1. Home
  2. Blogs
  3. Der ganz normale Wahnsinn
  4. Gewalt in der Erziehung: Kinder sind unantastbar!

Der ganz normale Wahnsinn

Gewalt in der Erziehung: Kinder sind unantastbar!

Die Hälfte aller Schweizer Eltern wenden immer noch physische Gewalt in der Erziehung ihrer Kinder an. Dies hat eine Auswertung von Studien ergeben. Unsere Familienbloggerin ist der gleichen Meinung wie Experten: es braucht endlich ein Gesetz, das JEDE Gewalt gegen Kinder verbietet!

Artikel teilen

Gewalt in der Erziehung: Kinder sind unantastbar
Aurelia Frey / Plainpicture

Es hat mich ziemlich geschockt, das Positionspapier der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen, das vergangene Woche veröffentlicht wurde. Die Auswertung von verschiedenen Studien kam zum Schluss, dass die Hälfte aller Eltern in der Schweiz bei der Erziehung ihrer Kinder körperliche Gewalt anwenden. Jeder vierte findet, einen Klaps auf den Hintern oder eine Ohrfeige schade ab und zu nichts. 6 bis 11 Prozent schlagen regelmässig zu. Und zwei Drittel finden psychische Gewalt wie Schreien oder Drohen total vertretbar.

Es braucht ein Gesetz!

Ich vetrete eine sehr klare Meinung zu dem Thema: Jede Form von schlagen, schubsen, an Haaren und Ohren ziehen, kneifen oder treten ist körperliche Gewalt und hat in der Erziehung nichts zu suchen. Nicht ein einziges mal. Und jede Form von Niedermachen, verbaler Herabsetzung und Drohung ist seelische Gewalt, und gehört ebensowenig in die Kindererziehung. Und ich finde, Eltern und Erziehungsberechtigte, die ihren Schutzbefohlenen gegenüber irgend eine Form von Gewalt anwenden, müssen von Gesetzes wegen bestraft werden können. Genau wie Fachleute dies fordern.

«im Gegensatz zu vielen anderen bin ich der Meinung, dass jeder Schlag und jeder Tritt gegen ein Kind einer zu viel ist. Und zwar unabhängig vom Alter des Kindes.»

Ich finde es unglaublich, dass in unserer Gesetzgebung kein Recht auf gewaltlose Erziehung verankert ist, und dass die Gewalt ein gewisses Ausmass haben muss, damit sie bestraft werden kann. Denn im Gegensatz zu vielen anderen bin ich der Meinung, dass jeder Schlag und jeder Tritt gegen ein Kind einer zu viel ist. Und zwar unabhängig vom Alter des Kindes. Und bitte verzeihen Sie mir meine Wortwahl, Frau Nationalrätin Andrea Geissbühler, aber ihre Aussage im «20 Minuten», Eltern würden aufgrund eines Gesetzes nicht davon abgehalten, Kinder zu schlagen, ist eine ziemlich dämliche Begründung gegen ein entsprechendes Gesetz. Wenn wir bei allem entsprechend denken würden, bräuchten wir nämlich gar keine Gesetze zu machen. 

Respekt ist beidseitig

Kinder gewaltfrei zu erziehen bedeutet nicht, sie antiautoritär zu erziehen. Im Gegenteil. Ich erwarte Respekt von meinen Kindern. Und wie könnte ich Respekt von jemandem verlangen, den ich selbst - notabene als die Person, die sie eigentlich bedingungslos lieben und beschützen sollte - auf die respektloseste Art und Weise überhaupt behandle? Wer seine Kinder physisch oder psychisch misshandelt, hat ihren Respekt nicht verdient.

«Das heisst nicht, dass jedes Tun und Lassen der Kinder keine Konsequenzen haben soll. Aber diese Konsequenzen dürfen niemals mit Gewalt zu tun haben.»

Und: Kinder sind keine kurzen Erwachsenen. Ihre Hirne funktionieren anders als unsere. Kein Kind tut einfach so «blöd», um den Eltern etwas zuleide zu tun. Wenn es sich weigert, sein Zimmer aufzuräumen, sieht es den Sinn nicht ein. Wenn es schreit und schlägt, ist es mit der Situation überfordert. Genau wie wir. Wie soll es also lernen, auf Überforderung in einer anderen Art und Weise zu reagieren, wenn es Eltern erlebt, die genau dann auch dreinschlagen? Das heisst nicht, dass jedes Tun und Lassen der Kinder keine Konsequenzen haben soll. Aber diese Konsequenzen dürfen niemals mit Gewalt zu tun haben. In meinen Augen ist jedes Kind unantastaber - unabhängig von seinem Verhalten!

Mehr von Familien-Bloggerin Sandra C. lest ihr hier.

 

Familienbloggerin Sandra C.
Sandra CasaliniMehr erfahren
Von Sandra Casalini am 7. Dezember 2019 - 08:06 Uhr