Aktuell bewegt uns die Frage, wann wir Isländisch beherrschen – und ob ein Ereignis ansteht, das zum Zusammenbruch des Tourismus führt.
Wenn wir morgens aufwachen, hören wir Vogelgezwitscher.
Zum Frühstück essen wir Joghurt.
Zur Arbeit gehen wir zu Fuss ins Büro oder per Auto zu den Ferienhäusern, um sie zu reinigen.
Unser Arbeitstag dauert unterschiedlich lang, je nachdem, wie viele Gäste ab- und anreisen und was es zu erledigen gilt.
Am Feierabend gönnen wir uns einen Spaziergang mit Hund am Meer, Burger mit Bier oder Kakao mit Baileys.
Typisch isländisch an uns ist die Offenheit und Toleranz gegenüber Fremdem und Neuem.
Touristen aus der Heimat zeigen wir unsere Spiegelglas-Ferienhäuser, den Fjord, die dort lebenden Seehunde und Vögel, Nordlichter, Vulkane, Geysire, Wasserfälle und Wale.
Überschätzt werden hier Kälte und Dunkelheit. Viele denken, der Winter sei monatelang eiskalt und stockdunkel. Aber die Sonne geht auch im Dezember jeden Tag auf, die Durchschnittstemperatur im Winter liegt bei null Grad.
Am meisten stört uns an Island: die Unverbindlichkeit. Isländer leben mit dem Wetter, wechselt es, ändern sich ihre Pläne und Termine werden nicht eingehalten.
Von der Schweiz vermissen wir die Familie und die Vielfalt der Lebensmittel.
Die Schweiz kann von Island lernen: Nach dem Motto «Þetta reddast!» zu leben, was «Es kommt schon gut!» bedeutet.
Schweizer Politik verfolgen wir via Onlinezeitungen.
Wir würden zurückkehren, wenn wir es nicht schaffen, unseren Lebensunterhalt hier zu verdienen.
Unser Tipp an andere Auswanderer: Erwartet das Unerwartete. Trotz guter Vorbereitung können sich Pläne schnell ändern.
Die Fakten zur Person
Beruf: Amtliche Tierärztin; Innenarchitekt.
Leben in Zahlen: Das Ehepaar hat ein Haus gemietet und verdient monatlich 4500 Franken. In Island kostet das Kilo Brot etwa 5 Franken, der Coiffeur rund 65 Franken.
Erstmals reiste das Paar 2012 nach Island und war fasziniert von der Vielfältigkeit und Schönheit der Natur sowie der Ruhe. Die beiden träumten davon, ein Ferienresort zu betreiben und am Meer zu leben, recherchierten, was es zu berücksichtigen gilt, wagten den Schritt, kündigten ihre Jobs und kauften Einwegflugtickets nach Island. Es sei nicht einfach gewesen und der Aufbau des Ferienresorts (www.mysticlightlodge.com) kostete mehr Nerven und Zeit als gedacht, aber vergangenen April begrüssten sie ihre ersten Feriengäste.