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Handschrift vs. Tastatur

Warum euer Kind besser Stift statt Telefon in der Hand hat

Handschrift bringt das Gehirn richtig in Schwung. Studien zeigen: Wer von Hand schreibt, hat deutliche kognitive Vorteile. Für die geistige Entwicklung von Kindern ist das ein entscheidender Unterschied.

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<p>Allein das Nachfahren von Buchstaben ist für Kinder förderlich.</p>

Allein das Nachfahren von Buchstaben ist für Kinder förderlich.

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Wann hat euer Kind das letzte Mal etwas von Hand geschrieben – einen Brief, ein Tagebuch oder einfach ein paar Notizen? In Zeiten von Tablets, Laptops und Schul-Apps wird das Schreiben mit der Hand zunehmend verdrängt. Doch genau das könnte langfristige Folgen haben.

Mehrere Studien zeigen: Das handschriftliche Schreiben ist für Kinder deutlich förderlicher als das Tippen – vor allem, wenn es um das Verstehen, Behalten und kreative Denken geht.

Schreiben ist hohe Muskelleistung

Die norwegische Neurologin Audrey van der Meer hat in ihrer Forschung nachgewiesen, dass beim Schreiben mit der Hand deutlich mehr Hirnaktivität ausgelöst wird als beim Tippen. Besonders aktiv sind dabei die Hirnregionen, die für Lernprozesse und die Gedächtnisbildung wichtig sind.

Diese Aktivität entsteht durch die feinmotorischen Bewegungen der Hand. Beim Schreiben von Hand koordinieren wir bis zu 30 Muskeln und 15 Gelenke gleichzeitig. Tippen ist hingegen eine gleichförmige, repetitive Tätigkeit.

<p>Studien zeigen, dass beim Schreiben von Hand mehr Informationen gespeichert werden.</p>

Studien zeigen, dass beim Schreiben von Hand viele Prozesse aktiv sind.

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Neue Reize schaffen

 

Kinder prägen sich Buchstaben besser ein, wenn sie sie frei mit der Hand schreiben. Das belegen Studien wie jene der US-Psychologin Karin James. Sie liess Kinder Buchstaben entweder auf einer Tastatur tippen, Punktlinien nachzeichnen oder freihändig schreiben. Nur bei Letzteren zeigten sich Hirnaktivitäten in denselben Bereichen wie beim Lesen und Schreiben bei Erwachsenen

Ihre Erklärung: Wenn das Kind einen Buchstaben selbst zeichnet, muss es ihn aktiv erkennen und verstehen. Dadurch lernt es nicht nur den Buchstaben, sondern auch das Prinzip dahinter.

Handschrift fördert nicht unbedingt Merkfähigkeit

Eine als bahnbrechend gepriesene Studie zur Handschrift wurde jedoch inzwischen widerlegt. Die amerikanische Psychologin Pam Mueller führte mit 65 Studierenden ein Experiment durch. Alle schauten denselben Film und machten sich Notizen – einige mit dem Laptop, andere mit Stift und Papier. Mueller kam zu dem Ergebnis, dass sich beide Gruppen einfache Fakten gleich gut merken, bei komplexen Zusammenhängen jedoch die Handschreiberinnen deutlich besser abschneiden.

In einer Wiederholung des Experiments kam eine Gruppe von Wissenschaftlern jedoch zu einem anderen Ergebnis. Bei einer Untersuchung von 67 Studierenden zeigte sich, dass handschriftliche Notizen im Vergleich zu digitalen keine bessere Lernleistung aufwiesen. Die Psychologinnen werteten acht weitere ähnliche Studien aus, die zu demselben Ergebnis kamen. Schreibt den Laptop also nicht ganz ab!

Von Olivia Ruffiner am 4. Juni 2025 - 07:00 Uhr