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Der ganz normale Wahnsinn

Vier Sätze, die ich als Mutter nicht hören will. Und vier, die ich nicht sagen darf.

Das Zusammenleben mit Teenagern hat eine andere Dynamik wie das mit jüngeren Kindern. Es ist ein bisschen wie in einer Wohngemeinschaft. Etwas vom Wichtigsten ist Respekt und Rücksichtnahme. Das insbesondere auch dafür, was wann wie gesagt wird, so unsere Familienbloggerin.

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Sandra Casalini, bei sich zu Hause in Thalwil, mit ihren Kindern Gian und Joya, am 04.12.2018, Foto Lucian Hunziker

Wer mit Teenagern zusammenlebt, muss Regeln definieren - und zwar für alle. 

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Bei uns zu Hause treffen zwei unterschiedliche Planeten aufeinander. Planet Teenie und Planet Mama. Auf diesen herrschen - nur schon generationenbedingt - verschiedene Regeln. Das wird dann zum Problem, wenn gewisse Dinge, die man sagt oder macht - oder auch nicht - anders ankommen, als sie gemeint sind. Wir haben deshalb folgende vier Sätze definiert, die so bei uns nicht fallen dürfen.

Für die Teenies

1. «Halts Maul!»

Unter ihnen und ihren Freunden und Freundinnen mag das ein völlig normaler, nicht ganz ernst gemeinter Satz sein. Zudem muss bedenkt werden, dass mein Kind 1 in eine bilinguale Schule geht, meist Englisch mit ihren Freundinnen und Freunden spricht, und der Term «Shut up» da längst nicht so abfällig rüberkommt wie im deutschen Pendant. Im Gegenteil, da ist er häufig tatsächlich eher witzig gemeint. «Halts Maul» hingegen ist ausschliesslich respektlos - und ich möchte nicht, dass so mit mir geredet wird.

2. «Bist du behindert?»

Ich möchte grundsätzlich nicht, dass Worte wie behindert oder schwul in meinem Haus als Schimpfworte benutzt werden. Mir ist bewusst, dass das momentan zu ihrem normalen Wortschatz gehört und sie sich nicht gross überlegen, was sie da sagen. Als ihre Mutter - die ich trotz allem immer noch bin - möchte ich aber, dass sie genau das tun: sich überlegen, was sie da eigentlich sagen. Und ich wäre untröstlich, hätte ich zwei Menschen herangezogen, die abwertend über gewisse Menschengruppen reden und/oder denken.

3. «So cringe, wie du redest.»

Es geht nicht ums Wort cringe. Ich weiss, dass ich als Mutter per se peinlich bin, und das ist gut so. Es geht ums Herausstreichen von und Herumreiten auf Dingen, die man nicht ändern kann. Zum Beispiel wie man redet, läuft, atmet. Es ist nicht schlimm, dass sie das an mir peinlich finden - aber es geht ins Gleiche wie Nr. 2 hinein: Ich will nicht, dass meine Kinder Dinge anprangern, für die die Angeprangerten nichts können - angefangen bei gewissen Eigenschaften bis hin zur Hautfarbe.

4. Demonstratives Schweigen.

Geht nicht. Und das gilt für alle. Einander anschweigen und ignorieren ist schlimmer als jeder Streit, und wird schlicht und einfach nicht toleriert in diesem Haushalt.

Für mich

1. «Das war dumm.»

Obwohl ich schon gefühlte hundert Mal erklärt habe, dass es einen Unterschied gibt zwischen «Das war dumm» und «Du bist dumm», scheint es den auf ihrem Planeten nicht zu geben. Ich verkneife mir den Satz also und versuche, ihnen anders zu verklickern, dass das, was sie getan haben, zwar nicht gerade eine Meisterleistung war, ich sie aber trotzdem für sehr clever und liebenswert halte.

2. «Hast du Hausaufgaben?»

Ich frage das irgendwie aus reiner Gewohnheit. Dabei sind sie erstens in einem Alter, in dem sie ihre Hausaufgaben selbst managen können, und zweitens suggeriert es, dass mich nur ihre schulischen Leistungen interessieren. Ich frage deshalb auch nicht mehr nach ihren Noten. Wenn ich es bis jetzt nicht geschafft habe, dass sie mir freiwillig von diesen erzählen - auch wenn sie nicht gut sind - nützt es auch nichts, wenn ichs aus ihnen «rauszupressen» versuche.

3. «Jetzt nicht!»

Einer meiner liebsten Sätze ist: «Zeit hat man nicht - man nimmt sie sich.» Wenn ich gerade keine Zeit habe, um Englisch abzufragen oder neue Turnschuhe anzusehen, nehme ich mir mindestens kurz ein paar Minuten, um abzumachen, wann ich mir diese Zeit nehme. Denn was wäre ich für eine Mutter, wenn mir meine Kinder meine Zeit nicht Wert wären … ?!

4. Reinplatzen ohne Anklopfen.

Okay, ist kein Satz, aber gehört unbedingt hier rein. Meine Kinder haben genauso das Recht auf Privatsphäre wie ich. Ich vergesse es manchmal - zum Beispiel, wenn ich die Kaninchen füttern will, die im Zimmer von Kind 1 wohnen - aber es gilt auch für mich: Tür zu bedeutet «Nicht eintreten!»

Familienbloggerin Sandra C.
Sandra CasaliniMehr erfahren
Von Sandra Casalini am 25. September 2021 - 17:24 Uhr