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Mit Gattin Oriana in «Moskau Einfach!»

Micha Lewinsky gibt am Set den Ton an – für sie kein Problem

«Moskau Einfach!» – kaum im Kino und schon mehrfach für den Filmpreis 2020 nominiert. Regisseur Micha Lewinsky und Schauspielerin Oriana Schrage sind nicht nur im Film ein starkes Team. Ihr Rezept: «Nicht aufgeben!»

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Micha Lewinsky mit Ehefrau Oriana Schrage 2020

Regisseur Micha Lewinsky und Schauspielerin Oriana Schrage sind seit 15 Jahren ein Paar.

Thomas Buchwalder

Wenn Micha Lewinsky, 47, und seine Frau Oriana Schrage, 42, in Ruhe arbeiten wollen, ziehen sie sich in ihren schnuckligen Mini-Loft direkt an der Limmat zurück. Eine Küche, nicht grösser als eine Kommode, ein bequemes Sofa, ein Klapptisch und ein paar zusammengewürfelte Stühle. «Mehr brauchen wir nicht», sagt Lewinsky. Der Regisseur und die Schauspielerin lernten sich über Michas damalige WG-Partnerin kennen. «Oriana kam zu Besuch, und es war klar.» Das ist 15 Jahre her. 2007 heiratet das Paar und wohnt seither mit seinen beiden Kindern in Zürich.

Die in Israel geborene Schauspielerin wächst in Brasilien und Deutschland auf und steht bereits als 17-Jährige auf der Theaterbühne. 1996 ergattert sie die erste Filmrolle im Liebesdrama «Das erste Mal». Ihre Premiere 2008 in Michas Kinodebüt «Der Freund» ist zwar nur eine Minirolle, «aber dafür zum ersten Mal in  Schwiizerdütsch», erinnert sich Oriana, die in den letzten Jahren in fast all seinen Filmen mitgespielt hat.

Das ist für beide keine Selbstverständlichkeit. «Bei grösseren Rollen gehe ich wie alle Schauspieler zum Casting.» Und manchmal geht die erhoffte Rolle auch an ihr vorbei. «Deswegen hängt der Haussegen aber nicht schief», lacht Lewinsky. «Meine Frau ist eine super Schauspielerin. Mich wundert, dass sie nicht in jedem Film meiner Kollegen mitspielt. Findest du nicht?» Etwas verlegen senkt Oriana den Kopf.

Micha Lewinsky mit Ehefrau Oriana Schrage 2020

Micha Lewinsky wusste schnell, dass Oriana Schrage die Frau seines Lebens ist: «Sie kam zu Besuch, und es
war klar.»

Thomas Buchwalder
André Häfliger Blog: Charles Lewinsky

Drehbuchautor Charles Lewinsky («Fascht e Familie») ist Michas Vater.

André Häfliger
Vater Charles liest Michas Drehbücher

Micha tritt in grosse Fussstapfen. Mit seinem Vater teilt er von Kind auf die Freude für Sprache und Geschichten: Der berühmte Drehbuchautor und Schriftsteller Charles Lewinsky, 73, liest noch heute oft Michas Drehbücher. «Es ist toll, dass mein Vater versteht, so etwas zu lesen.»

Trotzdem war es Micha immer wichtig, seinen eigenen Weg zu gehen. «Ich probiere gern Verschiedenes aus. Habe auch Musik gemacht, Kulturmanagement, führe Regie und schreibe Drehbücher.» Doch spätestens seit Filmen wie «Der Freund» und «Die Standesbeamtin» steht er seinem erfolgreichen Vater in nichts nach.

Oriana brüht in der Miniküche einen Schwarztee auf. «Micha, willst du auch eine Tasse?» Mit ihrer warmen Stimme gehört sie seit fünf Jahren zum festen Sprecher-Pool des Schweizer Fernsehens. Und steht neben ihren Filmrollen regelmässig auch auf der Bühne. Zurzeit tourt sie mit dem Stück «Schoggiläbe» des Fallalpha-Kindertheaters durch die Schweiz. «Das macht mir unglaublich viel Spass!»

 
Micha Lewinsky 2020

Oriana Schrage: «Micha ist ein Querdenker und packt alles etwas anders an.»

 

Thomas Buchwalder
Lewinsky wurde von der Bundespolizei bespitzelt

30 Jahre ist es her, dass Micha Lewinsky von den Schweizer Behörden seine «Fiche» bekam. Er ist einer von 700'000 Personen, die aus Angst vor politischer Subversion von der Bundespolizei bespitzelt wurden. Grund für diese Akte war nicht – wie von ihm vermutet – seine Teilnahme an einer Anti-Apartheids-Demo oder dass er Sympathisant der GSoA (Gruppe für eine Schweiz ohne Armee) war, sondern ein simples Telefonat.

«Als 14-Jähriger habe ich die russische Botschaft angerufen und für einen Schulvortrag über die Transsibirische Eisenbahn nach einem Prospekt gefragt», erzählt Lewinsky kopfschüttelnd. 1989 fliegt diese exzessive Observation von Schweizer Bürgern, aber auch Ausländern auf – ein Jahrhundertskandal. Doch bald werden die Akten, die Verletzungen elementarer Bürgerrechte und des Datenschutzes beinhalten, stillschweigend ad acta gelegt.

Jetzt nimmt Micha mit «Moskau Einfach!» die Fichenaffäre wieder aus der Schublade. «Auch heute ist das Thema Überwachung brandaktuell», sagt er. Lewinsky geht es jedoch nur zweitrangig um den Skandal. Vielmehr fasziniert ihn das Doppelleben der Polizisten, die damals als Spitzel in die linke Szene eingeschleust wurden. «Heute kann der Nachrichtendienst mit ein paar Klicks am Schreibtisch eruieren, wo und mit wem sich jemand zu einer bestimmten Zeit aufhält. Früher war das nur mit monate-, ja sogar jahrelanger Überwachung möglich.»

Micha Lewinsky mit Ehefrau Oriana Schrage 2020

Die Schauspielerin geniesst die Ruhe in ihrem Mini-Loft. «Hier finde ich Zeit für eine Tasse Tee und lerne meine Texte.»

Thomas Buchwalder
Lewinsky machte Komödie aus Fichenskandal

Auch bei Oriana weckt das Thema Überwachung Erinnerungen. Als Kind einer brasilianischen Lehrerin und eines deutschen Biologen wuchs sie in einem sehr politischen Elternhaus in Brasilien auf, in den 80er-Jahren eine Militärdiktatur. «Wir mussten das Land plötzlich Hals über Kopf verlassen.»

Lewinsky hat aus dem damaligen Fichenskandal eine Komödie gemacht. «Mein Film könnte auch ein Drama sein. Bei der Premiere lachten viele, aber der eine oder andere hat auch ein Tränli verdrückt.» – «Also ich finde
ihn so lustig», schwärmt Oriana. Ihre Filmrolle als Regieassistentin in «Moskau Einfach!» ist ihr auf den Leib geschrieben. Dass ihr Ehemann auf dem Set den Ton angibt, ist für die emanzipierte Frau kein Problem, im Gegenteil. «Ich arbeite mega gern mit Micha zusammen. Er ist ein Querdenker und packt alles im Leben etwas anders an.»

So sehr Oriana diese Qualität an ihrem Mann schätzt, wenn sie jemanden braucht, der zu Hause Hand anlegen muss, holt sie sich lieber anderweitig Hilfe. «Ich bin kein Handwerker», gibt Micha offen zu. «Er fände sicher einen ganz eigenen Weg, um ein Regal zu bauen», scherzt Oriana, «aber Schreiben liegt ihm definitiv besser!»

Von Karin El Mais am 16. Februar 2020 - 16:01 Uhr