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ASGI

«Es ist eine Win-win-Situation»

Der Zürcher Anwalt und ASGI-Präsident Franz Szolansky ist neu im Vorstand von Swiss Golf. Er war massgeblich daran beteiligt, dass eine Spaltung der Schweizer Golfszene verhindert werden konnte.

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Franz Szolansky

Mystik des Spiels: Szolansky geniesst die Runde in Winterberg (Bild) ebenso wie den Besuch des Masters in Augusta.

Maurice Haas/13 Photo

Im Jahr 2017 braut sich über dem Schweizer Golfhimmel ein Gewitter zusammen. Ernsthafte Differenzen entstehen zwischen der ASG, der Vereinigung der 98 Golfclubs unter deren Präsident Jean-Marc Mommer, und der ASGI sowie der Migros, den beiden Organisationen der klubfreien Golferinnen und Golfer. In den ASG-Klubs sind zu dieser Zeit rund 60% der knapp 92 000 Golfenden Mitglied. Mommer beabsichtigt, die Mitglieder der Organisation ASGI und der Migros zu übernehmen, und stellt sie vor vollendete Tatsachen, indem er deren langjährige Verträge kurzfristig kündigt. ASGI und Migros steuern über die Beiträge ihrer Mitglieder und eigene direkte Leistungen gegen 40 Prozent zu Budget und Leistungen der ASG bei. 

Der Bruch kann vermieden werden. Nach dem Rücktritt Mommers und der Wahl von Reto Bieler als neuem ASG-Präsidenten einigen sich die drei Parteien im September 2018 auf eine Lösung mit Eckpunkten, die an der Delegiertenversammlung im März abgesegnet werden. 

DIE LÖSUNGEN

In den Statuten von Swiss Golf(neue Bezeichnung) gibt es eine neue Mitgliederkategorie «Public-Golf- Organisationen » (kurz PGOs), zu der die ASGI und die Migros gehören. 

Die PGOs bezahlen Swiss Golf einen eigenen Jahresbeitrag von neu je 50 000 Franken statt wie bisher je 300 Franken. 

Jedes Aktivmitglied eines Klubs oder einer PGO entrichtet einen identischen Beitrag pro Jahr an Swiss Golf (derzeit 70 Franken).  

Pro Aktivmitglied entrichtet jede PGO zusätzlich einen jährlichen Beitrag von 90 Franken: 60 Franken für Klubs und 30 Franken für die Förderung des Golfsports.  

Franz Szolansky, ist die ASGI mit der Einigung zufrieden? 

Die ASGI hat mehr gegeben und weniger erhalten als gewollt. Wir hätten gern ein grösseres Stimmrecht an der Delegiertenversammlung gehabt und weniger bezahlt. Die ASG auf der anderen Seite wollte uns weniger Stimmen gewähren und mehr Geld haben. Am Schluss haben wir uns im Interesse des Golfsports in der Schweiz auf einen tragfähigen Kompromiss geeinigt, mit dem die ASGI zufrieden ist.  

Wie schwierig waren die Verhandlungen mit der ASG und der Migros? 

Die ASG hat mit ihrem Verhalten unter Präsident Mommer uns und die Migros zu einer Art Schicksalsgemeinschaft gemacht. Wir sassen im selben Boot und verhandelten gemeinsam mit der ASG. In der Sache waren die Diskussionen hart, aber, fair und lösungsorientiert. Das Ziel war, eine Spaltung zu verhindern und eine nachhaltige Lösung im Interesse aller Beteiligten zu finden. 

Haben Sie stets an einen erfolgreichen Ausgang geglaubt? 

Ja. Eine erfolgreiche Zukunft für Golf in der Schweiz war nur mit einer Integration möglich. Wir vertreten zusammen mit der Migros fast 40 000 Golferinnen und Golfer, sie kann man nicht ausgrenzen, ohne dass der Golfsport und der Golfmarkt darunter leiden. Wir hätten einen Plan B gehabt, aber Plan A war stets, eine Lösung mit der ASG zu finden. Ich bin froh, dass das den Beteiligten gelungen ist.  

Auf Dauer? Oder nur als Burgfrieden? 

Ich glaube an die Nachhaltigkeit. Das ist in erster Linie das Verdienst von Reto Bieler. Für mich ist er «Golf’s man of the year 2018». Ohne ihn wäre die Einigung wohl nicht zustande gekommen. Er musste seine 98 Klubs vom Deal überzeugen. Wir und die Migros sind nun nicht mehr über einen Vertrag, sondern via Statuten mit Swiss Golf verbunden. Das ist eine solide und damit nachhaltige Basis. 

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet: Was bringt der Einsitz im Vorstand von Swiss Golf der ASGI konkret? 

Wir fühlen uns nun vollwertig anerkannt. Ich sehe meine Rolle als Bindeglied zu den klubfreien Golferinnen und Golfern. Früher hiess es oft: Ihr habt nichts zur Erstellung unseres Golfplatzes beigetragen, also habt ihr auch nicht die gleichen Rechte wie unsere Mitglieder. Nun hat auch die ASG erkannt, dass es ohne klubfreie Golferinnen und Golfer weniger Golfplätze brauchen würde, mithin etliche ihrer Klubs wirtschaftliche Schwierigkeiten bekämen. Ohne die Greenfees der Klubfreien müssten wohl mehrere Plätze in der Schweiz geschlossen werden. 

Franz Szolansky

Fürsprecher der Idee des Golfsports für alle: Franz Szolansky in der Zürcher Anwaltskanzlei, in der der ASGI-Präsident unter anderem als Fachmann für Sportrecht tätig ist.

Maurice Haas/13 Photo

”Eigene Plätze? Vorderhand ist das kein Plan. Wir wollen die Klubs nicht konkurrenzieren“

Franz Szolansky
Der neue Boss

Franz Szolansky, 68, ist Konsulent in der Anwaltskanzlei Bratschi in Zürich, spezialisiert unter anderem auf Sportrecht. In diesem Bereich bekannt wurde er, der 15 Jahre lang im VR des Eishockey-Klubs Genf-Servette sass, durch die Vertretung von ZSC-Lions-Eishockeyspieler Andrew McKim. McKim war im Oktober 2000 von Davos-Spieler Kevin Miller derart gefoult worden, dass er seine Karriere beenden musste. Szo-lan-sky erreichte vor Bundesgericht eine Verurteilung Millers wegen vorsätzlicher einfacher und fahrlässiger schwerer Körperverletzung und 1,6 Millionen Franken Schadenersatz für McKim. 

Szolansky spielt seit einem Studienjahr 1973/74 in den USA Golf. Seit 2018 ist er Präsident des Schweizer Verbands der unabhängigen Golfer ASGI. Der Verband organisiert unter anderem Turniere, Kurse und Reisen, pro Jahr über 150 Anlässe, darunter die Swiss Golf Week und die Parcours Gourmands, und ist Sponsor der PGA-Turniere in Crans, Sempachersee und Bad Ragaz sowie der Ladies-Turniere in Gams, Neu-châ-tel und Lavaux.

Im März 2019 ist Szolansky in den Vorstand von Swiss Golf (vormals ASG) gewählt worden, nachdem die Delegierten das Verhältnis der Klubs zu den beiden Organisationen für klubfreie Golfer (ASGI und Migros) im Rahmen einer Statutenrevision geklärt und ihnen neu je einen Sitz im Vorstand und mehr Stimmen an der DV zugesprochen hatten.

Und wer gewinnt nun mehr durch das Zusammenrücken von ASGI, Migros und Klubgolf? Die etablierten Golferinnen und Golfer, oder die Klubfreien? 

Es ist eine Win-win-Situation. Wir haben nun Rechtssicherheit und Stabilität auf beiden Seiten. ASGI und Migros stehen auf soliden Beinen. Swiss Golf wiederum kann zuverlässig budgetieren. Sie wissen, was von uns und der Migros eingenommen wird. Wir finanzieren mit der Migros zusammen 33 Prozent des Budgets von Swiss Golf. Der Sportförderungsbeitrag von 30 Franken bringt über
1,5 Million Franken, der Beitrag an die Klubs rund 2,3 Millionen und die Zahlungen der Mitglieder von ASGI und Migros an Swiss Golf selber noch einmal 2,5 Millionen.  

Das einzelne ASGI-Mitglied will aber wissen: Wie profitiere ich von der Einigung? 

Jedes unserer Mitglieder erfährt nun eine höhere Akzeptanz. Es gibt praktisch keinen Klub mehr in der Schweiz, der sie nicht spielen lässt. Auch die Klubs, die von unseren Mitgliedern einen Zuschlag zum Greenfee verlangen, werden immer weniger. Wir sind immer mehr akzeptiert, unser Image wird immer besser. Es ist auch denkbar , mit der ASG und der Migros gemeinsame Anlässe durchzuführen. Das würde das Angebot für unsere Mitglieder erhöhen.  

Andererseits: Welche neuen Kosten kommen auf die ASGI-Mitglieder zu? 

Unsere Mitglieder bezahlen nun 350 Franken pro Jahr statt 320 Franken. Diese Erhöhung, die an die Golfsportförderung weiterfliesst, haben sie ohne Murren akzeptiert. Damit unser Budget nach dem Deal mit ASG und Migros einigermassen ausgeglichen bleibt, müssen wir teilweise die Fees für Anlässe moderat erhöhen.  

Was passiert mit dem Geld, das die ASGI-Mitglieder via ihren Verbandsbeitrag an Swiss Golf zahlen? 

Dieses Geld ist nicht zweckgebunden. Es ist die Haupteinnahmequelle von Swiss Golf. Damit bestreiten sie sämtliche Ausgaben gemäss ihrer Zweckbestimmung. Wir haben volles Vertrauen, dass die Gelder sinnvoll und im Interesse des Golfsports eingesetzt werden.  

Die ASGI hat in den vergangenen beiden Jahren 800 Mitglieder verloren. Hat sie ihre einstige Attraktivität eingebüsst? 

Die fehlende Sicherheit aufgrund des Verhaltens der ASG unter Präsident Mommer hat uns sicher Mitglieder gekostet. Seit dem Abschluss der Übereinkunft verzeichnen wir erfreulicherweise wieder mehr Zu- als Abgänge. Generell ist in den letzten Jahren die Zahl der Golfspielenden etwas gesunken. Die Klubs verzeichneten vor zwei Jahren erstmals einen Knick nach unten. Das könnte übrigens der Auslöser für das Verhalten der ASG unter Präsident Mommer gewesen sein. Wir setzen uns keine Zielgrösse, wie viele Mitglieder wir haben möchten. Wenn wir den Bestand von etwa 18 000 halten können, wofür wir uns einsetzen, sind wir sehr zufrieden.  

Wissen Sie, wohin die verlorenen Mitglieder abgewandert sind? 

Nicht alle beantworten uns diese Frage. Wir haben jährlich eine Fluktuation von gegen 2000 Personen. Davon tritt mindestens die Hälfte über in einen Klub der ASG. Der neue Klub bei Basel beispielsweise, St. Apollinaire, ist auch dank rund 400 Übertritten aus der ASGI zum Klub mit den meisten Mitgliedern in der Schweiz, fast 1700, geworden.  

Wie geben Sie Gegensteuer? Gibts neue Flagship-Events nebst bestehenden wie Parcours Gourmands und Swiss Golf Week? 

Wir starten dieses Jahr 12-Loch-Turniere. Ausserdem tüfteln wir an Kombinationen von Golf mit anderer Aktivität, wie Yoga. Wir sind gespannt, wie diese Neuerungen ankommen.  

Hilfreich ist sicherlich die engere Zusammenarbeit mit einzelnen Klubs. 

In Les Bois und Leuk sind wir am Aktienkapital beteiligt. Deshalb erhalten unsere Mitglieder dort sogar Rabatt auf das Greenfee. (siehe Artikel auf Seite 96)  

Noch weiter gedacht: Wird die ASGI sogar bald eigene Plätze betreiben? 

Das ist vorderhand nicht geplant, obwohl wir immer wieder Kaufangebote bekommen. Wir wollen keine Klubs konkurrenzieren.   

Generell betrachtet: Wie beurteilen Sie die Zukunft von Golf in der Schweiz? 

Ich glaube nicht, dass in den nächsten Jahren noch weitere Golfplätze gebaut werden. Die Grenze von 100 Plätzen und 100 000 Spielerinnen und Spielern werden wir mittelfristig kaum übertreffen. Es gibt eine Sättigung des Marktes. Künftig geht es wohl mehr um ein qualitatives als quantitatives Wachstum. Bei der Zielgruppe der 20- bis 50-Jährigen haben wir derzeit die grösste Lücke. Dort können wir am ehesten Zuwachs generieren. 

Sie persönlich würde man als Anwalt an der Zürcher Bahnhofstrasse eher im Golfclub Zumikon oder im Golfclub Dolder erwarten als bei den Klubfreien. Warum die ASGI? 

Ich habe in einem Studienjahr in den USA angefangen zu golfen. Dort habe ich gesehen, wie leicht zugänglich Golf für alle war. Diese Demokratisierung des Golfsports hat mich sehr beeindruckt. Ich wollte mich für diesen Geist in der Schweiz einsetzen. Die ASGI pflegt diesen Gedanken.  

Wie ehrgeizig golfen Sie? 

Nicht mehr so wie als 30-Jähriger. Mein bestes Handicap war 7, inzwischen liegt es bei 14. Ich werde immer mehr zum Genussgolfer.  

Und welche Art von speziellem Erlebnis verbinden Sie mit solchem Golfgenuss? 

Im vergangenen Sommer traf ich zufällig im Lift eines Hotels in St. Moritz auf Tiger Woods. Wir waren allein auf kleinem Raum vier Stockwerke unterwegs. Im April hatte ich nun das Glück, am Masters in Augusta im Amen Corner, beim berühmten Loch 12, dabei zu sein, wie der führende Francesco Molinari am letzten Tag den Ball ins Wasser schlug. Woods, der im selben Flight unterwegs war, reagierte, wechselte den Schläger, holte zwei Schläge auf und legte damit den Grundstein für seinen historischen Sieg. Vielleicht war unsere Begegnung im Engadin ein gutes Omen für das grösste Comeback in der Golfgeschichte (schmunzelt). 

Von Peter Eggenberger am 7. Juni 2019 - 06:00 Uhr