Rasieren ist ein leidiges Thema. Man friert in der Dusche (oder schwitzt direkt im Anschluss wieder), schneidet sich im schlimmsten Fall ins Knie und besonders spannend ist der ganze Vorgang auch nicht unbedingt. Natürlich MUSS es nicht sein. Viele von uns fühlen sich glatt, aber nach wie vor am wohlsten und greifen regelmässig zur Klinge. Und das nicht erst seit gestern. Trotzdem zeigte sich in unserer Umfrage: Ihr habt wahnsinnig viele Fragen zum Thema Rasieren. Wir haben mit der Dermatologin Dr. med. Daniela Kleeman von die-haut.ch gesprochen, um die häufigsten zu klären.
Wie oft müssen wir die Rasierklinge wirklich wechseln?
Wie so oft gilt: Das ist Gefühlssache. Dr. med. Daniela Kleeman rät: «Spätestens, wenn die alte Klinge unter fliessendem Wasser nicht mehr richtig sauber zu bekommen ist, sollte man zu einer neuen greifen.» Als Richtwert nennt die Expertin ca. alle zwei Wochen – abhängig davon, wie häufig man zum Rasierer greift.
Was können wir tun, um Schnitte mit dem Rasierer zu vermeiden, besonders um Knie und Knöchel herum? Und wenn es doch passiert – ist das gefährlich?
«Allzu viel Druck sollte man beim Rasieren natürlich nie ausüben. Wer sich etwas mehr Zeit für die Prozedur nimmt, minimiert das Risiko, sich zu schneiden. Hilfreich sind Rasierschaum oder Gel sowie ausreichend Wasser. Beides bildet eine Art Schutzschicht zwischen Bein und Klinge, die das Gleiten erleichtert.» Die gute Nachricht: Ein Schnitt mit dem Rasierer ist nicht gefährlicher als andere Haushaltsverletzungen. Immer vorausgesetzt: Die Klinge ist nicht bereits so lange in Benutzung, dass sie nicht mehr zu säubern ist. Spätestens dann setzen sich nämlich gern auch Bakterien auf dem Rasierer fest und erhöhen das Risiko für Infektionen und bleibende Narben.
Wachsen die Haare nicht dem Rasieren wirklich schneller?
«Nein. Das ist tatsächlich nur ein Ammenmärchen.»
Wie hygienisch ist es, sich mit ein und demselben Rasierer etwa die Beine und die Bikinizone zu enthaaren?
«Die Nutzung des gleichen Rasierers am ganzen Körper ist kein Problem. Zwischen den einzelnen Bereichen, und auch mehrfach während der Nutzung, sollte der Rasierer aber immer wieder ausgespült werden, damit Hautschuppen und Haare keine Chance haben, sich dauerhaft festzusetzen», so Dr. Kleeman.
Warum entstehen Rasierpickel?
Wir würden ja gern sagen «so schlimm ist das alles gar nicht», aber der Grund ist leider wenig appetitlich. Durch das Rasieren entstehen Mikroverletzungen der oberen Hautschicht. Die betroffene Schicht ist die erste Barriere für Bakterien und andere schädliche Substanzen. Ist sie einmal verletzt, können Bakterien tiefer in die Haut eindringen – und lassen die Pickel entstehen. Was hilft, haben wir hier ausführlich für euch erklärt >
Braucht es tatsächlich Rasierschaum oder tun es auch Duschgel oder Conditioner?
Tatsächlich sind Schaum und Gel die besseren Helfer. Dr. Kleeman erklärt: «Sie sind hautfreundlicher und bilden einen festeren Schaum, durch den die Klinge besonders geschmeidig über die Haut gleiten kann. Duschgel oder Conditioner sind Nothelfer, von der Qualität aber nicht gleichwertig.»
Wie schlimm ist es, sich den Rasierer mit dem Freund zu teilen?
Die grosse Überraschung: So dramatisch ist die Doppelnutzung nicht. «Es ist prinzipiell nicht gefährlicher, als gemeinsam vom gleichen Besteck zu essen», entwarnt Dr. Kleeman. Es sei in der heutigen Zeit einfach üblich, die persönlichen Beauty-Utensilien zu nutzen. Und auch wir wagen zu bezweifeln, dass euer Liebster euch gern mit seinem Rasierer in der Dusche ertappen würde. Andersherum geht es uns ja genauso, oder?
Gibt es einen Unterschied bei Männer- und Damenrasierern? Warum sind die Kosten so unterschiedlich?
«Grundsätzlich nicht. Moderne Rasierer haben meist zwischen drei und fünf Klingen, bei Herren wie bei Damen. Oft werden die Versionen für Frauen mit der Zugabe von Aloe-Vera-Gel, einem speziellen Duft oder etwas Ähnlichem beworben – benutzt man aber einen guten Rasierschaum oder ein Gel, ist diese Zugabe mehr Marketing-Gag als sinnvolle Zusatzleistung.» Wem der Preisunterschied zwischen Klingen und Handstück gegen den Strich geht, der darf also gerne zur Herren-Version greifen, die statt in Pastellrosa oder Babyblau dann in Stahlgrau und Rot daherkommt. Eine Ausnahme von dieser Regel bilden die elektrischen Rasierer, die für die Gesichtshaut mit vielen Kanten und kleineren Bereichen anders aufgebaut sind, als solche für die Beine. Warum man auf die ohnehin gut verzichten kann? Weiterlesen.
Nass oder Trockenrasur – was ist besser?
«Ein glatteres, saubereres Rasierbild gelingt mit der Nassrasur. Durch die Nutzung von Schaum und Gel ist sie ausserdem hautfreundlicher. Die Trocken-Version mag schneller gehen, schonender ist sie durch die fehlende Schutzschicht zwischen Haut und Rasierblatt aber nicht.»
Wie sieht die optimale Pflege nach der Rasur aus?
Nach der Rasur sollte die Haut mit Wasser abgekühlt werden. Das verschliesst die Poren und reduziert das Risiko für Pickel. Anschliessend gilt: Reichhaltig eincremen, um möglichst viel Feuchtigkeit zu spenden. Aloe vera und Jojoba-Extrakte sind gute Helfer. Auf extremes Schwitzen, Baden in Chlorwasser oder enge Unterwäsche sollten unmittelbar nach der Rasur verzichtet werden.