1. Home
  2. News
  3. Deutsch-französischer Dokumentarfilmer Marcel Ophüls ist tot
1989 mit Oscar ausgezeichnet

Deutsch-französischer Dokumentarfilmer Marcel Ophüls ist tot

Trauer um den deutsch–französischen Regisseur Marcel Ophüls: Der Filmemacher, der 1989 mit einem Oscar geehrt wurde, ist im Alter von 97 Jahren gestorben.

Artikel teilen

Marcel Ophüls erhielt 2015 die Berlinale Kamera in Berlin.
Marcel Ophüls erhielt 2015 die Berlinale Kamera in Berlin. imago images/Future Image

Der Oscar–prämierte Filmemacher Marcel Ophüls (1927–2025) ist gestorben, wie unter anderem «The Guardian» berichtet. Er wurde 97 Jahre alt. Ophüls sei am 24. Mai «friedlich gestorben», bestätigte sein Enkel Andreas–Benjamin Seyfert demnach.

Er wurde in Frankfurt am Main geboren

Der Dokumentarfilmer, der als Kind zweimal vor den Nazis fliehen musste, widmete sich in seiner Karriere der Erforschung von Kriegsgräueltaten und Konflikten auf der ganzen Welt. Marcel Ophüls kam 1927 in Frankfurt am Main als Sohn der deutschen Schauspielerin Hilde Wall und des bekannten deutsch–jüdischen Regisseurs Max Ophüls zur Welt. 1933 floh die Familie aus Deutschland nach Frankreich und später über Spanien in die USA, wo sie 1941 ankam.

Ophüls absolvierte die High School und das College in Los Angeles und diente 1946 in einer Theatereinheit der US–Armee in Japan. Die Familie zog 1950 wieder nach Frankreich, wo Marcel Ophüls als Assistent der Filmemacher Julien Duvivier und Anatole Litvak arbeitete. Unter der Leitung von François Truffaut inszenierte Ophüls 1962 einen Teil seines Films «Liebe mit zwanzig» und 1964 den Kriminalfilm «Heisses Pflaster» mit Jeanne Moreau und Jean–Paul Belmondo. 1967 drehte er seinen ersten Dokumentarfilm, eine 32–stündige Serie über die Münchner Krise.

«Das Haus nebenan» provozierte

Ophüls wurde daraufhin von einem staatlichen französischen Fernsehsender beauftragt, einen Dokumentarfilm über Frankreich unter der Nazi–Besatzung zu drehen. Doch als er 1969 «Das Haus nebenan» einreichte, einen viereinhalbstündigen Dokumentarfilm, der das Ausmass der französischen Kollaboration mit den Nazis enthüllte, weigerte sich der Sender, ihn auszustrahlen. Der Streifen wurde in Frankreich sogar verboten. Ein Senderchef erklärte später vor einem Regierungsausschuss, der Film «zerstöre Mythen, die das französische Volk noch immer brauche».

Der Filmemacher wies jegliche Kritik zurück, er habe Frankreich unfair dargestellt, und sagte 2004 im «Guardian»–Interview: «40 Jahre lang musste ich mir diesen ganzen Mist anhören, dass es sich um einen Anklagefilm handelt. Er versucht nicht, die Franzosen anzuklagen. Wer kann schon behaupten, dass sich sein Land unter denselben Umständen besser verhalten hätte?»

In Deutschland zeigte die ARD 1969 eine gekürzte Fassung. Der ungekürzte Film lief erstmals 1972 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin.

1989 wurde er mit dem Oscar ausgezeichnet

Ophüls beschäftigte sich immer wieder mit Konflikten in Dokumentarfilmen, darunter «A Sense of Loss» über den Nordirlandkonflikt, «The Memory of Justice» über Kriegsgräueltaten, «The Troubles We've Seen» über Kriegsberichterstattung, gedreht in Sarajevo während der Belagerung, und «Novembertage», in dem er Ostdeutsche über den Fall des Kommunismus und die Wiedervereinigung interviewte. Für seinen Dokumentarfilm «Hôtel Terminus: Zeit und Leben des Klaus Barbie» über den Nazi–Kriegsverbrecher erhielt Ophüls 1989 einen Oscar für den besten Dokumentarfilm.

Der Regisseur verbrachte seine letzten Jahre in Südfrankreich. 2015 nahm er bei der 65. Berlinale die Auszeichnung Berlinale Kamera entgegen.

Von SpotOn am 26. Mai 2025 - 17:58 Uhr