Resilienz ist das Immunsystem der Seele. Resilienten Menschen kann also nichts so leicht etwas anhaben. Sie sind Stehaufmännchen. Und das kann man lernen, indem man sie zwischendurch einfach mal machen lässt.
«Den Kindern für jedes Problem eine schnelle Lösung anzubieten, ist sicher nicht förderlich für die Resilienz. Denn so lernen Kinder nicht, selber nach einem Weg zu suchen und mit Rückschlägen klarzukommen», sagt Antoinette Wenk vom Resilienz Zentrum Schweiz.
Nehmen Eltern ihre Kinder als komplett schutzbedürftige Wesen wahr, lassen sie sie nicht auf Bäume klettern oder allein zur Schule gehen, spricht man von «Überbehütung». Tönt harmlos, ist es aber nicht, sagt der Pädagoge John Marsden. Denn erlernte Hilflosigkeit fördere Angstzustände und psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter.
Wenn Eltern ihre Zuneigung an Bedingungen knüpfen, etwa ihre Liebe nur zeigen, wenn das Kind brav ist, kann dies dazu führen, dass Kinder mit vermindertem Selbstwertgefühl und gefördertem Suchtpotenzial durchs Leben gehen: sich Mut antrinken oder Trost suchen in einer Sucht.
Die Fähigkeit, glücklich zu sein, hängt zu 50 Prozent vom Charakter des Kindes ab. Zur Hälfte ist sie beeinfluss- und lernbar. Glücksforscher Mathias Binswanger sagt: «Kinder müssen auch ein bisschen verrückt sein dürfen – denn daraus entstehen Kernkompetenzen wie Kreativität oder Selbstvertrauen, die wichtig sind fürs Erwachsenenleben.»
Kinder brauchen weder eine vollgestopfte Agenda noch ein Freizeitprogramm, das den elterlichen Träumen entspricht. Sondern vor allem Raum und Zeit, um vieles auszuprobieren und kennenzulernen, eigene Talente zu entdecken und Interessen auszubauen. Je grösser das Netz an inspirierenden Bezugspersonen, desto eher findet ein Kind seine wahre Leidenschaft.