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So unterstützt ihr euer Kind bei der Berufswahl richtig

Die Berufswahl steht an – für Kind und Eltern beginnt jetzt eine spannende Zeit mit einigen Herausforderungen. Eine Expertin gibt Antworten auf die häufigsten Elternfragen.

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A single mom chatting to her teenage daughter while affectionately hugging her, standing by her living room window.
Getty Images

Mit der Berufswahl beginnt eine spannende und gleichzeitig herausfordernde Zeit für Eltern und Kind. Ein neuer, aufregender Lebensabschnitt steht an – schön nachzulesen im Blogeintrag von Hello Family Bloggerin Nadja: «Gefühlt standen wir Eltern erst gestern vor der Wahl der richtigen Windelmarke und – ZACK! – darf sich unsere ältere Tochter für einen Beruf entscheiden.» 

Prinzipiell finden wir neue, aufregende Erfahrungen für unsere Kinder ja grossartig. Aber was, wenn das Kind keine Lehrstelle findet? Oder nicht die, die es sich erhofft hat? Es ist doch erst 14! Und wie soll man sich im Dschungel der heutigen Möglichkeiten überhaupt zurecht finden? 

Wir haben Dani Oertle, Projektverantwortliche Bewerbungstraining bei Pro Juventute und Expertin für Themen rund um Berufswahl und Lehrstellensuche, um Rat gebeten.

Viele Eltern sorgen sich, ihr Kind sei noch gar nicht reif für die Berufswahl. Was sagen Sie ihnen?
Das ist verständlich – aus der Warte der Eltern sind die Kinder ja wirklich noch klein. Die Mehrheit der Jugendlichen meistert die Berufswahl aber wunderbar, auch wenn sie zu Beginn unreif wirken. Die Jugendlichen werden in der Oberstufe im Prozess begleitet, in der Lehre von kompetenten Lehrpersonen in der Berufsschule und Berufsbildnern im Betrieb unterstützt. Sie haben trotz Eintritt in die Berufswelt die Möglichkeit weiter zu reifen. Die Jugendlichen stehen am Übergang von der Schule zum Beruf: Das bietet auch Chancen für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit! Da steht ein Rollenwechsel über die nächsten Jahre an, nicht nur bei den Jugendlichen, auch bei den Eltern, und die Frage ist: Wie können Familien diesen Rollenwechsel gemeinsam gestalten?

Wie schafft man es?
Indem man zusammen spricht und dran bleibt an den Jugendlichen. Von den Jugendlichen wird erwartet, dass sie sich mit der Berufswelt auseinandersetzen und nach ihren Stärken und Interessen entscheiden, wo sie hinwollen. Und viele finden das ja auch toll. Eine Mehrheit der Jugendlichen finden die Lehre super. Wichtig sind Gespräche auf Augenhöhe. Eltern können sich selbst informieren und ihrem Kind im Berufswahlprozess emotionale Unterstützung zusichern. Klar ist: Die Berufswahl ist eine anspruchsvolle Reise mit mehreren Etappen, die einer Familie viel Geduld und Energie abverlangt. Die berufliche Orientierung ist zudem Teil des Lehrplans und somit Schulstoff. Die Berufsberatung und die Schule arbeiten auch zusammen. In der ersten Oberstufe gibt es Berufswahlunterricht, Schülerinnen und Schüler lernen Lehrberufe kennen und setzen sich mit ihren Stärken und Interessen auseinander. In der zweiten Oberstufe können sie in Lehrberufen schnuppern und wenn dieser Reality-Check erfolgreich ist, können sie sich für einen Lehrberuf entscheiden. Das Bewerben ist dann Thema in der dritten Oberstufe.

Tipps zur Berufswahl

Im Familienratgeber von Hello Family findet ihr viele Tipps zur Berufswahl und Infos zu den beliebtesten Ausbildungsberufen.

Mehr erfahren

Was, wenn Eltern und Kinder ganz andere Vorstellungen haben?
Das kommt natürlich vor. Der oder die Jugendliche will vielleicht  Fachmann oder Fachfrau Gesundheit werden. Ein Elternteil findet jedoch, nur das Gymi kommt für das Kind in Frage. Oder umgekehrt. Das führt zu Konflikten. Aber Studien zeigen ganz klar, dass die Berufswahl am besten gelingt, wenn Jugendliche, Eltern, Schule und Berufsberatung zusammenarbeiten. Die Eltern sollten sich als Sparringspartner verstehen, eigene Vorstellungen als Vorschläge formulieren und dem Heranwachsenden offene Fragen stellen, das Kind ermutigen, sich mit Berufen auseinander zu setzen – zum Beispiel mit Videos über Lehrberufe auf Youtube – oder in Lehrberufe reinzuschnuppern und mit Berufsleuten zu sprechen. Die wichtigste Unterstützung bieten Eltern, indem sie dranbleiben und nachfragen, helfen den Prozess in Aufgaben zu unterteilen, Meilensteine für das Schnuppern oder das Bewerben mit dem Jugendlichen abmachen und überprüfen.

Und wenn man zusammen nicht weiterkommt?
Wenn innerhalb der Familienkonstellation Gespräche blockiert sind oder keine Unterstützung möglich ist, kann man sich an eine Beratungsstelle wenden. An die Pro Juventute Beratung 147 wenden sich Jugendliche oft mit Fragen rund um die Berufswahl und Lehrstellensuche: Dort bekommen sie Tipps, wie sie selbständig weiterkommen oder wo sie Hilfe bekommen für ihren Berufswahlprozess. Falls es in Familien die Situation gibt, dass Eltern und Kinder im Berufswahlprozess nicht weiterwissen, kann sich ein Besuch im biz und ein Termin bei der Berufsberatung lohnen. 

«Heute gilt die Erstausbildung nicht mehr als Weichenstellung für die gesamte berufliche Laufbahn»

Dani Oertle
Dani Oertle

Dani Oertle ist Projektverantwortliche Bewerbungstraining bei Pro Juventute.

ZVG

Was kann ich tun, wenn ich mich immer noch überfordert fühle und nicht weiss, wo ich mich informieren soll?
Es gibt viele Hilfsangebote. Volksschule und Berufsberatung orientieren Eltern und Kinder zu Beginn der Oberstufe genau über den Fahrplan und die Möglichkeiten. Für Schülerinnen und Schüler mit mehr Hürden oder wenig Unterstützungsmöglichkeiten in der Familie gibt es diverse Mentoring-Angebote, wo Jugendliche von Berufsleuten begleitet werden. Dazu kann man sich bei der Schule oder Berufsberatung erkundigen. Wenn die oder der Jugendliche am Ende der dritten Sek keine Lösung hat, gibt es Last-Minute Lehrstellenbörsen und das 10. Schuljahr. Je nach Kanton gibt es sogenannte Motivations-Semester oder ein Orientierungsjahr. Viele Informationen, Tipps und Unterstützungsangebote zu Berufswahl, Bewerben und der Lehrzeit findet man auch auf der Webseite der Pro Juventute

Kann man mit 14 wirklich schon die Weichen für die Zukunft stellen?
Diese Frage höre ich oft. Als Fachperson möchte ich Eltern etwas Druck wegnehmen. Ich empfehle, die Berufswahl als Einstieg in den Prozess der beruflichen Entwicklung zu betrachten – heute gilt die Erstausbildung nicht mehr als Weichenstellung für die gesamte berufliche Laufbahn. Die Arbeitswelt ist im Wandel, und die Bildungslandschaft der Schweiz bietet in fast allen Branchen Anschluss zur Weiterbildung. Gefällt der Beruf, kann man sich da weiter vertiefen. Falls der Beruf später nicht mehr so gefällt, kann man sich weiterentwickeln und Weiterbildungen oder Neuorientierungen vornehmen. Es gibt interessante Beispiele von Berufsleuten, die mit einer Lehre gestartet haben und sich durch Weiterbildungen in einen ganz anderen Bereich entwickelt haben: Eine Coiffeuse wird Ingenieurin, eine Köchin bildet sich zur Datenspezialistin weiter oder ein Kitamitarbeiter ist heute Community-Manager bei einem Kommunikationsunternehmen. Was es zu Beginn braucht, ist eine Diskussion und ein erster gemeinsamer Entscheid – das erfordert Mut, vom Jugendlichen genau so wie von den Eltern. Aber dieser Entscheid muss «nur» so lange halten, bis die erste Ausbildung abgeschlossen ist. Dann ergeben sich weitere Möglichkeiten.

Lehrling auf Baustelle

Das Gymi ist heute nicht mehr der einzige Garant für beruflichen Erfolg. 

Getty Images/Westend61

Was, wenn das Kind seine Lehre abbricht? 
Rund ein Fünftel der jungen Leute brechen die Lehre wieder ab. Gut 80% von denen, die abbrechen, fangen wieder eine neue Lehre an. Wenn auf ein Lehrabbruch eine andere Ausbildung abgeschlossen werden kann, ist das nicht so tragisch. Die häufigste Ursache für Lehrabbrüche ist, wenn Vorstellungen und Stärken eines Lernenden nicht mit den Anforderungen des Lehrberufs zusammenpassen. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit dieser Frage dient allen Beteiligten; den Jugendlichen, dem Betrieb und den Eltern. Der Start ins Berufsleben ist ein Prozess in mehreren Schritten, und Umwege, die zu einem Ausbildungsabschluss führen, sind ein Plus an Erfahrung. 

Bietet das Gymi nicht die besten Karrierechancen?
Wenn ein Jugendlicher die schulischen Voraussetzungen mitbringt und gern ans Gymi möchte, spricht natürlich nichts dagegen. Das Gymi ist heute nicht mehr der einzige Garant für beruflichen Erfolg. Eine Berufsmatur ist gleichwertig, sie ermöglicht den Zugang zu den Fachhochschulen, also einer Ausbildung auf Tertiärstufe. Junge Berufsleute, die einen handwerklichen oder technischen Lehrberuf ergreifen und an einer Fachhochschule einen Studiengang abschliessen – zum Beispiel als Bauingenieurin –, haben sehr gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, da sie praktische Arbeitserfahrung und ein Netzwerk mitbringen. 

Exklusive Vorteile für Club-Mitglieder

Im kostenlosen Coop Hello Family Club stehen Familien an erster Stelle. Auf hellofamily.ch finden Eltern wertvolle Tipps und Inspirationen für den Alltag mit Kindern. Weitere exklusive Vorteile für Mitglieder schonen das Familienbudget:

  • Digitale Bons und Sammelpässe für attraktive Rabatte
  • Tolle Freizeit- und Ferienangebote
  • Regelmässige Wettbewerbe
  • Überraschungsgeschenk für frischgebackene Eltern
  • und vieles mehr
am 9. November 2021 - 07:21 Uhr