Wer Kinder hat weiss, dass sie die Welt oft durch eine rosarote Brille sehen. Sie glauben an das Gute, vertrauen sehr schnell und freuen sich auch über ein Stöckchen am Wegesrand.
Eine Studie, die im «Journal of Experimental Psychology» veröffentlicht wurde, ging nun diesem Optimismus auf den Grund. Das Psychologie-Forschungsteam begleitete 108 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren auf einer digitalen Schatzsuche. Die Aufgabe war einfach: Die Teilnehmenden sollten vorhersagen, wie viele Schätze sie finden würden.
Kinder haben einen «Hyperoptimismus»
Die Jüngsten, 8- bis 9-Jährige, machten deutlich optimistischere Vorhersagen als Jugendliche. Selbst wenn sie zuvor nur wenige Schätze gefunden hatten, glaubten sie weiter fest an ein gutes Ergebnis.
Glücklich auch an Regentagen: Kinder können schnell begeistert sein.
ShutterstockJugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren hingegen passten ihre Erwartungen viel realistischer an ihre bisherigen Erfahrungen an.
Aber woher kommt diese kindliche Zuversicht? Die Forschenden konnten nachweisen, dass Kinder zwar genauso gut aus positiven Ergebnissen lernen wie Jugendliche, die negativen Rückmeldungen jedoch viel weniger beachten.
Heisst: Jüngere Kinder übergehen schlechte Nachrichten eher und merken sich vor allem positive Ausgänge. Diese «Lernlücke» bei negativen Erfahrungen mache Kinder «hyperoptimistisch».
Es ist keine Naivität, sondern ein Lernmechanismus
Dieser Hyperoptimismus kann für Kinder sehr nützlich sein, denn er motiviert sie, weiterzulernen, hält ihre Neugier aufrecht und fördert ihr Interesse an der Welt und ihrer Umgebung. Gerade im frühen Alter, in dem Kinder viel lernen und ausprobieren müssen, kann diese positive Sichtweise sie stärken.
Bewahrt über das Jugendalter hinaus, kann kindliche Zuversicht eine wichtige Ressource für ein starkes, widerstandsfähiges Leben sein.
Getty Images/Westend61Doch mit zunehmendem Alter ändert sich das. Jugendliche lernen zunehmend auch aus negativen Erfahrungen. Das ist grundsätzlich wichtig, kann aber auch dazu führen, dass sie sich stärker mit Misserfolgen beschäftigen, was wiederum Selbstzweifel auslösen kann. Die Studie stellt deshalb auch die Frage, ob das Verschwinden des kindlichen Optimismus im Jugendalter mit dem steigenden Risiko für psychische Probleme wie Depressionen zusammenhängt.
Für Eltern bedeutet das: Es lohnt sich, die optimistische Sichtweise von Kindern zu unterstützen, auch wenn sie manchmal unrealistisch erscheint. Anstatt Kinder vor Enttäuschungen zu bewahren, können Eltern ihnen helfen, einen gesunden Umgang damit zu finden. Sie sollten Fehler als Lernchance sehen, kleine Erfolge feiern und Mut machen.