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Roger Federer über Kinder und Klimakrise

«Was die Kids erleben, ist sicher nicht ganz normal»

Auch mit 38 Jahren kann man den coolen Roger Federer noch aus der Reserve locken. Mit einer Plastilin-Figur. Danach redet er über Karrieren-Ende, Kinder und Klimakrise.

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Familie Federer

Ton in Ton: Die Zwillingsmädchen und -Buben der Federers auf der Tribüne mit Mama Mirka.

Getty Images

Er ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Doch für einmal ist Roger Federer nicht nur peinlich berührt, er schwitzt wegen seines Auftritts auch aus allen Poren. Denn der einzige Schweizer Superstar hat bei seinem Sponsor Jura in Niederbuchsiten SO nicht nur einen neuen Fünfjahresvertrag unterschrieben, sondern vor Publikum auch seinen Doppelgänger präsentiert. Eine Plastilin-Figur, die künftig in der World of Coffee im Hauptsitz zu sehen sein wird. Danach redet er auf und neben der Bühne. Ganz offen.

Roger Federer für Jura 2019

Wie eineiige Zwillinge: Roger Federer und sein Doppelgänger aus Plastilin. «Ich bin erschrocken, wie echt der aussieht.»

Thomas Buchwalder

Roger Federer, gibt es an Ihrem Doppelgänger etwas auszusetzen?
Nein. Ich finde die Figur genial. Aber ich bin schon ein wenig erschrocken, wie authentisch sie geworden ist. Schön geföhnt ist der Typ, oder?

Hatten Sie Angst, dass die Figur – wie bei Statuen anderer Stars – schrecklich entstellt ist? 
Ein wenig. Aber sie haben mir immer gut zugeredet, dass es gut kommt. Ich wurde ja exakt vermessen, das heisst gescannt. Am Schluss stand ich nur noch in 
Unterhosen da. Aber es hat sich gelohnt. Besser als jetzt sehe ich nie mehr aus.

Wäre ein Doppelgänger nicht praktisch für Sie? 
Der Tag hat auch für mich zu wenig Stunden. Insofern wäre es praktisch. Aber ich müsste mal meine Kinder fragen, wie das ist. Doppelgänger kennen meine Kids besser. 

Sie haben in der vergangenen Woche die Zusage für Olympia 2020 gegeben. Wird das einer der Höhepunkte einer ausgiebigen Abschiedstour?
Nein. Ich habe noch keine Pläne, zu welchem Zeitpunkt ich aufhören will. Tokio hat mich einfach gereizt. Und wir haben darüber diskutiert, ob es in die Planung passt. Derzeit plane ich noch so, als ob alles endlos weitergeht.

Spüren Sie den Drang, in Tokio eine winzige Lücke in einem fast perfekten Palmarès füllen zu müssen?
Mir geht es darum, dass ich für die Schweiz eine Medaille gewinnen will. Und nebenbei meinen Traum zu verwirklichen, nochmals bei Olympia dabei zu sein. Nachdem ich Rio verpasst hatte, war ich nicht sicher, ob ich das Gefühl je nochmals haben würde. Ich wusste nicht, was in dieser Zeitspanne passieren würde. Und ob ich nochmals um eine Medaille würde mitspielen können. Generell spiele ich fürs Land und will fürs Land gewinnen. Es geht nicht darum, meine Karriere zu komplettieren.

«Doppelgänger kennen die Kids besser»

Roger Federer
Roger Federer fuer Jura 2019

Superstar und Familienmensch: «Meine Kinder haben eine ganz andere Welt gesehen. Ich hoffe, das wird ihnen in Erinnerung bleiben.»

Thomas Buchwalder

Sie haben für die Zeit nach der Karriere bereits ein Standbein. Ihre Management-Agentur Team8, mit der Sie den Laver Cup organisiert haben. Reizt Sie derzeit auch noch etwas anderes? 
Ich bin zuerst einmal froh, dass wir so ein positives Echo auf den Laver Cup hatten. Natürlich braucht es noch etwas Zeit, bis er Tradition hat. Aber er war gelungen. Es war auch für mich sehr lässig und cool. Ideen für die Zeit danach gibt es natürlich. Tennis wird mich nicht loslassen. Es würde mir gefallen, junge Spieler zu unterrichten. Warum nicht einmal in der Akademie von Rafael Nadal? Wenn meine Kinder eines Tages Tennis spielen möchten, werde ich sie mit Sicherheit da hinschicken.

Sie als Trainer in Nadals Akademie. Der würde sich freuen! 
Was Rafa tut, ist einzigartig und wichtig. Es würde für mich jedenfalls Sinn machen. Statt etwas Eigenes aufzubauen, dort dem Nachwuchs zu helfen. Oder bei Swiss Tennis. Ach, es gibt so viele Möglichkeiten. 

Am 7. Februar spielen Sie gegen Nadal das Match for Africa zugunsten Ihrer Stiftung. Vor einer Fussball-Kulisse im Cape Town Stadium.
Ja. Ich freue mich riesig darauf. Vor fast 50'000 Zuschauern spielen zu dürfen – und dazu mit Rafa, ist einfach genial.

Roger Federer für Jura 2019

Partner: Jura-CEO Emanuel Probst stösst mit Botschafter Federer auf die Vertragsverlängerung an.

Thomas Buchwalder

Sie zeigen mit Ihrer Stiftung, dass Ihre Wahrnehmung übers Tennis hinausgeht. Inwiefern beschäftigt Sie auch das Thema unserer Zeit, die Klimakrise?
Für mich ist es schwierig, darüber zu reden. Denn ich fliege die ganze Zeit. Ich kann nicht Tennisspieler sein und gleichzeitig fürs Klima einstehen. Ich lebe es ja eigentlich anders, schränke mich nicht ein. Die Schweiz ist aber sicher ein Vorzeigeland, was den Naturschutz betrifft. Natürlich spüren wir den Klimawandel. Ich sehe und spüre, dass es wärmer wird. Dessen bin ich mir auch bewusst. Logischerweise schauen wir darum auch – so gut wir können –, einen Beitrag zu leisten. Auch wenn wir nicht das Vorzeigebeispiel sind. Das ist mir klar. 

Sie werden in nicht ferner Zukunft weniger fliegen. Sind Sie froh, dass die Kinder bald einen normalen Schulalltag mit Pausenplatz und Klassenlager erleben, wie Sie es durften?
Ich hatte eine mehr oder weniger normale Kindheit. Es wurde ja doch vieles dem Tennis unterstellt. Ich ging nur einmal ins Klassenlager. Dafür liess ich die Winter-Schweizer-Meisterschaft aus. Aber ich sagte den Eltern damals: Sorry, jetzt reicht es. Die ganze Zeit mit diesem Tennis, ich will ins Lager! Das wünschte ich mir auch immer für die Kleinen. Sie haben durchs viele Reisen natürlich eine ganz andere Welt gesehen. Ich hoffe, das wird ihnen stark in Erinnerung bleiben. Und hoffentlich werden sie in Zukunft auch oft reisen wollen, um die Welt zu sehen. Wir probieren ja jetzt schon, so gut es geht, sie am Boden zu halten. Ihnen zu zeigen, was normal ist. Denn das, was wir erleben, ist nicht ganz normal.

Mit Valbella und Rapperswil haben Sie bald zwei schöne Wohnsitze. Was reizt Sie an diesen Orten? 
Bis jetzt kann ich nur von Valbella reden. Wenn wir dort sind, können wir ein paar Gänge runterschalten. Im Winter bringen wir die Kinder zum Skifahren. Leider fahre ich selber nicht. Ich habe vor elf Jahren damit aufgehört. Aus Vorsicht, mich nicht zu verletzen. Damals dachte ich, meine Karriere dauert ja nur noch vier bis fünf Jahre. Das halte ich gerade noch aus (lacht). Nun ist es anders gekommen. Bis ich wieder Ski fahre, gehen wir halt stattdessen gemütlich Fondue essen und Weisswein trinken. 

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Von Christian Bürge und André Häfliger am 25. Oktober 2019 - 16:48 Uhr