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IKEA-CEO Jessica Anderen

Mitarbeitern winken acht Wochen Vaterschaftsurlaub

IKEA Schweiz mischt sich mit einer Werbekampagne aktiv in den Abstimmungs-Kampf für einen Vaterschaftsurlaub ein. Im Interview erklärt CEO Jessica Anderen ihre Beweggründe dafür. Diese sind auch persönlicher Natur, wie die zweifache Mutter zugibt.

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Portrait von IKEA Schweiz Chefin Jessica Anderen

Sie ist selber Mutter von zwei Kindern und kämpft als CEO von IKEA Schweiz für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub: Jessica Anderen.

Paolo Dutto

Frau Anderen, am 27. September stimmen wir über den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub ab. Wie reagieren Sie auf die Behauptung, dass Sie mit ihrer Medienkampagne die Situation aus Marketinggründen ausnutzen?
Wir haben uns schon immer mit Themen rund um die Gleichstellung befasst, und der Vaterschaftsurlaub ist ein Element der Gleichstellung. Nur weil sich die Diskussion aufgrund der Abstimmung in ein politisches Umfeld bewegt, werden wir nicht dazu schweigen. Im Gegenteil: Wir wollten noch lauter sein und die Leute wissen lassen, wofür wir stehen.

Wie ist Ihre persönliche Meinung zu einem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub?
Ich glaube an Gleichheit und dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir schreiben das Jahr 2020 und ich möchte jungen Eltern die Möglichkeit geben, die kostbarste Zeit des Lebens miteinander zu verbringen.

Welche Erfahrungen können Sie nach einem Jahr als CEO mit uns über den von IKEA Schweiz gewährten Vaterschaftsurlaub teilen?
Die Reaktionen der Mitarbeiter sind überwiegend positiv. Wenn ich Väter treffe, die kürzlich aus dem Vaterschaftsurlaub zurückgekehrt sind, bedanken sie sich dafür, dass sie diese Zeit mit ihren Lieben teilen konnten. Und es hilft uns auch, weil die Mitarbeiter nach dem Vaterschaftsurlaub motiviert und voller Energie wieder zur Arbeit erscheinen. Das ist letztendlich auch für uns als Arbeitgeber ein Vorteil!

«Wir haben uns frühzeitig entschlossen, die Verantwortung aufzuteilen.»

Jessica Anderen, IKEA-CEO und Mutter von zwei Kindern

Wie viel lassen Sie sich den Vaterschaftsurlaub kosten?
Die Kosten machen rund 0,3 Prozent des gesamten Personalbudgets aus. Dies ist ein ziemlich hoher Betrag, den wir aber aus den genannten Gründen auch als Investition sehen. Denn wie ich bereits erwähnte, tun wir dies nicht nur, weil wir glauben, dass es das Richtige ist. Sondern auch, weil wir davon profitieren.

Wie lohnen sich diese Ausgaben denn für ein Unternehmen?
Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben – als Unternehmen und als Wirtschaft insgesamt. Dies erhöht die Loyalität unserer Mitarbeiter und macht sie stolzer, für IKEA zu arbeiten.

In der aktuellen Situation ist es so, dass Sie einen innovativen Kurs fahren. Mit einem gesetzlichen Vaterschaftsurlaub würden sie an Vorsprung gegenüber anderen Unternehmen einbüssen.
Unser Vaterschaftsurlaub ist immer noch grosszügiger als jener der meisten anderen Unternehmen. Wir gewähren werdenden Vätern sechs Wochen. Wenn landesweit ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub angenommen würde, würden wir diesen an unsere Mitarbeiter weiterreichen – und jedem Vater eines Neugeborenen acht Wochen geben.

Betrifft Sie das Thema auch persönlich?
Ich bin Mutter von zwei Kindern und durfte mit meiner Familie in verschiedenen Teilen der Welt leben. Wir sind berufstätige Eltern ohne erweiterte Familienunterstützung, daher haben wir uns frühzeitig entschlossen, die Verantwortung aufzuteilen. Mit der Unterstützung unserer Arbeitgeber konnten wir das Familienleben geniessen und uns gleichzeitig beruflich weiterentwickeln und wachsen. Diese Möglichkeit wünsche ich allen Familien.

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 18. September 2020 - 16:42 Uhr