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Das persönliche Interview mit Ryan Regez

«Der Tag des Olympiasiegs war der beste meines Lebens»

Als Kind schlief er mit Skischuhen im Bett ein, vor einem Rennen spielt er auch mal Eishockey. Heute ist der Berner Oberländer Ryan Regez Olympiasieger im Skicross. Ob er seine Goldmedaille gross gefeiert hat – und wie er sich nun belohnt.

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Ryan Regez, Skicross, Persönliche Interview, SI 08/2022

Ryan Regez, 29, liebt extravagante Kleidung – und nimmt sich selber nicht immer ganz ernst. 

Philipp Müller

Ryan Regez, war der 18. Februar 2022 der beste Tag Ihres Lebens?
Der Tag des Olympiasiegs gehört zu den besten meines Lebens. Vergleichbar mit der Auto- oder der Lehrabschlussprüfung. Man arbeitet lange auf etwas hin – und kann danach eine neu gewonnene Freiheit geniessen.

Welchen Tag möchten Sie noch einmal erleben und warum?
Gar keinen. Das würde eben das Spezielle an den Ereignissen wegnehmen.

Wie haben Sie Ihr Gold gefeiert?
Das war nicht wirklich möglich: Interviewmarathon, Pressekonferenz, Dopingkontrolle, Duschen, Umziehen, Medaillenzeremonie – dann gabs in einem Restaurant einen kurzen Applaus und ein Team-Nachtessen. 

Nun sind Sie für den Weltcup in Russland. Haben Sie nie überlegt, umzubuchen und zu Familie und Freunden in die Schweiz zu reisen?
Nein. Es geht noch um viel im Gesamtweltcup. Am 6. März gibts dann einen Empfang in meiner Heimat Wengen. Darauf freue ich mich natürlich. 

Als Sie Kind waren: Was haben Ihre Eltern da immer zu Ihnen gesagt? 
Meist gings bei uns um Sport. Und da war es lustig, dass mein Vater und meine Mutter so unterschiedlich waren. Meine Mutter, Engländerin, sagte immer «great» oder «well done», egal, wie es lief. Mein Vater, jahrelang mein Trainer, war da schon strenger. Ein «gut» gabs nur, wenn es wirklich sehr gut war. Das machte mich ehrgeizig.

Hatten Sie einen Spitznamen als Kind?
Wenn man mit einem englischen Vornamen in einem Schweizer Bergdorf aufwächst, ergeben sich diese unfreiwillig von selber. Ich hörte meinen Namen in jeder möglichen Aussprache. 

Ihr Lieblingsbild im Fotoalbum aus Kindertagen?
Da gibts einige. Im Kindergarten hatte ich zum Beispiel eine lustige Frisur, kurze Haare mit komischen Fransen. Dann gibts ein lustiges Bild, wo ich samt Skischuhen im Kinderbett schlafe.

Wie alt wären Sie gern für immer? 
26. Kein Baby mehr, fast erwachsen und körperlich voll leistungsfähig.

Ryan Regez, Skicross, Persönliche Interview, Freundin Barbara, SI 08/2022

Seine Freundin Barbara, eine gebürtige Tschechin, lernte Regez via Social Media kennen.

Ryan Regez Instagram

Was an Ihnen ist nicht normal?
Wenn ich barfuss laufe, knacken meine Füsse und Zehen ständig. Heimlich anschleichen – für mich unmöglich!

Haben Sie ein Tattoo?
Ja, ich habe einen Pinguin oberhalb der Ferse. Diesen haben eine Kollegin, mein Servicemann und ich im Trainingslager in Argentinien stechen lassen. Am anderen Fuss habe ich einen Schriftzug und am Arm ein «Geschwistertattoo». Dasselbe trägt meine Schwester. 

Ihre peinlichste Modesünde? 
Viele würden wohl meine pink-violetten Einhorn-Leggings, die ich im «Sportpanorama» trug, als peinlich bezeichnen. Ich aber nicht – für mich war das ein gelungener Stunt. 

Womit belohnen Sie sich?
Mit einem veganen Burger – meinem Lieblingsessen. Oder mit Ruhe!

Ihr grässlichster Urlaub?
Ich war einst mit ein paar Kollegen im Spätsommer in Italien. Unser Plan: sünnelen, baden, Tennis spielen. Dann regnete es die ganze Woche – und nicht mal das Internet funktionierte richtig.

In welcher Situation hatten Sie richtig Schwein?
Bei einem Rennen in Kanada. Ich ging bei minus 25 Grad jeden Tag Eishockey spielen mit den Einheimischen. Für den Wettkampf war ich schon total ausgepumpt. Doch in den Vorläufen stürzten jeweils die ersten zwei Athleten, sodass ich es doch in den kleinen Final und auf den sechsten Platz schaffte. 

Ihr schönstes Geschenk als Kind? 
Ein riesiger Plüsch-Waschbär aus einem lokalen Geschäft. Ich habe so lange gestürmt, bis ich ihn bekommen habe.

Ryan Regez, Skicross, Persönliche Interview, SI 08/2022

«Viele würden wohl meine pink-violetten Einhorn-Leggings als peinlich bezeichnen. Ich aber nicht.»

Philipp Mueller/ SI SKI

Welches Geräusch hassen Sie?
Ich bin diesbezüglich ziemlich sensibel. Alles, was laut und repetitiv ist, geht nicht. Ich kann zum Beispiel keinen Film schauen und daneben noch diskutieren oder Fragen beantworten. 

Haben Sie einen Traum, der stets wiederkommt?
Das nicht, aber ich visualisiere vor Wettkämpfen immer vor dem Schlafen, wie der nächste Tag aussehen soll.

Wovon träumen Sie schon lange, getrauen sich aber nicht, es zu tun?
Ich bin momentan total daran, meinen Traum zu leben. Ich wollte auch immer mal länger ausserhalb der Schweiz leben. Nun mache ich das im Frühling: Dann gehts für zwei Monate nach Kalifornien.

Bei welchem Thema haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?
Bei der Ernährung. Das war ein grosser Schritt. Seit 2017 bin ich Veganer. 

Für welche Eigenschaften bekommen Sie oft Komplimente?
Dass ich gross und kräftig bin. 

Wie sind Sie, wenn Sie betrunken sind? 
Ich trinke seit sieben oder acht Jahren gar keinen Alkohol. 

Engagieren Sie sich ehrenamtlich? 
Ich helfe unserem Skiklub in Wengen nach dem Lauberhornrennen jeweils, den Abfall zusammenzulesen. Das ist ein kleines Dankeschön, dass sie mich immer unterstützt haben.

Ab welchem Geldbetrag ist man Ihrer Meinung nach reich? 
Reich sein ist doch nicht von Geld abhängig. Sondern davon, wie sehr man sich über kleine Dinge freuen kann. 

Sie erhalten einen Preis für Ihr Lebenswerk. Wer soll die Hommage halten? 
Das wäre mir relativ egal. Wichtig wäre, dass die Fakten stimmen (lacht). 

Von Sarah van Berkel am 27. Februar 2022 - 12:04 Uhr