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Ein Experte warnt

Das ist der häufigste fatale Erziehungsfehler

Wie man ein Kind erzieht, darüber scheiden sich die Geister. Nun aber warnt ein Experte, er sehe eine wahre Epidemie eines neuen schädigenden Erziehungsstils.

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Angst

Ein Kind, das nicht alleine den Schulweg gehen darf, entwickelt auch kein Gespür dafür, dass es das kann. Sondern Angst.

plainpicture/aurelia frey

«Ich sehe eine Epidemie von schädigenden Erziehungsstilen», sagt John Marsden, einer der angesehensten Pädagogen in Australien. Sofort denkt man an Schläge, psychische Gewalt, Vernachlässigung. Doch die neue Form von fatalen Erziehungsfehlern findet versteckter statt.

Vor allem Eltern der Mittelklasse seien betroffen, sagt Marsden in «The Guardian». Die Eltern begehen laut dem Ratgeber-Bestsellerautor keine konkret destruktiven Taten. Aber sie erziehen ohne gesunden Menschenverstand oder Instinkte. Sie sehen die Welt als einen grundsätzlich gefährlichen Ort, vor dem es das eigene Kind um jeden Preis zu schützen gilt.

Darum ist Überbehüten so gefährlich

Überbehüten - das tönt ganz harmlos, ist es aber nicht. In den letzten fünf Jahren sei es schwieriger geworden, eine Schule zu leiten, so Marsden weiter. Zwar übertreffen Jugendliche der heutigen Generation ihre Vorgänger in akademischen Fragen und politischem Engagement, aber bei der emotionalen Gesundheit entstehe einer ganzen Generation ein Schaden. «Das Ausmass von Angststörungen ist grösser, als ich es vorher je gesehen habe.»

Wie funktionieren Ängste und Überbehütung zusammen? Auch das erklärt Marsden. Die Kinder würden von ihren Eltern als hilflose, pure Wesen wahrgenommen. Sie dürfen kaum noch Schmutz anfassen, keine freundlichen Gesten annehmen, nicht auf Bäume klettern, den Schulweg nicht alleine gehen, keine Mandarinen selber schälen, weil die Hände schmutzig werden.

Dabei würden genau solche Erfahrungen sie zu starken Menschen machen. Indem wir die Gefährdung und Angst von Kindern begrenzen, begrenzen wir deren Fähigkeit, zu reifen, Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit zu entwickeln. «Sie können sich selbst helfen, und wir müssen mit Nachdruck dafür sorgen, dass wir zurücktreten, wenn es an der Zeit ist.»

Lest die Erziehungstipps aus dem Alltag der SI-Family-Redaktion hier.

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 28. Juli 2019 - 16:20 Uhr