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So sehr leiden Promis unter Hass im Netz

Meta Hiltebrand: «Ich hoffte, dass es endlich aufhört»

Wie ist es, wenn nur noch Hass auf einen einprasselt? Viele Prominente sind mit ihrem öffentlichen Leben so etwas wie Freiwild für die Schreiber von Hasskommentaren. TV-Köchin Meta Hiltebrand erzählt, wie sie mit Angriffen auf ihre Liebsten umgeht – und wie sie auch auf Social Media nach ihren eigenen Regeln spielt.

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(Eingeschränkte Rechte für bestimmte redaktionelle Kunden in Deutschland. Limited rights for specific editorial clients in Germany.)   Meta Hiltebrand, Fernsehköchin   (Photo by Andre Poling/ullstein bild via Getty Images)

Starköchin Meta Hiltebrand musste sich im Umgang mit Hasskommentaren Hilfe holen.

ullstein bild via Getty Images

Begegnet man Meta Hiltebrand, 36, so trifft man auf eine quirlige, freundliche aber doch kritische Frau. Eine, die eine Brigade von Köchen und Serviceangestellten leitet, sich mit Platzhirschen wie Tim Mälzer, 48, misst, kein Blatt vor den Mund nimmt, aber dennoch weiss, wovon sie redet. 

Doch es gibt Momente, da kann auch die toughe Gastronomin nicht mehr. So auch, als sie von einem Shitstorm auf ihrer Facebookseite überrollt wurde und ihre Familie von Hasskommentarschreibern angegriffen wurden. Im Interview mit schweizer-illustrierte.ch erzählt die Zürcherin, was es für sie brauchte, um wieder Frieden mit Social Media zu schliessen – und wie unglaublich hartnäckig manch einer seinen Hass gegen die Fernsehköchin verteilt.

Meta Hiltebrand

Meta Hiltebrand wirkt tough – Hasskommentare im Netz verletzen sie aber bisweilen.

ZVG

Meta, was sind deine Erfahrungen mit Hasskommentaren auf Social Media? 
Ich habe so heftige Sachen erlebt. Einige davon wurden ja sogar von der Presse aufgenommen. Jemand schrieb Hasskommentare auf meiner Facebookseite, und es hörte nicht auf, sich zu drehen. Als ich reagierte, wurde es nur noch schlimmer, und die Medien nahmen auch das wieder auf. Ich dachte irgendwann: «Nimmt das denn gar kein Ende?» Das war der Moment, in dem ich mir professionelle Hilfe für meine Facebookseite geholt habe. Seither mache ich bei den Kommentaren nur noch sehr wenig. Ich habe mir aber ein kleines Meta-Wohlfühlreich auf Facebook geschaffen.

Ein was?
Ich habe mir eine Facebook-Gruppe gegönnt, da geht es vorwiegend um Kulinarik. Aber der Ton ist das Wichtigste. Der ist freundlich, anständig, und Hass wird nicht akzeptiert. Das heisst nicht, dass man nichts doof finden darf, wer aber sinnlos rumpöbelt, wird gelöscht und blockiert. Diejenigen bekommen aber auch eine Erklärung. Mittlerweile helfen mir noch drei Administratoren beim Moderieren. Das waren mal Fans, heute sind es Freunde.

Was war das Schlimmste, was online je auf die eingeprasselt ist? 
Facebook ist, was das angeht, echt am heftigsten. Es ist unglaublich, was die Leute da vom Stapel lassen. Ich kann aber mit Hass gegen meine Person gut umgehen. Wenn eine Liebsten angegriffen werden, ist das was anderes. 

Hast du ein Beispiel? 
Einer schrieb mal: «Deine Mutter tut mir leid, dass sie so etwas Behindertes wie dich auf die Welt bringen musste.» Da war für mich eine Grenze erreicht. Ich habe sofort meine Mama angerufen, weil ich nicht wusste, ob sie das schon gelesen hat. Sie hat zum Glück recht gelassen reagiert. Wie sehr es sie aber doch getroffen hat, kann ich nicht sagen. Wir haben den User dann blockiert und den Kommentar gelöscht.

Was glaubst du, warum User solch schrecklichen Kommentare auf deinen Profilen hinterlassen?
Pure Einsamkeit. Davon bin ich überzeugt. Es ist ja auch krass, was die Leute aufwenden, um Hass zu verteilen. Wir blockieren auf meiner Facebookseite immer wieder dieselben User, und die kommen immer wieder. Sie legen neue Profile an und machen einfach weiter. Wir haben bei einem sogar schon den Arbeitgeber kontaktiert. Aber auch das half nichts. 

Wie gehst du emotional mit solchen Kommentaren um?
Ehrlich gesagt, es tut schon immer ein bisschen weh. Auch wenn ich versuche, mich auf das Positive zu konzentrieren, aber wenn immer wieder jemand ein Steinchen an dein Fenster wirft, zerbricht dieses irgendwann. Wir, die in der Öffentlichkeit stehen, arbeiten sehr hart an unserer Karriere, und dann ständig lesen zu müssen, was für Idioten wir sind – das verletzt. 

Hast du je darüber nachgedacht, dich ganz von Social Media zu verabschieden?
Nach der Teilnahme bei «Kitchen Impossible» prasselte ja plötzlich unglaublich viel Aufmerksamkeit auf mich ein. Positiv wie negativ. Da gab es tatsächlich Momente, in denen ich mich gefragt habe, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme und einfach wieder ein normales Leben führen kann. Ich liebe aber was ich tue zu sehr, als dass ich das für ein paar unreflektierte Kommentare und Meinungen aufgeben würde. 

Von Berit-Silja Gründlers am 23. Februar 2020 - 00:54 Uhr