1. Home
  2. Family
  3. Familien-Geschichten
  4. Eva Wannenmacher: Abschied vom TV nach 30 Jahren
SRF-Moderatorin Eva Wannenmacher:

«Wir sind eine grosse, fröhliche Patchworkfamilie»

Eva Wannenmacher verabschiedet sich nach 30 Jahren vom Bildschirm. Mit 27 war sie bereits «10 vor 10»-Moderatorin. Und über 20 Jahre lang hat sie die Sendung «Kulturplatz» geprägt. Privat geniesst sie ihr Patchwork-Glück mit Partner, Kindern – und Enkelin.

Artikel teilen

<p>Geboren im Sternzeichen Fische, ist Eva Wannen­macher auch eine Romantikerin. So präsentiert sich auch ihre kleine Outdoor-Oase in ihrer Wohnung in Zürich.</p>

Geboren im Sternzeichen Fische, ist Eva Wannenmacher auch eine Romantikerin. So präsentiert sich auch ihre kleine Outdoor-Oase in ihrer Wohnung in Zürich.

Ellin Anderegg

Eva Wannenmachers Home Sweet Home in Zürich ist schön. Schön stilvoll, schön kreativ. Eine grosszügige Altbau-Mietwohnung mit verzierten Stuckdecken und einem Parkett mit Patina, vielen Blumen und fabelhaften Bildern. Sie wohnt dort mit ihren Töchtern Greta und Smilla, einer Freundin und Katzendame Fanny. Nach dem Interview gibts ein Glas Champagner, wie es sich für eine Frau, die auch gerne das Leben geniesst, gehört.

Eva Wannenmacher, am 18. Juni ist Ihr letzter Auftritt im Fernsehen. Wehmütig oder glücklich?

Beides. Ich bin glücklich über diese lange, erfolgreiche Ära mit dem «Kulturplatz». Über die 21 Jahre mit einem tollen Team. Und ich werde bestimmt wehmütig in meiner letzten Sendung Mitte Juni (lacht). In erster Linie aber freue ich mich nun riesig auf das, was die Zukunft bringen wird.

Warum haben Sie gekündigt?

Insgesamt stand ich 30 Jahre vor der Kamera. Das ist mehr als mein halbes Leben. Daneben habe ich mich stetig weitergebildet, vor fünf Jahren mit meiner Tätigkeit als Leadership-Coach begonnen und nie mehr als 50 Prozent für SRF gearbeitet. So konnte ich meinen Plan B langsam zu Plan A machen. Nun ist meine Arbeit als Coach meine neue grosse Passion. Nach all den Jahren Teamwork geniesse ich es, Unternehmerin zu sein und autonom entscheiden zu können.

<p>Eva Wannenmacher ist eine Frühaufsteherin. Denn morgens um sechs Uhr habe sie meistens die besten Ideen, sagt sie.</p>

Eva Wannenmacher ist eine Frühaufsteherin. Denn morgens um sechs Uhr habe sie meistens die besten Ideen, sagt sie.

Ellin Anderegg

Kein Problem damit, nicht mehr am Bildschirm präsent zu sein?

Nein. Nach so langer Zeit beim Fernsehen werde ich keine Entzugserscheinungen haben (lacht). Ich bespiele ja nach wie vor viele Bühnen, indem ich monatlich mindestens vier bis fünf Workshops und Seminare leite, an der Uni doziere und regelmässig Podiumsdiskussionen und Events moderiere.

Sie sind seit der ersten Stunde beim «Kulturplatz» mit dabei. Ihre persönlichen Highlights?

Da gibt es so viele. Es sind die Team-Momente: Als wir beispielsweise in der Zwischensaison eingeschneit auf der Schatzalp sassen. Allein im Hotel, ohne Küchencrew. Wenigstens brannte das Kaminfeuer. Oder ein Alpabzug: Wir mussten um drei Uhr morgens los. Und um halb acht hat mir der Bauer den ersten Kafi Schnaps angeboten (lacht). Oder die Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg mit den Architekten Herzog und de Meuron. Das Gebäude war ein Hochsicherheitstrakt, da auch Angela Merkel angekündigt war. Oder der Besuch bei einem Mönch in Japan nahe Fukushima ein halbes Jahr nach dem Reaktorunglück. Er harrte dort aus in seinem wunderschönen Garten – und hat uns Tee angeboten.

Woran möchten Sie nicht mehr denken?

Es gibt keine schlechten Erinnerungen. Aber den Moderationsschuhen bin ich nun ent-wachsen (lacht).

Wer war die unangenehmste Person, die Sie interviewen mussten?

Der Schauspieler Hugh Grant. Er hatte wohl einen schlechten Tag (lacht) und war nicht sehr charmant – übrigens auch zu einer Journalistenkollegin, die darüber berichtete. Wir von «Kulturplatz» haben uns bemüht, aus der Begegnung das Beste rauszuholen im Schnitt – am Bildschirm waren die Schwierigkeiten nicht zu sehen –, was ja auch unsere Aufgabe ist.

Was werden Sie am meisten vermissen?

Das «Kulturplatz»-Team. Im Sommer werde ich für alle eine grosse Party geben. Darauf freue ich mich sehr!

Wo und wie geniessen Sie privat Kultur?

Kultur war schon immer ein Teil meines Lebens, in allen Facetten. Ich gehe ins Kino, ins Theater, an Konzerte, liebe Kunst. Meine letzte Sendung wird von der Art Basel sein. Und ich lese. Allerdings aktuell kaum Belletristik, sondern in erster Linie Fachliteratur. Es warten einige Klassiker im Büchergestell darauf, gelesen zu werden. Und wie Sie sehen, auch viele Kinderbücher, die meine Enkelin bald wieder rauszupfen wird (lacht).

<p>Eva Wannenmacher mit ihrer jüngsten Tochter Smilla, die wie ihre ältere Schwester Greta ins ­Gymnasium geht.</p>

Eva Wannenmacher mit ihrer jüngsten Tochter Smilla, die wie ihre ältere Schwester Greta ins Gymnasium geht.

Ellin Anderegg

Geht es, bevor Sie den Fokus auf Ihre Selbstständigkeit richten, noch in die Ferien?

Diesen Fokus setze ich seit fünf Jahren – auf die Selbstständigkeit und auch immer wieder auf Ferien und gezielte Auszeiten: Als Nächstes stehen im Juli zwei Wochen Toskana an mit der grossen Patchworkfamilie.

Seit fünf Jahren beraten Sie als Business-Coach Führungskräfte und geben Workshops. Nun werden Sie eine 100-Prozent-Unternehmerin. Keine Angst vor dem Scheitern?

Nein. Grundsätzlich bin ich ein sehr zuversichtlicher Mensch. Ich bin davon überzeugt, dass der persönliche Mindset eine entscheidende Rolle spielt für den Erfolg. Das «innere Feuer», eine echte Passion für das eigene Tun zu finden, das ist der entscheidende Treibstoff für Erfolg. Zudem habe ich mir in den vergangenen fünf Jahren ein solides Fundament aufgebaut. Seit anderthalb Jahren habe ich mich konkret auf meinen Abschied bei SRF vorbereitet – und diesen Schritt tue ich nun in Sicherheit.

<p>1994 ihr erster Moderationsjob – beim Privatsender Tele Züri.</p>

1994 ihr erster Moderationsjob – beim Privatsender Tele Züri.

Dick Vredenbregt

Was fasziniert Sie an diesem Beruf?

Mein ganzes Leben ist geprägt von der Leidenschaft für die Kommunikation. Und das Coaching ist dem Fernsehmachen gar nicht so unähnlich. Manche Menschen haben Rede-Angst, Angst vor dem Auftritt. Hier konnte ich oft Unterstützung geben. Vielleicht war das der zündende Funke, ein erstes Gefühl, was Coaching sein kann. Heute gebe ich meine Erfahrungen aus 30 Jahren TV-Präsenz weiter. Darüber hinaus ist jedoch in erster Linie systemische Coaching-Arbeit gefragt. Ich verfüge über systemische Tools für Gremien wie Geschäftsleitungen und Teams, die ich einsetzen kann zur Unterstützung in Entwicklungsprozessen, bei Neuausrichtungen und zur Sicherstellung einer kongruenten Kommunikation. Entscheidend ist immer die Frage: Wie können wir kommunizieren, wofür wir stehen, gegen innen und gegen aussen? Die grösste Expertise ist nichts wert, wenn wir sie nicht transportieren können. Storytelling ist eine Schlüsselkompetenz.

Was zeichnet Sie aus?

Ich verfüge über eine hohe Empathiefähigkeit, grosse Begeisterungsfähigkeit sowie viel Neugierde. Das alles hilft in Coaching-Prozessen. Meine Kernkompetenzen sind also für meine Arbeit sehr unterstützend.

<p>Mit 27 startet sie 1998 als Moderatorin bei «10 vor 10».</p>

Mit 27 startet sie 1998 als Moderatorin bei «10 vor 10».

SRF

Wie happy sind Sie momentan?

Auf einer Skala von eins bis zehn: zehn! (Lacht.) Ich bin wirklich sehr glücklich!

Verliebt?

Verliebt bin ich immer (lacht). Ins Leben! Ich bin in einer stabilen Partnerschaft, alle meine Liebsten sind gesund und munter, ich habe Zeit für mich selbst und meine weitere Entwicklung, da meine Kinder fast alle schon flügge sind. Das schenkt mir neue Freiheiten.

Sie haben einen Sohn aus erster Ehe, zwei Töchter aus zweiter Ehe. Auch Ihr aktueller Partner hat zwei Töchter. Wie lebt es sich in einer Patchworkfamilie? Alles Friede, Freude, Eierkuchen?

Wir sind tatsächlich eine grosse, fröhliche Patchworkfamilie. Das ist ein immenses Glück. Und es ist auch ein Engagement. Es kann dann gelingen, wenn alle Beteiligten den Wert sehen, weiterhin gemeinsam Feste zu feiern und Teile des Alltags zu teilen.

Was gibt Ihnen Energie?

Die Natur ist meine grösste Energie-Tankstelle, ich bin fast täglich auf einem Waldlauf. Ich praktiziere Pilates und Yoga, meditiere. Atemarbeit wende ich täglich an – mein Schlüssel für ein starkes Nervensystem. Ich stehe früh auf, morgens um sechs Uhr habe ich die besten Ideen (lacht). Ich liebe Kochen und Essen, gehe tanzen, treffe Freunde. Und – ganz wichtig – ich nehme mir regelmässig Auszeiten für mich allein.

<p>21 Jahre lang prägte die heute 54-Jährige den «Kulturplatz».</p>

21 Jahre lang prägte die heute 54-Jährige den «Kulturplatz».

Oscar Alessio

Ihre grösste Schwäche?

Schuhe! (Lacht.)

Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?

Gesundheit für alle meine Liebsten und mich, Glück und Erfolg.

Von Janine Urech am 14. Juni 2025 - 07:00 Uhr