In Japan ist Sport mehr als nur Bewegung, Training oder Wettkampf. Ob auf der Matte, mit dem Schwert, dem Bogen oder in einer Tanzaufführung – japanische Disziplinen folgen einem tieferen Prinzip: der Einheit von Körper, Geist und Gemeinschaft.
Sie lehren Selbstbeherrschung ebenso wie Achtsamkeit, fördern Gesundheit und Resilienz, und sie pflegen Werte wie Respekt, Harmonie und Ausdauer. Vom traditionsreichen Nationalsport Sumō bis hin zu den ästhetischen Formen des Nihon Buyō spannt sich ein weiter Bogen, in dem sich Jahrhunderte japanischer Kultur spiegeln. Wer diese Bewegungsformen praktiziert oder beobachtet, erlebt nicht nur Sport, sondern ein Stück Philosophie in Aktion.
Sumō ist tief in den religiösen und gesellschaftlichen Traditionen verankert. Ringer treten in den Dohyō, den rituell geweihten Ring, von Shintō-Zeremonien und jahrhundertealten Ritualen begleitet. Der Kampf selbst ist kurz und kraftvoll: Wer den Gegner aus dem Ring drängt oder ihn zu Fall bringt, siegt. Doch Sumō ist weit mehr als rohe Kraft. Ernährung, Lebensweise, Hierarchie und Etikette der Rikishi – so werden Sumō-Ringer genannt – sind streng geregelt. Die Verbindung von Körperkraft, geistiger Disziplin und kultureller Identität macht Sumō zum Nationalsport Japans.
Doch Sumō bringt auch körperliche Extreme mit sich. Viele Rikishi erreichen ein sehr hohes Gewicht, das im Wettkampf Vorteile verschafft, aber langfristig gesundheitliche Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Gelenkprobleme mit sich bringen kann. Diese Spannung zwischen kultureller Bedeutung und körperlicher Belastung macht Sumō einzigartig – als Sport ist er bewundert, als körperliche Herausforderung hinterfragt. So wird deutlich, dass Tradition und Gesundheit in dieser Disziplin in einem komplexen Gleichgewicht stehen.
Jūdō wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Jigoro Kanō entwickelt und basiert auf dem Prinzip, durch Technik, Gleichgewicht und Effizienz Stärke zu nutzen. Würfe, Haltegriffe und Hebeltechniken stehen im Mittelpunkt, doch entscheidend sind Werte wie Respekt, Selbstdisziplin und gegenseitige Hilfe. Jūdō ist nicht nur eine olympische Sportart, sondern ein Weg zur Persönlichkeitsbildung.
Ob die Philosophie des «Ikigai», die entspannende Kraft der Onsen oder die ausgewogene Ernährung – im Body & Health Lab tauchen wir dieses Jahr tief in die Geheimnisse der japanischen Lebensweise ein. Auch Toyota ist tief in dieser Kultur verwurzelt. Das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung, nachhaltigen Innovationen und der ganzheitliche Blick auf Mobilität und Wohlbefinden sind Prinzipien, die Toyota antreiben. Als japanisches Unternehmen strebt Toyota danach, durch Innovationen nicht nur Mobilität neu zu denken, sondern auch das Leben der Menschen zu verbessern – effizienter, nachhaltiger und gesünder.
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Karate bedeutet wortwörtlich «leere Hand» und entstand auf der japanischen Inselgruppe Okinawa. Die Sportart verbindet Schlag-, Tritt- und Blocktechniken mit Atemführung und sogenannten Katas, das sind festgelegte Bewegungsabläufe. Der Name deutet bereits an, dass die Kunst ohne Waffen auskommt. Im Zentrum steht die Kontrolle über Körper und Geist. Karate schult Konzentration, Präzision und innere Haltung und lehrt, dass wahre Stärke in Zurückhaltung liegt.
Kendō ist die moderne Form des Schwertkampfs der Samurai. Mit Bambusschwert, Shinai genannt, und Schutzrüstung üben Kendōka nicht nur Schlagkraft, sondern vor allem Haltung, Entschlossenheit und Respekt. Das Training formt Charakter und Konzentration und vermittelt Werte, die über den Sport hinausgehen.
Kyūdō verbindet meditative Ruhe mit Präzision. Jede Bewegung – vom Spannen des Bogens bis zum Lösen des Pfeils – folgt einem rituellen Ablauf. Ziel ist nicht das blosse Treffen der Scheibe, sondern das Einswerden mit Haltung, Atem und Geist. Kyūdō gilt als «Zen in Bewegung» und schult Achtsamkeit und Gelassenheit.
Anders als die Kampfkünste ist Nihon Buyō eine traditionelle Tanzform, die Einflüsse aus Kabuki und Nō vereint. Kabuki ist ein farbenprächtiges, expressives Theater mit aufwendigen Kostümen und dramatischen Geschichten, das im 17. Jahrhundert als populäre Unterhaltung entstand. Nō dagegen ist eine ältere, stark ritualisierte Bühnenkunst aus dem 14. Jahrhundert, die durch minimalistische Bewegungen, Masken und spirituelle Themen geprägt ist. Nihon Buyō verbindet Elemente beider Traditionen: Tänzerinnen und Tänzer erzählen mit Gestik, Haltung und Requisiten wie Fächern Geschichten voller Symbolik. Präzision, Ästhetik und Ausdruck stehen im Vordergrund – Nihon Buyō ist eine Kunstform, die innere Haltung und kulturelles Erbe in Bewegung übersetzt.
Auch in der Schweiz haben japanische Bewegungsformen ihren festen Platz. Besonders Jūdō und Karate sind weitverbreitet und können in zahlreichen Vereinen im ganzen Land praktiziert werden. Beide Sportarten werden auch im Leistungssport gepflegt. Der offizielle Dachverband Swiss Karate Federation vereint unterschiedlicher Stilrichtungen, während Jūdō als olympische Disziplin auch im Jugend- und Breitensport sehr stark verankert ist. Ebenfalls präsent ist Aikidō, das in vielen Städten in spezialisierten Schulen angeboten wird und eine stabile Anhängerschaft hat.
Etwas weniger verbreitet sind Kyūdō und Iaidō. Der Schweizerische Kyūdō-Verband zählt rund 150 Mitglieder, die in verschiedenen regionalen Gruppen trainieren, und veranstaltet regelmässig nationale Seminare.
Während es für Sumō kaum feste Vereine gibt, findet Nihon Buyō meist in kleinen Tanz- oder Theatergruppen statt.