Für viele Menschen ist ein Leben ohne Social Media heutzutage wohl kaum vorstellbar, und eine der verbreitetsten Plattformen ist Instagram. Fotos und Videos posten, schauen was die Freunde so treiben, Memes teilen, vielleicht auch in die DMs sliden... Instagram ist eine Plattform zum Selbstdarstellen, zum Kontakte pflegen, Zeitvertreib und Partnerbörse in einem. Doch es gab auch eine Zeit ohne die Social–Media–App – und die ist noch gar nicht so lange her, wie man annehmen könnte. Das soziale Netzwerk feiert in diesem Oktober seinen 15. Geburtstag.
Was Twitter und Facebook einst waren...
... sind heute Instagram und TikTok, während zahlreiche weitere Netzwerke wie Google+ oder SchülerVZ längst ihren Betrieb eingestellt haben. Auf drei Milliarden Nutzerinnen und Nutzer, die täglich auf der Plattform aktiv sind, bringt es Instagram mittlerweile laut aktueller Angaben.
Am 6. Oktober 2010 ging es einst los, Instagram wurde an diesem Tag zunächst exklusiv in Apples App Store veröffentlicht, Android–Nutzer mussten noch bis 2012 warten. Nicht einmal zwei Jahre nach offiziellem Release der iOS–App legte Facebook–Mastermind Mark Zuckerberg (41) für Instagram rund eine Milliarde US–Dollar auf den Tisch. Es war der bis dato grösste Kauf des Social–Media–Giganten. Dass Instagram–Co–Gründer Kevin Systrom (41) bereits seit Jahren Zuckerberg kannte, war wohl entscheidend für den Mega–Deal im April 2012. Der Vorstand von Facebook soll nicht viel damit zu tun gehabt haben, berichtete das «Wall Street Journal» kurz nach Bekanntwerden der Übernahme unter Berufung auf informierte Quellen. Drei Tage lang sollen Systrom und Zuckerberg demnach direkt miteinander verhandelt haben. Als der Vorstand erstmals darüber informiert worden sei, sei die Vereinbarung bereits so gut wie getroffen gewesen.
Wie bei so vielen anderen Dingen, gab es in der Vergangenheit aber auch Skeptiker. Viele zweifelten, ob dem sozialen Netzwerk jemals so viel Erfolg beschert sein würde. Wikipedia–Mitgründer Jimmy Wales (59) deutete nach dem Kauf an, dass die Beträge von Tech–Deals immer alberner würden. «In den letzten Jahren, bis Instagram, schienen die Dinge rational zu sein», sagte er demzufolge. Hätten Systrom und Mitgründer Mike Krieger (39) 200 Millionen US–Dollar bekommen, wäre man seiner damaligen Ansicht nach töricht gewesen, das Angebot auszuschlagen.
US–Komiker und Moderator Jon Stewart (62), zu diesem Zeitpunkt Host der «The Daily Show», scherzte der «New York Times» zufolge ebenfalls über den Deal, der viele Schlagzeilen machte: «Mr. Stewart bezeichnete die Entscheidung als ‹wirklich lahm›. Sein Publikum – und ein Grossteil der übrigen Welt – stimmte zu, dass Zuckerberg für eine App, die eine Reihe von Fotofiltern hervorhebt, zu viel bezahlt hatte.» Genauso wie Facebooks späterer Kauf des Messengers WhatsApp – im Jahr 2014 – gelte der Deal heutzutage jedoch «als einer der grossartigsten in der Geschichte des Silicon Valley».
Das seltsame Kind mit den Süssigkeiten
Schon früh legte Systrom offenbar grossen Unternehmergeist an den Tag, wie er im Gespräch mit «startups.com» erzählt. «Als Kind in der vierten Klasse war ich der Typ, der im Klassenzimmer Firmen gründen wollte, und ich habe die Leute für Süssigkeiten aus unseren Spinden bezahlen lassen.» Ein «geborener Geschäftsmann» sei er aber nicht gewesen, «ich glaube, ich war sogar ziemlich schlecht darin. Die Leute kauften die Süssigkeiten nicht wirklich und fragten: ‹Warum machst du das?› Ich sagte: ‹Kauf ein paar Süssigkeiten aus meinem Spind.› Sie sagten: ‹Wer ist dieser gruselige Typ?›»
Später habe er einen eigenen Radiosender gestartet, am College arbeitete er an unterschiedlichen Webseiten – darunter «Swap–Swap», einer Craigslist–Alternative für Studenten. So habe er damals auch Zuckerberg kennengelernt. Während seines Studiums an der Stanford–Universität traf er erstmals den Mann hinter Facebook. Jener war zu Besuch im Haus der Studentenverbindung, in der er war. Die beiden kamen ins Gespräch und redeten über Systroms Webseiten. «Er meinte: ‹Oh, ich habe dieses Ding namens Facebook. Du solltest mal vorbeischauen.› So begann die Beziehung», erinnert er sich. Irgendwie bezeichnend bei der Geschichte von Instagram, dass einige von Systroms Freunden und Mentoren zu dieser Zeit meinten, dass es sich bei Facebook nur um «eine Modeerscheinung» handle.
«Das nächste Facebook»
Systrom zufolge suchte er mit Krieger später nach einer Idee für «das Ding, das das nächste Facebook wird». Vor Instagram arbeiteten sie an Burbn, einer Check–In–App, die vielleicht 100 Nutzer gehabt habe. User konnten dort Videos und Fotos hochladen. Und die Posts mit Fotos waren auch diejenigen, die am meisten Anklang fanden, die meisten Likes und Kommentare bekamen. Eines Tages setzten Systrom und Krieger sich zusammen. «Okay, wir müssen etwas ändern, denn niemand weiss, was wir tun», hätten sie sich gesagt. «Machen wir das, was sowieso alle auf unserem Dienst machen. Wir kürzen alles ausser Fotos weg. Wir bauen Filter ein, lassen Likes und Kommentare zu und sehen, was passiert.» Und so wurde schliesslich Instagram geboren. Systrom könne schwören, dass am ersten Tag 25.000 Nutzer die App heruntergeladen haben, heute nutzen sie drei Milliarden...