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Richard Kägi

Schlägt bei ihm nochmal die grosse Liebe ein?

Er liebt gutes Essen und ­feinen Wein. Foodscout, Kochbuch­autor und Tausendsassa Richard «Richi» Kägi wünscht sich zum 65. Geburtstag eigentlich nur eins: Sich wieder zu verlieben. «Selbst eine Hochzeit würde ich nicht ausschliessen. Wenn es dann die richtige ist.»

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Richard Kaegi

Sinnesmensch Kägi: Nicht nur fein schmecken, auch gut riechen gehört für Richi zum Genuss.

Geri Born

Der Kerl hat, wovon andere Männer träumen: eine avantgardistische vierstöckige Villa am Zürichberg (Bronzefassade, Beton, Riesenfenster), eine luxuriöse Edelstahlküche, exquisite Kunst an den Wänden – und im Schlafgemach eine exotische, traditionelle japanische Ofuro-Holzbadewanne. Unten in der Tiefgarage glänzen zwei schicke Oldtimer (Fiat Spider und Alfa GTV Bertone) plus ein einzigartiges Motorrad (Honda CB750 Cafe Racer).

Der Typ, dem das alles gehört, heisst Richard Kägi, Übername «Richi». Wobei dem 64-Jährigen wichtig ist, dass es schweizerisch «Richi» und nicht «Ritschi» ausgesprochen wird. Als Sprachpurist hasst er jegliche Anglizismen; erst recht mag er also nicht «die Verenglischung meines Namens».

Richard Kaegi

Kägi mit Kater: der ehemalige Globus-Foodscout, Autor und Gourmetkoch Richard Kägi mit Alfred in seinem Reich auf dem Zürichberg.

Geri Born

Kägi ist ein Ur-Winterthurer mit österreichischen Wurzeln. Seine Mutter stammt aus der Alpenrepublik, ihr verdankt er seinen Rufnamen. «Sie liebte die Sage von Richard Löwenherz.» Die Mutter gab ihm auch die Leidenschaft fürs Kochen mit auf den Weg. Kägi hat noch zwei Brüder und eine Schwester. «Wir lebten sehr sparsam, Fleisch gab es selten, oft stand ein typisches Armeleutemahl auf dem Tisch. Trotzdem war Essen schon damals für mich etwas Spezielles.» Mit dem Vater überwarf er sich als Teenie. «Er verprügelte mich, behandelte unsere Mutter schlecht.» Nachdem der Alte in Spanien ums Leben gekommen sei, habe er beim Ausräumen von dessen Haus erkannt, dass dieser selbst unter schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sei und wohl deshalb so hart war. Inzwischen blicke er ohne Groll auf seinen Vater zurück. Einer von Kägis beiden Katern trägt sogar dessen Namen: Alfred. Der andere Stubentiger heisst Jack.

Richard Kaegi

Gastgeber: Zweimal im Monat lädt Kägi etwa 20 Leute zum Dinner in sein Zuhause ein – und das seiner beiden Kater Alfred (im Bild) und Jack.

Geri Born

Vom Striplokal zum Foodscout

Nach seiner Lehre zum Maschinenmechaniker hängt Kägi noch eine Kellner-Stifti an. Eine Koch-Ausbildung absolviert er nie, dafür hat er das Wirtepatent. Ein Freund überredet Richi in den 1980er-Jahren, ins Nachtklub-Business einzusteigen. «Wir waren Greenhorns, in deren Laden sich Tänzerinnen auszogen.» Das Abenteuer endet nur anderthalb Jahre später desaströs mit einer halben Million Franken Schulden. Richi, damals 21, ist gerade Vater geworden: Michele ist heute 43, Manuel 40. «Damals dachte ich, mich in Brasilien einer Gesichts-OP unterziehen und untertauchen zu müssen.» Kägi erinnert sich an den Leitsatz seiner Mutter: «Gib nie auf!» Er macht aus dem Strip-Schuppen eine Disco, zahlt die Schulden zurück, verdient fortan ordentlich Geld, investiert es in Aktien. «Bis heute wirtschafte ich sehr vernünftig.» Geld gebe er nur aus für Reisen, Essen und Kunst – «und für Geschenke an meine Kinder».

Richard Kaegi

Richard «Richi» Kägi in seinem Traumhaus auf dem Zürichberg: Vor 16 Jahren liess er es von einem Architekten entwerfen. «Es war ein Schnäppli.»

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Kägi zeigt sich durchaus grosszügig. So lädt er zweimal im Monat 20 Gäste in sein Haus ein – zur Dinnerparty. Als er noch Globus-Delicatessa-Foodscout war, bekochte er ausschliesslich Kunden des Traditions-Warenhauses. Seit er 2021 nach 27 Jahren «gefeuert» wurde, kommen auch Leute wie du und ich in den Genuss.

Richard Kaegi

Bücherwurm, Kunst- und Designliebhaber: Hausherr Kägi liest am liebsten in seinem Papa Bear Lounge Chair des dänischen Kultdesigners Hans J. Wegner.

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Alte Freundschaft mit Giacobbo

Für den 15. September bereitete eine Gala-Dinner-Show im Casinotheater Winterthur vor. Mit dessen VR-Präsidenten verbindet ihn eine langjährige Freundschaft. «Viktor Giacobbo kenne ich schon seit über 40 Jahren. Als er vor 23 Jahren Geldgeber fürs Casinotheater suchte, zeichnete ich Aktien. Und er investierte umgekehrt in meinen Weinhandel, den ich einst hatte.» Mit einem Viergangmenü ist Kägi bei der Show für den Gaumenkitzel der Gala Dinner-Teilnehmer zuständig, Soulsängerin Nicole Bernegger kitzelt dafür deren Ohren und Comedienne Helga Schneider die Lachmuskeln der Gäste.

Kägi ist ein Typ, der auf vielen Hochzeiten tanzt. «Ich versuche, mein Leben so interessant zu gestalten, dass mir nie langweilig ist.» Jüngst gründete er mit zwei ehemaligen Globus-Kollegen das Start-up Homemade, einen Onlinestore, bei dem laut Eigenwerbung «alles Schöne und Nützliche rund um Küche und Tisch» angeboten wird.

Richard Kaegi

Connaisseur: Im Keller des ehemaligen Weinhändlers lagern viele edle Tropfen.

Geri Born

«Ich bin nicht pflegeleicht»

Richard Kägi hat sich vieles, von dem Männer träumen, erfüllt. Seinem grössten Traum allerdings hängt er bis heute nach. «Mich so richtig zu verlieben und nochmals zu heiraten, das wärs!» Die Ehe mit der Mutter seiner beiden Kinder endete einst im verflixten siebten Jahr. Das jüngste Beziehungs-Aus liegt erst einige wenige Monate zurück. Es setzt ihm noch immer zu. Ist er ein schwieriger Mensch? Richi denkt lange nach, ringt nach den richtigen Worten. «Ich sags mal so: Ich bin kein pflegeleichter Mann, auch nicht in Beziehungen. Doch kann ich wahnsinnig viel geben. Wobei ich genauso gern empfange – vor allem Liebe.»

Von René Haenig am 9. September 2023 - 18:00 Uhr