Die Schauspielerin Joan Crawford steht 1930 auf einem Sprungbrett. Mit ihrem «Schwimmkostüm», das trug man damals so. Es löste 17 Jahre zuvor einen kleinen Skandal aus, als Frauen bei den olympischen Spiele mit dem engen und moralisch nicht vertretbaren Aufzug ins Wasser stiegen. Oookay.
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Ende der dreissiger Jahre besserte sich die Lage etwas und siehe da, die Bikinis (die ihren Namen hier noch gar nicht tragen) scheinen zu beginnen, etwas mehr Haut freizulegen. Der Grund dafür ist allerdings makaber: Während des zweiten Weltkriegs wird Stoff rationiert, Ärmel und Beine eingesperrt, und manchmal eben auch das Mittelstück vom Badeanzug.
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1940 wird dieses Modell als «der neue Badeanzug» vorgestellt.
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Der Designer Jacques Heim bringt nach Ende des Krieges 1946 ein Modell auf den Markt, dass er als «den kleinsten Badeanzug der Welt» bezeichnet. Sein Name: «Atome». Hier am Körper von Marilyn Monroe.
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Wenige Monate später setzt Louis Réard noch einen drauf. Seinen Entwurf, der an einer Pariser Modenschau gezeigt werden soll, will aber partout kein Model trägen. Am Ende bekommt die Nackttänzerin Micheline Bernardini den Job (nur so am Rande: Die Schachtel in ihrer Hand ist die Box, in der der Bikini kommt). Rèard tauft sein Modell mit Bezug auf den Vorgänger. Nach dem «Atome» nennt er es «Bikini Atoll», da hier vor nur einem Jahr die erste Atombombe getestet wurde. Und siehe da: 1947 bekommt der Bikini endlich seinen Namen.
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In den 50ern versucht man an den Stränden in Europa, diese anstössige Erfindung wieder zu verbannen. Auch die meisten katholischen Länder sind entsetzt und verbieten das Kleidungsstück. Währenddessen bekommt Réard allerdings jede Menge Fanpost für seinen Entwurf. Er startet eine Kampagne und lässt verlauten: «Wenn man ihn nicht durch einen Ehering hindurch ziehen kann, ist es kein echter Bikini».
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Brigitte Bardot entspannt in Cannes im knappen Blumen-Bikini, Marilyn Monroe und andere Hollywood-Stars tun es ihr nach. Trotzdem sind noch nicht alle einverstanden damit, dass man jetzt offensichtlich mit Unterwäsche am Strand entspannt. Das Magazin «Modern Girl» schreibt: «Man muss eigentlich gar keine Worte an den sogenannten Bikini verschwenden. Dass ein Mädchen mit Taktgefühl und Anstand so etwas je anziehen würde, ist unvorstellbar.» Okay cool.
Bettmann Archive
Und dann das: Zwei Jahre nach dem vermutlich grössten Bikini-Hit aller Zeiten (ihr wisst schon, Itsy Bitsy Teenie Weenie …) stolziert Ursula Andress mit einem weissen Bikini aus dem Meer, als sie gemeinsam mit Sean Connery im neuen James Bond Streifen mitspielt. Das ist 1962. Bei der Gelegenheit packt auch gleich noch der Playboy einen Bikini aufs Cover.
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Dank dem Film «Beach Party» wird 1963 ein babypinker Bikini zum Filmstar. Die Beach Boys schrieben ganz viele Songs über – naja, Beaches. Und Bikinis. Und Mädchen. Und plötzlich ist das alles irgendwie okay.
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1966 dreht Raquel Welch einen Film mit diesem speziellen Bikini. Wie der Film selbst heiss, was nachher kaum jemand mehr («One Million Years BC»). Sie wird kurz danach vom Playboy zur «begehrtesten Frau der 70er» gekürt.
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1983 schafft es der Bikini vom Strand ins Weltall und ist plötzlich in «Star Wars» an Carrie Fisher aka Prinzessin Leia zu sehen.
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Kaum haben alle akzeptiert, dass Bikinis existieren, schafft es der G-String von Brasilien nach Europa. Schock.
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Und dann war da ja auch noch eine andere Prinzessin. Eine echte. Wenn selbst die einen Bikini trug, war es dann nicht vielleicht doch alles halb so wild?
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Richtig, ist es nicht. Trotzdem verhilft dieses Modell im zweiten Teil von «Drei Engel für Charlie» Demi Moore zum Durchbruch. Also, auch zum zweiten Mal natürlich.
Dukas
Gleichzeitig entscheidet Christina Aguilera, dass der Bikini ab sofort ein Oberteil ist.
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Und nochmal zehn Jahre später zeigt uns Kate Upton, dass Bikinis auch 2012 noch klein genug sein können, um durch Eheringe gezogen zu werden.
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Na, bisher was gemerkt? Nachdem es mehr als 30 Jahre gebraucht hat, den Bikini zu enttabuisieren, brauchten wir noch mal mehr als 40 (!) bis die Gesellschaft erkannte, dass Bikinis an allen Körpern in Ordnung sind. 2016 war Ashley Graham das erste «Plus-Size-Model», dass es aufs Cover der Sports Illustrated schaffte. In einem knappen Bikini. Puh.
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Langsam aber sicher bessert sich die Lage für den Bikini also. Wenn wir das nicht mehr wollen, müssen heute weder er noch wir dazu in der Lage sein, durch einen Ring zu passen. Höchstens durch einen Hula-Hoop-Reifen. Kendall Jenner kann «viel» tragen, Ashley Graham «wenig» und alle anderen einfach, was sie wollen. Hallelujah!
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