Zu Besuch bei Kenny's Autocenter in Dietlikon

Die Kaffeemaschine dampft. Marc Eichenberger (38) bereitet sich einen Flat White mit zwei Espresso-Shots zu. Vis-à-vis glänzen die neusten Mercedes-Modelle. Gehts um die Kombination von Auto und Kaffee, ist das Kenny’s Auto-Center legendär. Vor Jahren machte Gründer Kenny Eichenberger (69) die Firma mit seiner Käfeli-Werbung zum Kult. Seit 2016 führt Sohn Marc die Kenny’s Gruppe, welche die Marken Mercedes-Benz und Smart vertritt. Als CEO modernisiert er Altbewährtes. Und hebt im neuen Flagship-Store in Dietlikon ZH nicht nur das Kult-Käfeli auf ein neues Level. Marc Eichenberger führt durch die Hallen, die einst eine Kranfabrik waren. Wie früher sein Vater geht er täglich durch den Betrieb. Grüezi sagen, die verschiedenen Abteilungen wie die grosse Werkstatt (1600 m2) inspizieren, nah- und ansprechbar für die Mitarbeitenden sein. Den Frauenanteil von 15 Prozent möchte er erhöhen.

Schon als Kind hilft Marc mit seiner älteren Schwester Carla bei Ausstellungen mit, verantwortet die Kinderecke, beklebt Prospekte. «Am Abendtisch war die Firma omnipräsent. Und auf langen Autofahrten telefonierte Kenny – so bekam ich viele Entscheide mit.» Trotzdem: Marc will zuerst seinen «eigenen Weg gehen». Der gelernte Informatiker gründet ein IT-Start-up – und verkauft es nach vier Jahren. Mit 26 steigt Marc ins Familienunternehmen ein. «Allerdings an neutralem Ort, bei der Smart-Vertretung Keto Autocenter AG, wo mein Vater nicht operativ tätig war.» Als Marketingverantwortlicher etabliert er dort Mercedes-Benz im Smart Center. Jährlich gehts höher hinauf. Marc wird Chef der Keto-Gruppe, die damals rote Zahlen schreibt. Fast zeitgleich fällt bei Kenny’s jemand in der Geschäftsleitung aus. «Es ergab Sinn, die Firmen zu fusionieren», erklärt Marc. Kenny zögert. «Ich hatte Respekt wegen den unterschiedlichen Betriebskulturen: Bei Smart war diese jung, dynamisch, bei Kenny’s konservativer und vorsichtiger.» Er überlässt Marc die Fusion. «Sozusagen seine Meisterprüfung.»

Der Generationenwechsel ging früher vonstatten, als es Kenny wollte – auch fünf Jahre eher, als Marc gedacht hatte. «Heute habe ich nichts mehr zu sagen», meint Kenny zufrieden. Er hält 20 Prozent der Firmenanteile, sein Sohn 80. «Ich war noch der Patron, der an der Sitzung gesagt hat, wie es läuft. Heute ist das anders.» Marc bezieht sein Team in Entscheidungen mit ein, führt nach dem Selbstverantwortlichkeitsprinzip. Ein Ruheraum samt Playstation und Barbecue jeden letzten «Do im Mo» halten das Arbeitsklima hoch. Obwohl der Durchschnittsschweizer sein Auto alle vier bis fünf Jahre wechselt: «Wir müssen in allen Prozessen effizient sein, sonst geht die Rechnung nicht auf.» Die Kundschaft sei besser informiert und verwöhnter als früher, sagen beide. Zum Abschluss eines Verkaufs gibts heute den goldenen Buzzer: Begleitet von Licht, Musik und aromatisiertem Dampf, erhält der Käufer oder die Käuferin das Auto überreicht: «Experience-Handover». Autokauf 2023: Es beginnt mit einem Käfeli und endet mit einer Show.