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Neues Buch über den «Tatort»-Liebling

Axel Prahl: «Meine Mutter war meine erste Förderin»

Axel Prahl wie man ihn noch nie erlebt hat: Zwischen «Tatort», Tourbus und Zeichenblock spricht der Schauspieler über seine poetische Seele – und warum das Malen sein Rückzugsort ist.

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Schauspieler Axel Prahl fühlt sich auch auf der Musikbühne wohl.
Schauspieler Axel Prahl fühlt sich auch auf der Musikbühne wohl. imago/Revierfoto

Am 5. November erscheint im Goldmann Verlag das Buch «Axel Prahl: Was man liebt, braucht Zeit» von Knut Elstermann (224 Seiten, 24 Euro). Darin entdeckt man überraschend viele neue Facetten des beliebten Münsteraner «Tatort»–Stars. Axel Prahl (65) ist nicht nur Schauspieler und Musiker, sondern auch ein leidenschaftlicher Poet und Maler. Im Gespräch mit spot on news gewährt der gebürtige Schleswig–Holsteiner bereits vorab spannende Einblicke – und erzählt unter anderem, an welchem ungewöhnlichen Ort ihm einst ein Gedicht eingefallen ist – und liefert den Reim gleich dazu.

Das Buch ist eine Collage aus Interviews mit Ihnen und Weggefährten, Erinnerungen und Beobachtungen des Autors – was hat sie besonders überrascht?

Axel Prahl: Wieviel Zeit ich mit Arbeit verbracht habe, da war ich wirklich überrascht. 2014 zum Beispiel habe ich 5 Filme gedreht und 50 Konzerte gegeben. Ich habe keine Ahnung, wie ich das damals geschafft habe?

Wie gut fühlen Sie sich in dem Buch porträtiert?

Prahl: Die Beschreibungen meiner Person empfand ich als sehr liebevoll. Insbesondere die Form der Collage finde ich vortrefflich, denn sie entspricht tatsächlich meinem bisherigen Leben. Viele bunte Mosaikstücke.

Sie geben viele bezaubernde Anekdoten preis. Was ist Ihre persönliche Lieblingsgeschichte im Zusammenhang mit dem «Tatort»?

Prahl: Eine meiner absoluten Lieblingsanekdoten ist die Geschichte von drei älteren Damen, die von Jan Josef Liefers, Christine Urspruch und mir ein Autogramm haben wollten. Zwei der Damen hatten bereits eins erhalten, als wir wieder zur Arbeit gerufen wurden. Als ich der dritten Dame sagte: «Warten Sie kurz hier, wir kommen gleich wieder und dann bekommen Sie auch ein Autogramm», entgegnete Sie: «Ach, lassen Sie mal, ich kann mir das ja abschreiben.»

In dem Buch findet sich auch ein rührendes Interview mit Ihrer Mutter. Sie sagt darin, dass sie Ihre künstlerische Seite gefördert hat. Inwiefern?

Prahl: Meine Mutter spielt ja selber Akkordeon und hat auch immer gern und laut gesungen. Die musische Veranlagung stammt auf jeden Fall aus der mütterlichen Herkunftslinie. Auch meine Grossmutter, Mutter meiner Mutter, schrieb Gedichte und Artikel für die Pommernzeitung. Ich habe in jungen Jahren auch Instrumente gesammelt, Mandoline, Banjo (6 String und 4 String) eine 12 String Spanish Bandurria und, und, und... Ich schaffe es auch heutzutage selten an einem Musikgeschäft vorbeizugehen und meistens muss ich auch wenigstens eine Kleinigkeit kaufen. Meine Eltern und auch meine Grosseltern haben mich in dieser Hinsicht tatsächlich auch immer sehr unterstützt.

Apropos Gedichte, Sie schreiben gerne Reime. Was war der skurrilste Ort, an dem Ihnen ein Gedicht eingefallen ist bzw. an dem sie es notiert haben?

Prahl: Auf einer Bootsüberfahrt von Rosslair [Irland, Red.] nach Fishguard [Wales] kritzelte ich mal folgendes in mein Notizbuch:

Das Boot will kentern!

Raff die Segel!

Oder gib Spiel!

Fühl den Wind,

frag was er will!

Das Boot hat Schlag,

Du kannst es retten

Such nach dem Mass,

nicht nach den Ketten.

Gut Ding braucht Weile,

Für und Wider,

Braucht Licht und Schatten,

Kopf

und Glieder

und wenn Du eins

davon vergisst

was die Natur

wohlmöglich misst

dann war es das!

Dann ist es aus,

Schluss,

Aus,

Vorbei!

Und dann?

Beginnt

die Schwimmerei.

Ihre Mutter erzählt im Interview auch, dass mit der Gitarre die Mädchen kamen. Erinnern Sie das ähnlich?

Prahl: Ja, ich erinnere mich an lauschige Abende am Lagerfeuer, bei denen ich Gitarre spielte und Lieder von Cat Stevens oder Neil Young gesungen habe. Alle waren am Knutschen und zu mir sagten sie immer:« Mensch Axel, spiel doch noch einen...!»

Welche Rolle spielt die Musik heute als Ausgleich zum Schauspielerleben?

Prahl: Musik ist wie Luft zum Atmen. Ein Instrument zu spielen, kann sehr meditativ wirken.

Schauspieler, Musiker, Gedichte... und ein grosses Faible für die Malerei. Welchen Stellenwert hat diese Kunstform für Sie?

Prahl: Das ist meine absolut private Oase, da durfte nicht einmal der Knut [Elstermann, Autor] dabei sein. Die einzige, der ich gestatte dabei zu sein, ist meine Frau, aber in manchen Herstellungsphasen muss ich auch wirklich ganz allein sein.

Was malen Sie am liebsten?

Prahl: «Ich verfolge keine Absichten, kein System, keine Richtung, ich habe kein Programm, keinen Stil, kein Anliegen.» So lautete seinerzeit mal die Antwort von Gerhard Richter [93], einem der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Maler, auf diese Frage. Und nicht nur dafür bewundere und schätze ich diesen Mann. Es klingt vielleicht vermessen, aber mir geht es da ähnlich, wenn Sie mich das fragen.

Das ist ein weites Feld, ähnlich wie bei der Musik, bei der ich mich auch nicht auf einen Musikstil beschränken möchte. Wie viele Maler habe ich natürlich mit naturalistischen Darstellungen angefangen. Davon habe ich mich aber inzwischen mehr und mehr gelöst. Ich bin ein grosser Verehrer von Braque, Picasso, Feininger, mag aber auch van Gogh. Ich finde Gerhard Richter grossartig, aber auch viele andere weniger bekannte Maler, Grafiker, Bildhauer.

Verkaufen Sie Ihre Kunstwerke?

Prahl: Ich habe gelegentlich ein Bild für einen guten Zweck gespendet oder auch mal zu einem Geburtstag verschenkt, aber der Rest steht bei uns zu Hause. Da ich ja ständig arbeite, komme ich leider viel zu selten zum Malen...

Von SpotOn vor 2 Stunden