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  4. Diversity in der Mode: Erstes Model mit Down-Syndrom bei Victoria's Secret – Vielfältigkeit als Trend oder schon manifestiert?

Erstes Model mit Down-Syndrom

Kann dieses Model Victoria's Secret wiederbeleben?

Sofía Jirau ist das erste Victoria's-Secret-Model mit Down-Syndrom. Für sie geht ein Traum in Erfüllung, schreibt sie auf Instagram. Für das amerikanische Wäschelabel ist es ein Schritt in Richtung inklusive Mode. Hat da jemand Diversität verstanden?

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Sofía Jirau

Sie ist das erste Victoria's-Secret Model mit Down-Syndrom: Sofía Jirau.

Instagram/sofiajirau

Sofía Jirau, das puertoricanisches Model, hat sich einen Traum erfüllt. Auf Instagram schreibt die 25-Jährige: «Einst habe ich davon geträumt, ich habe dafür gearbeitet, und heute wird der Traum wahr». Sie modelt nun für Victoria's Secret. Sie ist das erste Model mit Down-Syndrom, das vom Lingerie-Label engagiert wurde. Mit der neuen Werbekampagne, an der neben Jirau 17 weitere Frauen beteiligt sind (u. a. Plus-Size-Model Remi Bader, Transgendermodel Valentina Sampaio), möchte die Marke inklusiver wirken. 

Mit Diversity zu einem positiven Image

In den letzten Jahren hat das Unternehmen vor allem für Negativschlagzeilen gesorgt. Es wurden Missbrauchs- und Belästigungsvorwürfe gegen den langjährigen Marketingchef Ed Razek erhoben. Es wurde die enge Verbindung von Leslie Wexner, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Victoria's-Secret-Mutterkornzerns L Brands, zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein beleuchtet. Es wurden seit 2015 massive Gewinneinbrüche verzeichnet. Proteste gegen ein eindimensionales Frauenbild wurden laut. Jahrzehntelang waren es Shows wie die von Victoria’s Secret, die Frauen wie Heidi Klum, Gisele Bündchen, Adriana Lima zu Engeln in spitzenbesetzten Dessous machten. Mit der Auswahl der Models wurde eine reine Perfektions-Fantasie erschaffen.

Die Shows wurden 2021 eingestellt. Weil man an der Erneuerung der Marke arbeiten will, hiess es seitens des Konzerns. Jetzt möchte das Unternehmen endlich wieder positiv auffallen. Durch Diversität.

Go woke or go broke

Die gesamte Modewelt erlebte in den vergangenen Jahren einen Wandel, der geprägt ist durch die Konkurrenz von Photoshop, Handyfilter und den ständigen Upload für jedermann und -frau. Alle konnten mit etwas Nachbearbeitung aussehen wie Models auf dem Laufsteg – das förderte ein einheitliches, immer skurrileres, realitätsfernes Schönheitsbild. 

Die Branche hat es geschafft, ihren Perfektionswahn so sehr zu pervertieren, dass dieser langweilig geworden ist und es sich damit vielleicht einfach nicht mehr begeistern lässt. In dem Wort «Diversity» steckt nun das Patentrezept. Dass dieser Wandel bei Victoria's Secret nicht aus Überzeugungen geschieht, sondern um den wirtschaftlichen Abwärtskurs des Unternehmens zu stoppen, ist anzunehmen. 

Diversität – verstanden?

Eigentlich bedeutet «Diversity» Vielfalt – und deren Anerkennung. Die Modewelt übersetzt sich diesen Begriff anders. Hier bedeutet Diversität, sich abzuheben, anders auszusehen und zu sein, von der bisher definierten Norm abzulenken. Das ist nicht unbedingt neu, sondern war schon immer ein Garant dafür, Aufmerksamkeit zu erregen. Diversität sollte aber betonen, dass es viele unterschiedliche Menschen gibt und gerade keine Norm, aus der irgendjemand hervorstechen könnte. So weit ist man noch nicht, es geht langsam voran. Auch wenn das alles jetzt ohne Engelsflügel und mit mehr Bodenhaftung geschieht. 

Von zin am 21. Februar 2022 - 16:00 Uhr