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Den Grundstein für Aepsy legten tibetische Teigtaschen. Doch dazu später. Das Start-Up hat eine Plattform lanciert, die Menschen mit psychischen Belastungen mit PsychologInnen und PsychotherapeutInnen zusammenführt. Die BenutzerInnen von Aepsy sollen möglichst schnell Hilfe in herausfordernden Situationen von der für sie passenden Fachperson finden. Von ihrem Perfect Match auf psychologischer Ebene sozusagen.
Verwirrende Suche nach Hilfe
Dass die Suche danach bislang mit grossen Hürden verbunden war, stellte CEO und Co-Gründer Nicolas Egger (32) fest, als er für eine ihm nahestehende Person psychologische Unterstützung suchte. «Nach vier Stunden Recherche hatte ich noch immer keine geeignete Betreuungsperson gefunden und war verwirrter als zuvor», erinnert er sich. Auf seiner Suche begegneten ihm die unterschiedlichsten Fachrichtungen, er musste sich informieren, worin sich Psychiater und Psychologinnen unterscheiden und welche Leistungen von der Krankenkasse übernommen werden.
Hier kommen die Teigtaschen ins Spiel: Zur Stärkung bestellte sich Egger bei einem Lieferdienst Momos und verfolgte auf dem Smartphone, wie sich der Velokurier näherte und innert kürzester Zeit bei ihm war. In dem Moment habe es Klick gemacht: «Ich bekomme die unterschiedlichsten Menüs innert Minuten nach Hause geliefert, gelange aber nicht innert nützlicher Frist auf einfachem Weg zu psychologischer Hilfe?» Das war im Sommer 2019.
Im Oktober 2020 gründete Egger gemeinsam mit Adonis Bou Chakra (27) Aepsy, zu dessen Kernteam kurz darauf Hiep Doan (31) stiess. Die drei sehen sich mit ihrem Unternehmen als Bühnenbauer. Sie alle haben keinen psychologischen Background. Nicolas ist Betriebswissenschaftler und hat Erfahrung als Startup-Gründer. Adonis ist UI/UX-Designer und Hiep Software-Entwickler. «Wir kümmern uns im Hintergrund darum, dass alles läuft, und die Fachpersonen und Betroffenen begegnen sich auf unserer Bühne», so Egger. Diese betreten sie via App oder Website. Welche zwei Menschen aufeinandertreffen, bestimmt ein mehrstufiges Matching-Verfahren.
Im Body & Health Lab beschäftigen wir uns mit Frauengesundheit aus dem Blickwinkel der Innovation. Welche Technologien, Trends und Therapien sind richtungsweisend? Was tut sich gerade in der Forschung? Und wer sind die Menschen dahinter? Fundiert recherchierte Artikel geben Auskunft. Unterstützt werden wir dabei von unserem langjährigen Partner Toyota. Auch Toyota ist stets bestrebt, neue Lösungen zu finden und Innovationen voranzutreiben mit dem Ziel, unser Leben und unsere Zukunft besser und nachhaltiger zu machen.
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Die Hilfesuchenden beantworten per Mausklick diverse Fragen zum aktuellen Befinden. Aufgrund der angeklickten Kriterien werden aus über 120 ausgewählten Fachpersonen die passendsten Psychologen oder Psychotherapeutinnen vorgeschlagen. Die NutzerInnen können sich deren Stimme anhören, erhalten Informationen zu Behandlungsmethoden, Terminen und Kosten. Wobei ein erstes Kennenlernen per Telefon oder Videocall gratis ist. Fühlen sich die Klienten im Gespräch wohl, werden weitere Sitzungen gebucht, welche per Telefon, Videocall, Chat oder im persönlichen Gespräch stattfinden können.
Von gängigen medizinischen Suchmaschinen unterscheidet sich Aepsy gemäss den Gründern unter anderem dadurch, dass sämtliche Administration online abgewickelt werden kann. Zudem verstehe man sich als «kuratierte Plattform», wie Nicolas Egger sagt. Die registrierten PsychologInnen und PsychotherapeutInnen müssen fachliche Aufnahmekriterien erfüllen, und Aepsy führt vorgängig mit allen persönliche Interviews.
Laut Pro Mente Sana erkrankt jeder zweite Mensch in der Schweiz im Laufe seines Lebens einmal an einer psychischen Störung. Diese sind laut der Fachstelle gut behandelbar, in den meisten Fällen führt eine Behandlung zur Genesung. Jedoch werden nur rund ein Drittel der Personen mit einer Depression, der am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankung, fachgerecht behandelt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Betroffene haben Angst vor den anfallenden Kosten, wissen nicht, wie sie möglichst rasch ein Hilfsangebot finden oder fürchten sich vor einer Stigmatisierung.
Künstliche Intelligenz bei psychischen Problemen
Dass für eine erfolgreiche psychologische Beratung kein physischer Kontakt nötig ist, haben zahlreiche Studien belegt. Spätestens während der Pandemie, als zwangsläufig auf Onlineberatung ausgewichen werden musste, wurde deutlich, dass diese den Betroffenen genauso hilft.
Ein weiteres Phänomen, das in anderen Ländern bereits vor der Pandemie verbreitet war, schwappte während der Coronakrise auch zu uns herüber: Psychologische Kurse und Selbsthilfeübungen via App, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Die Meinungen zu den gänzlich digitalen Angeboten gehen auseinander. Einige ExpertInnen haben festgestellt, dass Nutzer von Apps dem Programm gegenüber ehrlicher sind, als sie das in einem Gespräch mit einer Fachperson wären, da sie weniger Scham verspüren. Allerdings braucht es auch eine grosse Selbstdisziplin, die Kurse ohne motivierendes Gegenüber und vereinbarte Termine durchzuziehen. Zudem sind nur wenige dieser Apps wissenschaftlich geprüft.
Im Ausland ein fixer Bestandteil des Gesundheitssystems
Eine weitere Form der aufstrebenden digitalen psychologischen Hilfe ist die angeleitete Onlinetherapie. Dabei wird ein Programm absolviert – die NutzerInnen schauen etwa Lernvideos und erhalten Tipps zum Umgang mit belastenden Situationen – und im Gegensatz zu den ungeleiteten Tools schalten sich immer wieder reale TherapeutInnen ein und geben Feedback. In Australien, Schweden, den Niederlanden und teilweise auch in Deutschland sind solche Therapien schon fixer Bestandteil des Gesundheitssystems und werden vom Staat finanziert. In der Schweiz ist das bislang nur vereinzelt über die Zusatzversicherung der Fall. Universitäten (etwa Bern und Zürich) führen jedoch häufig im Rahmen von Studien angeleitete Onlinetherapien durch, an denen Interessierte gratis teilnehmen können.
Dass die Abbruchrate bei geleiteten Onlinetherapien deutlich geringer ist als bei ungeleiteten, unterstreicht die Relevanz des persönlichen Kontakts – auch wenn dieser digital stattfindet. Für Nicolas Egger von Aepsy ist dann auch ganz klar: «Der wichtigste Faktor für den Erfolg einer Therapie oder eines psychologischen Coachings bleibt die menschliche Beziehung.» Von Mental-Health-Apps, die ausschliesslich auf künstliche Intelligenz bauen, hält er nicht viel. Zumindest so lange nicht, bis alle Menschen rasch und unkompliziert die psychologische Hilfe bekommen, die sie benötigen.
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