«Echo der Zeit», die älteste politische Hintergrundsendung im deutschsprachigen Raum wird 80 Jahre alt. Grund zum Feiern, zum Gratulieren und einen Blick hinter die Kulissen des Formats zu werfen. Diese vier Personen machen «Echo der Zeit» zu dem, was es ist!
Brigitte Kramer
Brigitte Kramer studierte Geschichte und englische Literatur in Zürich und Paris. «Ich mag Menschen, das ist extrem wichtig für meinen Job.»
David BiedertDas ist: Brigitte Kramer (57) aus Zürich, lebt im Zürcher Unterland. Ihr Weg zum Radio: Ab 2005 moderierte sie «HeuteMorgen», «Info3» , dann zehn Jahre «Rendez-vous», seit Herbst 2023 das «Echo der Zeit».
Sie arbeiten seit 20 Jahren beim Radio. Was fasziniert Sie am Medium?
Radio ist unmittelbar. Man hört die Emotionen, die Stimmung. Das macht Radio so lebendig. Und was mir auch gefällt, ist dieses Adrenalin bei Live-Sendungen, der Moment, in dem man weiss: Jetzt geht es los.
Welche Geschichte hat Sie bewegt?
Es sind vor allem Berichte über Kinder in Kriegsgebieten – Gaza, Sudan, Ukraine. Als Mutter geht mir das besonders nahe. Solche Schicksale gehen unter die Haut.
Wo finden Sie Ausgleich?
In unserem uralten Haus, das schon vor der Französischen Revolution stand, mit meiner Familie und viel Natur um mich. Das erdet mich.
Matthias Kündig
Matthias Kündig hat Geschichte und Kommunikation studiert. Er spricht unter anderem Arabisch und berichtete vom Arabischen Frühling aus Ägypten.
David BiedertDas ist: Matthias Kündig (60) aus Münsingen BE, lebt in Zürich. Sein Weg zum Radio: Arbeitet seit 33 Jahren beim SRF, unter anderem vier Jahre als Korrespondent in Miami, seit drei Jahren als Leiter von «Echo der Zeit».
Was macht das «Echo der Zeit» so besonders?
Wir sind das Fenster zur Welt. Für die kleine Schweiz ist es zentral, kontinuierlich über Themen, Konflikte und Gebiete zu berichten – nicht nur bei Breaking News.
Gab es eine Geschichte, die Sie nie losgelassen hat?
Ein Forscher der Yale-Universität zeigte mir jüngst mit Satellitenbildern das Ausmass der Zerstörung durch den Bürgerkrieg im Sudan, wo kaum mehr Journalisten berichten können. Er bedankte sich am Schluss für unser Interesse – das hat mich berührt.
Ihr Ausgleich zum News-Geschäft?
Lange Velotouren durchs Zürcher Oberland, dann schalte ich ab und bin für niemanden erreichbar.
Iwan Lieberherr
Iwan Lieberherr studierte Anglistik und Publizistik. Er pendelt jeden Tag von Zürich nach Bern. «Ich geniesse diese Zeit im Zug und lese dann viel.»
David BiedertDas ist: Iwan Lieberherr (57) aus dem Toggenburg, lebt in Zürich. Sein Weg zum Radio: Er schrieb unter anderem für das «St. Galler Tagblatt» und die Nachrichtenagentur SDA. 2010 wechselte er zu Radio SRF. Seit Frühling 2023 moderiert er das «Echo der Zeit».
Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit?
Es ist meine Traumstelle. Das «Echo» ist aber vor allem Teamarbeit – mit Korrespondentinnen, Redaktoren, Produzentinnen. Wir Moderatorinnen und Moderatoren sind nur die Spitze des Eisbergs. Ohne das ganze Team wäre eine solche Sendung unmöglich.
Was geht in Ihnen vor, Sekunden bevor das rote Licht angeht?
Ich atme einmal tief durch und hoffe, dass mir kein Staubkorn ins Auge fliegt – eine unbegründete Angst von mir (lacht). Und dann: volle Konzentration.
Wie tanken Sie Energie?
Bei einem guten Essen mit Freunden oder einem Buch wie aktuell grad Douglas Stuarts «Shuggie Bain». Das gibt mir Ruhe – und neue Perspektiven.
Christina Scheidegger
Christina Scheidegger studierte Sozialwissenschaften in Fribourg. «In den Journalismus stieg ich beim Privatradio ein, als Wetterfee.»
David BiedertDas ist: Christina Scheidegger (42) aus Zollikofen BE, lebt in Thun BE. Ihr Weg zum Radio: Sie startete beim Berner Lokalsender Radio BE1 und wechselte 2008 zum SRF, seit 2021 moderiert sie das «Echo der Zeit».
Gab es eine Geschichte, die Sie besonders bewegt hat?
Am Tag, als der Ukrainekrieg anfing, habe ich die Sendung moderiert. Ich führte ein Gespräch mit dem Schriftsteller Christoph Brumme, der in Poltawa im Osten des Landes festsass und nicht wusste, ob er überlebt. Da musste ich selber leer schlucken.
Wie schaffen Sie es, nach solchen Tagen abzuschalten?
Im Stall bei meinem Pferd. Der Geruch nach Heu, die Arbeit mit den Händen – es ist eine andere Welt, die mich sofort wieder auf den Boden zurückholt.
Was macht eine gute Moderatorin aus?
Neugier, breites Interesse, aber vor allem Präsenz im Moment. Nicht nur vorlesen, sondern verstehen, was man sagt – das spüren die Hörerinnen und Hörer.