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Althaus & Juri

«Wir waren wie Verbündete»

Ab 1. März sind die zwei Schauspieler im Schweizer Kinofilm «Eine wen iig, dr Dällebach Kari» als verliebtes Pärchen zu sehen. Im Doppelinterview mit SI online sprechen Nils Althaus und Carla Juri über die gemeinsamen Liebesszenen und ihre speziellen Freundschaft.

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Sind beide für den Schweizer Filmpreis nominiert: Nils Althaus und Carla Juri.
Katja Lehner-Grossi/SI

SI online: Im Film «Eine wen iig, dr Dällebach Kari» spielen Sie ein Liebespaar. Macht man sich vor Drehbeginn schlau über den anderen?
Nils Althaus: Ich habe Carla gegooglet, das ist so nah und einfach. Zuerst erschienen natürlich Fotos und ich dachte «eine schöne Frau». Irgendwo stand dann, dass sie den Schweizer Filmpreis gewonnen hat.

Dieses Jahr sind Sie beide nominiert. Wie wichtig sind solche Nominationen?
Althaus: Ich freue mich sehr darüber, weil hinter den Nominationen viele Stimmen von Menschen stecken, die ich berühren durfte ... Und für mich persönlich ist es auch eine Plattform, die hilft, neue Projekte zu realisieren und sich bei Regisseuren in Erinnerung zu rufen.

Carla Juri, Sie sind bereits international tätig. Sind Preise aus der Schweiz da noch von Bedeutung?
Juri: Ich freue mich auch sehr darüber. Wenn man im eigenen Land eine Auszeichnung erhält, erfahren dies auch wichtige Leute im Ausland.

Bei «Eine wen iig, dr Dällebach Kari» führte mit Xavier Koller ein Oscar-Gewinner Regie. Hatten Sie deshalb mehr Respekt vor der Arbeit mit ihm?
Juri: Anfangs schon. Ich war gespannt, wie er mit Schauspielern umgeht. Ich empfinde grossen Respekt für ihn, seit ich ihn persönlich kenne.
Althaus: Bei mir war's ähnlich. Als wir mit der Zusammenarbeit begannen, wurde Xavier aber schnell zu einer ganz normalenPerson mit ihren Eigenschaften, ihren Vorzügen und Fehlern - was mehr ist als ein grosser Name mit einer Figur im Glaskasten.

Annemarie und Kari sind ein Liebespaar. Hat's geknistert?
Althaus: Nein, sorry.
Juri: Ich war schon verliebt in diese innigen Momente, aber als Annemarie in Kari.

Wie haben Sie sich auf die gemeinsamen Liebesszenen vorbereitet. Mit intimen Gesprächen?
Juri: Eben nicht. Das ist das, was ich gerade besonders bei uns beiden finde. Wir haben uns vertraut, mussten nicht alles ausdiskutieren. Dadurch waren wir wie Verbündete. Ähnlich wie mit einem Bruder oder einer Schwester.

Sie wollen sagen, Nils Althaus ist wie ein Bruder für Sie?
Juri: Ja, nein und irgendwie doch. Es war nie unangenehm zwischen uns. 
Althaus: Wir waren und sind auf der gleichen Wellenlänge.
Juri: Vielleicht hat auch die Geschichte, in der wir uns gegen alle verbünden, auf uns abgefärbt.

Wie würden Sie Nils Althaus beschreiben?
Juri: Ich müsste ein Buch schreiben, um ihn erfassen zu können. Der Berner, dünkt mich, hat eine gewisse Melancholie …
Althaus: Ja, kann sein. Carla ist sanftmütig, würde ich sagen. Und tiefgründig.

Dällenbach Kari ist ein Aussenseiter. Kennen Sie persönlich dieses Gefühl?
Althaus: Bis in der siebten, achten Klasse war ich immer der Kleinste und Jüngste. Alle anderen hatten bereits den Stimmbruch, waren halbe Männer, nur ich blieb ein Bub. Das war wirklich eine schwierige Zeit für mich.

Weshalb?
Althaus: Ich fühlte mich  als Aussenseiter. Einfach, weil ich anders war. In diesem Alter ist es eine Sünde, anders zu sein - und wenn, dann willst du die Kontrolle darüber haben.

Was haben Sie dagegen unternommen?
Althaus: (lacht) Ich habe gewartet, bis ich wachse. Manchmal versuchte ich es zu überspielen, mich erwachsener zu geben, als ich war. Aber ich klopfte keine Sprüche wie Dällenbach, sondern habe mich eher zurückgezogen. Es war eine prägende Zeit.
Juri: Ich bin in einem ganz kleinen Dorf aufgewachsen, in Ambri. Das ist ein anderer Kampf. Ich fing an, Eishockey zu spielen. Da ist man als Mädchen stark in der Unterzahl.
Althaus: Habt ihr mit den Männern gespielt?
Juri: Es gab kein Frauenteam. Die Jungs fanden es toll, bis zur Pubertät. Da änderte es dann.

Der süssen Annemarie gibt man die harte Eishockey-Spielerin nicht.
Juri: Ich weiss. Ich hatte kurze Haare, denn mit Zopf unterm Helm sieht jeder, wenn da ein Mädchen hinfällt.

Jetzt in Ihrem Beruf, ist doch Schönheit sehr wichtig …
Althaus: Nicht die Schönheit, aber unser Körper ist unser Instrument. Und davon bin ich als Schauspieler abhängig. Die Schwierigkeit ist nicht, immer gut auszusehen, sondern immer gleich. Bereits ein grosser Pickel kann bei Dreharbeiten ein Problem sein.
Juri: Gute Haut ist eigentlich das Wichtigste. Ansonsten geht es nicht um Schönheit, sondern um Einfühlungsvermögen. Der Schauspieler ist ein Wandeltier.

«Eine wen iig, dr Dällebach Kari»: Zu sehen ab 1. März in den Schweizer Kinos.

Mehr zu Nils Althaus und Carla Juri finden Sie in der «Schweizer Illustrierten» Nr. 9 vom 27. Februar 2012.

Von Aurelia Robles am 26. Februar 2012 - 16:10 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 21:48 Uhr