Das deutsche Gesundheitssystem am Limit – diese bittere Realität bildet den Kern der neuen ARD–Medical–Reihe «David und Goliath», die ab 24. September im FilmMittwoch zu sehen ist. Schauspielerin Lou Strenger (geb. 1992) verkörpert Psychotherapeutin Dina Schwarz, die eine schier unmögliche Mission übernimmt: die psychosoziale Betreuung von 4000 Klinik–Mitarbeitern in der fiktiven Essener Ruhr–Klinik.
Die Ausgangssituation könnte dramatischer kaum sein. Nach einem Suizidversuch von Intensivpfleger Nathan Freye (Tristan Seith) reagiert Klinikchefin Dr. Veronika Jelinek (Ulrike C. Tscharre) mit einer typischen Management–Entscheidung: Bloss keine Aufmerksamkeit erregen, den Betrieb am Laufen halten. Dass ihre Mitarbeiter buchstäblich auf dem Zahnfleisch gehen, wird zur Nebensache erklärt.
Wenn Helfer selbst Hilfe brauchen
«Oftmals vergessen genau diejenigen, die tagtäglich ihr Bestes für das Wohl der Patienten geben, auf die eigene seelische Gesundheit zu achten», fasst der WDR das zentrale Thema zusammen. Dina Schwarz soll diese Lücke füllen – doch ihre guten Absichten prallen an harten Realitäten ab. Das Personal will keine Hilfe, strukturelle Veränderungen kommen nicht infrage.
Lou Strenger, die vier Jahre lang parallel zu ihrer Arbeit am Theater eine therapeutische Ausbildung durchlaufen hat, bringt somit authentische Erfahrungen mit. «Dina ist in vielerlei Hinsicht keine klassische Therapeutin und handelt an der ein oder anderen Stelle vielleicht nicht ganz so konform», erklärt die Schauspielerin. Die Figur verkörpert den ewigen Konflikt zwischen Idealismus und Pragmatismus.
Rededuelle mit hohem Tempo
Besonders spannend wird das Aufeinandertreffen mit Klinikchefin Jelinek. Ulrike C. Tscharre (53) beschreibt die Zusammenarbeit mit Lou Strenger als «herrliches Duell» mit «unglaublich gutem Gespür für Timing». Die Schauspielerin hat Verständnis für ihre Figur, die mal nett und zugänglich ist, dann wieder abweisend und distanziert: «Ich empfinde es gar nicht so, dass Frau Jelinek hin und her schwankt. Sie hat schwierige Entscheidungen zu treffen und muss anders in ihrem Beruf funktionieren als zum Beispiel Dina Schwarz.»
Schauspieler Carlo Ljubek (49) komplettiert als Dr. Robert Schultholz den Hauptcast. Seine Figur verkörpert den klassischen Mediziner–Typus: «In einer Kultur, in der Leistungsfähigkeit und Durchhaltevermögen mehr zählen als Offenheit und Selbstfürsorge, erscheint Verletzlichkeit wie ein Makel», analysiert der Schauspieler.
Authentizität durch echte Krankenhaus–Kulisse
Die Produktionsfirma Bantry Bay Productions wagte ein besonderes Experiment: Die Dreharbeiten fanden in einem echten Krankenhaus während des laufenden Betriebs statt. Diese Authentizität prägt die Serie nachhaltig. «Besonders bewegend war, die Menschen kennenzulernen, die dort gearbeitet haben», berichtet Carlo Ljubek. «Trotz ihres extrem fordernden Alltags begegneten sie uns mit grosser Offenheit.»
Die Serie zeigt bewusst keine Wunder–Heilungen oder romantisierten Krankenhaus–Alltag. Stattdessen wirft sie einen schonungslosen Blick auf ein System unter Dauerstress. Wenn Dr. Schultholz gleichzeitig berufliche Höchstleistungen erbringen und seine Scheidung bewältigen muss, spiegelt das die Realität vieler Mediziner wider.
Zwei Filme zum Auftakt
Der Start erfolgt mit gleich zwei Filmen: «Therapie und Praxis» am 24. September und «Wahrheit oder Pflicht» am 1. Oktober, sind jeweils um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen. Bereits ab 17. September stehen beide Episoden online first in der ARD Mediathek zur Verfügung.