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Doppelgold

Corinne Suter und Michelle Gisin – ihr Weg zu den Goldmedaillen

Vor drei Jahren platzt Corinne Suter sensationell ins Rampenlicht. Seither siegt und siegt sie. Nun auch bei Olympia. Und für Michelle Gisin gibts die Titelverteidigung mit einem Haufen Emotionen – denn vergangenen Sommer lag sie krankheitsbedingt monatelang flach.

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Corinne Suter, Olympische Winterspiele Peking 2022, Gold, Ski Alpin, SI 07/2022

Blick nach oben: Innert kürzester Zeit ist Corinne Suter genau dort angekommen.

Christoph Köstlin für SI SPORT

Vielleicht hat sie es in Peking gehört. Wie ihr Freund Angelo Alessandri so laut «schneller, schneller!» rief, bis das halbe Haus wach war in Flüelen am Urnersee. Und ja, «vielleicht hats ja bis nach China gereicht», sagt der 33-Jährige lachend. Fakt ist: Fast 8000 Kilometer entfernt fährt Corinne Suter als Schnellste ins Ziel, ist Abfahrts-Olympiasiegerin. Was für einen Goldrausch erlebt die Schweizer Delegation an diesen Olympischen Spielen, allen voran die Alpinen! «Ich schaue alles und vergehe vor Spannung fast beim Zuschauen», sagt Skilegende Vreni Schneider, selber dreifache Olympiasiegerin. Für die Delegation mit Gold für Suter, Beat Feuz, Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt findet die 57-jährige Elmerin nur Worte des Lobs. «Das Schweizer Alpin-Team schreibt Sportgeschichte. Grossartig!» 

Michelle Gisin, Olympische Winterspiele Peking 2022, Gold, Ski Alpin, SI 07/2022

Kann ihren Olympiasieg von 2018 erfolgreich verteidigen und kann dies kaum fassen: Michelle Gisin.

Christoph Köstlin für SI SPORT

Auch Corinne Suter mag sie es wahnsinnig gönnen. Dass diese im Ziel des Super-G als Erstes die Medaillengewinnerinnen Gut-Behrami und Gisin umarmt, findet sie eine wunderschöne Geste. Dabei war Suter nach dem 13. Rang sehr enttäuscht. Vielleicht sei sie zu nervös gewesen, sagt Freund Angelo, vielleicht hat sie sich selbst doch wieder zu viel Druck auferlegt. «Vor der Abfahrt hat sie mir dann einen viel gelösteren Eindruck gemacht.» Und so gewinnt sie das begehrte Abfahrts-Gold. Seit Olympische Spiele nicht mehr automatisch auch als Ski-WM zählen, ist die 27-Jährige die erste Schweizerin, die in der Abfahrt beide Titel holt. 

Wenn es zählt, ist Suter parat

Dabei ist Corinne Suter erst vor drei Jahren zum ersten Mal auf ein Podium gefahren – mit Silber und Bronze an der WM in Åre. Danach ist der Knopf gelöst, 19 Weltcuppodeste plus zwei weitere WM-Medaillen sagen alles.
Die Wende? Als sie lernt, egoistischer zu werden. Corinne nimmt sich vieles zu Herzen, versucht, überall und allen zu helfen. Lief es nicht, gelangte sie in eine Negativspirale. Seit sie gelernt hat, auf ihre Bedürfnisse zu hören, läufts. Und wie! Zählt es, ist Suter parat.

Corinne Suter, Olympische Winterspiele Peking 2022, Gold, Ski Alpin, SI 07/2022

Strahlende Olympionikin: Corinne Suter nach der Ankunft aus Peking am Mittwoch in Zürich-Kloten. 

Thomas Buchwalder

«Das ganze Schweizer Alpin-Team schreibt Sport­geschichte. Grossartig»

Vreni Schneider

Gisin ist bereits seit 2018 Olympiasiegerin. Bevor sie diesen Titel in der Alpinen Kombination mit einem grandiosen Slalom verteidigt, fühlt sich bereits ihre Bronzemedaille im Super-G wie Gold an. Denn: Im Frühling 2021 erwischte Corona die Engelbergerin ziemlich heftig, darauf folgte das nächste Virus: Sie litt am Pfeifferschen Drüsenfieber. Es gab Tage, an denen sie kaum vom Sofa aufstand vor Erschöpfung. Irgendwann konnte sie wieder einen Kilometer gehen – mit drei Pausen dazwischen. Das Schlimmste: Die Krankheit liess keine Prognose zu. Dazu kamen Stimmungsschwankungen, ungewöhnlich für sie. «Für Luca war das schwierig, aber er hat das super gemacht, wie meine Familie und mein Team», schwärmt sie von ihrem Freund, dem italienischen Riesenslalomstar Luca De Aliprandini, mit dem sie am Gardasee lebt.

Mitte September gehts plötzlich bergauf, und Ende Oktober steht sie am Start des Riesenslaloms in Sölden. Viel Erholungszeit zwischen den Rennen braucht Michelle Gisin aber weiterhin. Dass sie dreieinhalb Monate später zwei Olympiamedaillen gewinnt, kann sie selber kaum fassen. Aber in diesem Goldrausch der Schweizer ist eben alles möglich. 

Michelle Gisin und Wendy Holdener Peking 2022

Schon wieder ein Doppelsieg von Wendy Holdener (l.) und Michelle Gisin: 2017 an der WM standen sie auch gemeinsam auf dem Kombinations-Podium – damals holte aber Holdener Gold.

Getty Images
Von Eva Breitenstein am 18. Februar 2022 - 18:30 Uhr