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Es gleicht dem Legoland

Musiker Bligg zeigt sein Zuhause

Musiker Bligg steht für eingängige Melodien und Wortwitz. Privat geht es der zweifache Vater gelassen an. Daheim am Zürichsee zeigt er, wie er durch ein spezielles Hobby Ruhe findet. Und verrät, warum sich ein besonderes Lied für seine Partnerin wie ein Heiratsantrag angefühlt hat.

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Bligg, Musiker

Autos, Elektronik, Drachen: Bliggs Lego-Sammlung daheim lässt sich zeigen und – «bitte vorsichtig!» – anfassen.

Kurt Reichenbach

Mit verschmitztem Lächeln schnüffelt Bligg (47) an einer Blume. «Riecht nach Plastik», sagt er. Kein Wunder, die Rose ist nicht echt, sondern ein Lego-Sammelstück. «Zu ‹Rosalie› passt sie trotzdem», scherzt der Musiker und bezieht sich damit auf einen seiner bekanntesten Hits. Das Blumenbouquet aus Lego stellt er vorsichtig zurück auf die Kommode.

Es ist nur ein Bruchteil von Bliggs Sammlung, die er subtil durch die gesamte Viereinhalbzimmerwohnung am südlichen Zürichseeufer verteilt hat. Hier wohnt er seit bald fünf Jahren mit seiner Partnerin Fabienne und Töchterchen Vivienne (3) die gerade bei Fabiennes Eltern vorbeischauen. Sohn Lio (8) aus einer früheren Beziehung ist regelmässig und in den Ferien zu Besuch.

Bligg, Musiker

Awards und Auszeichnungen: Die Wände von Bliggs Studio sind behangen. Was keinen Platz findet, lagert er im Hinterraum.

Kurt Reichenbach

Die bunten Lego-Klötze sind eine Passion von Bligg, die er schon lange pflegt. Und ja, er spielt auch allein mit ihnen. Wochenlang sei er zum Teil mit dem Aufbau eines Lego-Sets beschäftigt, erzählt der Mundartmusiker. Das bringt Marco «Bligg» Bliggensdorfer zur Ruhe. «Vor allem in Kombination mit einem Glas Wein und einem Podcast» – und dem Blick von seinem Wohnzimmer auf den Zürichsee.

Ohne diese Dinge kann der Rapper nicht leben

Bligg zeigt seine zehn Essentials

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Der Schweizer Rapper Bligg ist aktuell mit seinem neuen Solo-Album «Tradition» auf Clubtour. Doch was braucht der Mundart-Musiker alles auf der Bühne und im Alltag als Familienvater? Der Schweizer Illustrierten zeigt der 47-Jährige seine zehn Essentials, ohne die er nicht leben kann. Sina Albisetti

Von einer altmodischen Spielkonsole über ein funktionierendes Tischfussballset bis hin zu Donald Duck oder Sylvester aus «Looney Tunes» im Miniformat – bei Bligg gibt es alles aus dem farbigen Plastik. «Lego-Modelle bauen ist wie Musik machen», sagt der erfolgreiche Musiker. «Die Bauklötze stehen quasi für Songtexte, Melodien, Konzepte. Sie müssen bloss richtig vereint werden.»

Bligg, Musiker

Mit seinem Album «Tradition» ist Bligg noch bis Anfang Dezember auf Tour. Er spielt unter anderem in Basel, Baden oder Bern.

Kurt Reichenbach

Genau daran hat Bligg nun über ein Jahr lang auch in seinem musikalischen «Spielzimmer» gearbeitet. Das Ergebnis: sein 16. Album «Tradition», welches in der ersten Woche direkt Platz 1 in der Album-Hitparade belegt hat. Die Veröffentlichung der 14 Songs zelebrierte er auf seinen Onlinekanälen ganz gesittet mit Kamillentee, Kerzenschein und Himbeerroulade. «Früher sah das anders aus. Es hat getätscht wie sonst etwas», gesteht er. Das müsse er heute nicht mehr haben. «Gefeiert und über den Durst getrunken habe ich in der Vergangenheit genug.» Ausserdem habe er nie so werden wollen wie jene Menschen im Klub, «von denen ich früher selbst dachte, dass sie doch hierfür viel zu alt seien», sagt er mit einem Augenzwinkern.

So beschäftigt er sich heute lieber mit Tradition als mit Party. «Das Album bringt auf den Punkt, was ich musikalisch in den letzten 25 Jahren erschaffen habe.» Jetzt sei es Zeit, zu seinen musikalischen Wurzeln zurückzukehren. Sprich: moderner Sound, traditionelle Klänge, humorvolle Texte.

Bligg, Musiker

Beim Probesingen ihres Liedes «Milchstrass» entstehen Ideen, wie Bligg und Aaron Asteria dieses live performen können.

Kurt Reichenbach

Treu bleibt er sich auch in einem weiteren Punkt: «Ich komme aus der Generation, die ihren Songs den Platz gibt, welchen sie brauchen.» Er mag keine Richtlinien befolgen wie etwa jene, dass Songs mit gewisser Länge bei Streamingplattformen wie Spotify besonders gepusht werden. «Das interessiert mich null.»

Vom Vorbild zum Freund

Szenenwechsel. Bligg empfängt Musikerkollege Aaron Asteria in seinem Studio, das er sich in der Nähe seiner Wohnung eingerichtet hat. «Such dir eine Klampfe aus», sagt Bligg zum 27-Jährigen. Asteria entscheidet sich für die E-Gitarre. Der Newcomer aus Rapperswil und der Mundartkünstler lernen sich im Rahmen der Club Tour von Blay kennen. Gemeinsam mit Marc Sway sucht Bligg fünf Talente, welche die Shows ihrer Projektband Blay eröffnen. Sie finden unter anderen Aaron Asteria. Nach den Proben für das Konzert in Chur schlägt Bligg dem jungen Sänger vor, einen Song bei ihm im Studio aufzunehmen. «Ich dachte, Bligg will nur nett sein, und wie bei vielen in der Branche wird schliesslich sowieso nichts draus.»

Bligg, Musiker

Nach einem Jahr Arbeit hält der Mundartmusiker sein Album in CD-Form in der Hand.

Kurt Reichenbach

Doch der Musiker steht zu seinem Wort und bucht Aaron für das Vorprogramm seiner kommenden Tour im Herbst. «Anfangs konnten meine Freunde kaum glauben, dass Bligg mich anruft!» Schliesslich sind sie alle mit dessen Musik aufgewachsen. Jetzt ist er Aarons Mentor. Gemeinsam veröffentlichen sie die Single «Milchstrass». Das Lied gedenkt verstorbener Liebster. «So ein gewaltiges Feedback habe ich bisher bei keinem meiner Songs erhalten», so Bligg.

Bligg zeigt auf seinem neuen Album eine ungewohnt zärtliche Seite. Der Song «Fabienne» handelt von seiner Partnerin, deren Namen er bisher strikt geheim gehalten hat. Die beiden kennen sich seit der Zeit, als er die Gage für seine ersten Gigs als Bargeld in einem Schuhkarton auf die Bank bringt. Dort wird er von Fabienne bedient. Es entsteht eine Freundschaft, daraus eine Liebelei. Später verlieren sie sich aus den Augen. Bligg liiert sich mit Tänzerin Tiziana Cocca, hat mit ihr Sohn Lio.

Bligg, Musiker

Familienvater und Musiker: «Ich bin froh, dass ich in der Schweiz auf Tour gehen kann und trotzdem nie weit weg von der Familie bin.»

Kurt Reichenbach

Romantische Songpräsentation

Der Zufall vereint Fabienne und Bligg Jahre später wieder. Heute haben sie eine gemeinsame Tochter. «Ich dachte früher, ich hätte schlechten Einfluss auf Fabienne», sagt Bligg. In Zürich Schwamendingen, wo er aufgewachsen ist, gehe es zuweilen grob zu und her. «Mittlerweile weiss ich: Es ist bei der Bank ganz ähnlich», witzelt er.

Mit dem Song für sie überrascht er seine Partnerin an einem kinderfreien Wochenende in Andermatt. Während Fabienne in der Massage ist, bereitet er das Hotelzimmer romantisch vor. «Ihre Reaktion bedeutet mir mehr als jeder Award.» Sehr emotional sei es gewesen, sagt er. Der Rest bleibt geheim. «Im Herzen fühlte sich das an wie ein Heiratsantrag.» Der Song startet mit afrikanisch angehauchten Klängen. «Das habe ich für unsere Vivi gemacht. Sie ist Shakira-Fan und liebt ihr Lied ‹Waka Waka›.» Tanzen sei ihr Ding. «Sie hat zudem mein Stimmorgan.» Sohn Lio hingegen mag es ruhig. «In ihm sehe ich dafür meine gefühlvolle Seite.»

Das Zusammensein als Patchworkfamilie funktioniere gut. «Klar ist es nicht immer einfach. Aber das ist es in keiner Familie.» Ein absolutes Muss: am Sonntag mit der Familie zu essen. «Das ist der Leim, der uns zusammenhält – und zeigt, wie wichtig eben Traditionen sind.»

Von Vanessa Nyfeler am 5. November 2023 - 18:00 Uhr