betrunken sind?
Einfach lustig.

Und was können Sie alkoholisiert besser als in nüchternem Zustand?
Pipi machen. Es ist ein erleichterndes Gefühl.

Womit belohnen Sie sich selbst?
Mit einem guten Buch.

Sie wären für einen Tag eine Frau. Was tun Sie?
Mich super elegant kleiden, sexy, aber nicht vulgär. So würde ich durch Paris flanieren, dabei einen Lover kennenlernen, den ich die ganze Nacht liebe.

Wie alt wären Sie gern für immer?
45. Halt, nein! Da hatte ich eine Midlife-crisis, das war schlecht! 35 ist ein gutes Alter.

 
Von René Haenig am 4. Mai 2020 - 06:09 Uhr