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«Jeder braucht Momente für sich»

Steffi Buchli über ihren Schlüssel zum Familienglück

Ehefrau, MySports-Programmchefin und Mutter: Während drei Jahren hat Steffi Buchli in allen Bereichen Vollgas gegeben und dabei aber etwas vergessen: sich selbst. Heute geniesst sie ihre Me-Time.

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Steffi Buchli, Schneeschuhwandern, Bivio, Julier, Graubuenden

Das Café Carisch in Surses GR ist ein Teil des Origen Festival Cultural und ganz nach Steffi Buchlis Geschmack.

Geri Born

Am Morgen erwachen und auf den Balkon stehen – «und dann herrscht da einfach nur Ruhe». Es ist der Moment, den Steffi Buchli, 41, geniesst, wenn sie in ihrer Ferienwohnung in Savognin GR weilt. «Hier zu sein, hat einen doppelten Effekt für mich», sagt die Programmchefin des TV-Senders MySports. «Es ist mein zweites Daheim wie auch ein Ort zum Abschalten.» Genau das gestattet sich die TV-Frau öfters – gerne auch mal ohne Mann Florian Kohler, 41, und Tochter Karlie, 4. Die sogenannte Me-Time – Zeit für sich.

Steffi Buchli, wie merkten Sie, dass Sie mehr Zeit für sich selber brauchen?
Da gab es ein Erwachen, vor knapp einem Jahr in unseren Familienferien. Ich merkte, dass ich einen Bereich in meinem Leben vernachlässige, und zwar mich selbst. Und dass ich mir keinen Dienst tue, wenn ich mir nicht Sorge trage.

Was haben Sie getan, als Sie dies realisierten?
Ich habe mit meinem Mann geredet und ein bisschen geheult. Danach habe ich mich sortiert und hatte relativ schnell die Bestandesaufnahme beisammen. Ich war überrascht, dass es so lange gut ging. Als wir zurückkamen, fing ich an, in der Familien-Agenda Slots freizuräumen, die nur mir gehören. Mein Mann und ich sind Agenda-Menschen. Bei uns sieht keine Woche gleich aus, und dementsprechend halten wir ganz unromantisch eine Agenda-Sitzung pro Woche ab.

Benni Huggel, Steffi Buchli und Florian Kohler

Steffi Buchli mit ihrem Mann Florian Kohler (rechts) und Fussballer Benni Huggel.

Valeriano Di Domenico

Wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Ich dachte, wenn ich 100 Prozent arbeite, ich die restliche Zeit für die Familie, für unsere Tochter Karlie da sein muss. Das führt doch zu totalem Stress! Jeder Mensch braucht Momente, in denen er für sich sein kann.

Trug Ihr Mann dann auch seine Zeit ein?
Er hat sich diese vorher schon gegönnt. Ich bewundere die Pragmatik der Männer, die Selbstverständlichkeit, wie sie den Moment für sich geniessen können, und beneide sie auch ein bisschen darum. Wir Frauen machen uns immer zu viele Gedanken. Kürzlich musste ich geschäftlich nach Stockholm und wollte die Reise privat verlängern, damit ich noch shoppen gehen und ein wenig «umestriele» kann. Jesses, hatte ich einen «Chnorz» mit mir selber! Und wir reden von 40 Stunden.

Steffi Buchli und Tochter Karlie

Steffi Buchli mit ihrer Tochter Karlie vor rund zwei Jahren.

Instagram/steffibuchli

Steffi Buchli stapft auf der Höhe des Julierpasses durch den Schnee. Es ist das erste Mal, dass sie sich im Schneeschuhlaufen versucht. Während ihrer Kindheit weilte die Zürcherin oft hier oben. «Und dann wurde ich flügge und wollte nicht immer an denselben Ort.» Erst vor ein paar Jahren entdeckte sie die Heimat ihrer Mutter – mittlerweile den Wohnort ihrer Eltern – wieder für sich. «In Zürich ist das Leben schnell, lärmig, angespannt und stressig, es ist ein taffer Alltag.»

Wofür nehmen Sie sich Me-Time?
Völlig unspektakulär ein- bis zweimal pro Woche für Sport, Fitness oder Joggen. Einmal im Monat gönne ich mir über Mittag eine Massage. Ich gönne mir nichts in unanständigen Dimensionen, denn unsere Familienzeiten möchte ich im Moment keinesfalls gegen alleinige Zeit tauschen.

Haben Sie ein schlechtes Gewissen?
Nein, ich arbeite viel, und mir ist nichts geschenkt worden auf meinem Arbeitsweg. Da braucht es auch den Gegenpol, eben diese Zeit für mich. Aber ich gebe zu: Mir dies so einzugestehen, hat mich etwas gekostet. Aber es ist sehr befreiend!

Steffi Buchli, Schneeschuhwandern, Bivio, Julier, Graubuenden

Allein sein abseits vom Arbeitsstress – Steffi Buchli geniesst die Ruhe auf dem Julierpass.

Geri Born

Es gibt Sätze wie: «Warum bist du Mutter geworden, wenn du Freiheiten willst?»
Unsere Gesellschaft ist sehr Mutter-zentriert. Wir gehen immer noch vom Vater als mehrheitlich abwesender Ernährer aus, ein veraltetes Bild. Oft reicht heute ein Lohn nicht mehr aus, oder die Frau will explizit berufstätig sein. Dauerpräsenz der Mutter ist für mich persönlich nicht der Schlüssel zum Familienglück. Schauen wir die südländische Gesellschaft an. Dort hilft man sich gegenseitig im Dorf. Das Kind ist bei Zio, bis es die Mutter nach der Arbeit abholt.

Wenn Steffi Buchli mit ihrer Familie in den Ferien weilt, ist wenig angesagt. «Für einmal nicht maximal effizient sein zu müssen, das ist Lebensqualität. Das Magische liegt manchmal darin, zu schauen, wohin einen der Tag bringt.» Tochter Karlie geniesst in Savognin zudem die Nähe zu den Grosseltern. Daheim in Zürich haben sie «den Luxus einer Nanny», wie Buchli sagt.

Erinnern Sie sich eigentlich an Erholungszeiten, die sich Ihre Mutter gegönnt hat?
Ich wuchs in einem sehr klassischen Familienmodell auf. Meine Mutter hatte ihre Damenriege. Die Turnfahrt war ihr verlängertes Wochenende.

Steffi Buchli, Schneeschuhwandern, Bivio, Julier, Graubuenden

Ruhe tanken in Graubünden: Steffi Buchli ist leidenschaftliche Mutter und TV-Frau.

Geri Born

Ists ein Generationenunterschied?
Das kann man wohl nicht generell sagen. Was mir rückblickend auffällt: Im klassischen Familienmodell lastete auf dem Ernährer ein riesiger Druck. Mein Mann und ich, wir arbeiten zusammen zwischen 180 und 200 Prozent und haben zwei Schultern, die die Verantwortung tragen. Das ist schön. Die Papis von meiner Generation trugen diese Verantwortung meist ganz alleine. Die hatten den Druck, die Kohle heimzubringen. Das darf man nicht unterschätzen.

Wie stimmt das Familienmodell für Karlie?
Für sie ist es normal. Ich habe auch nie ausgestrahlt: «Oh, du armes Schätzeli, Mami muss jetzt arbeiten gehen, gäll, tuesch nöd brüele.» Sie ist ja schliesslich prima betreut. Viel wichtiger als dauerpräsent zu sein, scheint mir bedingungslose Verlässlichkeit: Wenn ich sage, heute Abend spielen wir zusammen «Bäbihuus», dann ist das so. Ghaue oder gstoche.

Von Aurelia Robles am 7. März 2020 - 08:09 Uhr