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  4. SRF-Journalist Jan Fitze «Jetzt bin ich wirklich im TV»

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Der Ostschweizer Moderator schaut bei der SRF-Sendung «Ding Dong», zusammen mit Viola Tami, in fremde Wohnungen. Der Schweizer Illustrierten öffnete er die Tür zu seinem eigenen Zuhause im Zürcher Kreis 4. Sina Albisetti
Ding Dong bei Jan Fitze

«Jetzt bin ich wirklich im TV»

Schon seit zwölf Jahren realisiert Jan Fitze «SRF bi de Lüt»-Sendungen. Nun wechselt der aus «Ding Dong» bekannte Thurgauer mit eigenem Format vor die Kamera. Und staunt, was dieser Perspektivenwechsel so alles mit sich bringt.

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Einen Moment, ich muss die Gitarre erst abstauben», sagt Jan Fitze, 40, holt schnell einen Lappen aus der Küche und wischt den Staub vom Korpus des Instruments. «Das sagt alles», meint er lachend in seiner Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung im Zürcher «Chreis Cheib», wo er mit seiner Freundin Vivian lebt. Er hat die Gitarre 2014 gekauft – mit dem Ziel, das Spiel autodidaktisch zu erlernen. «Seither steht sie im Wohnzimmer in der Ecke: ein schönes Möbel, das gut klingt», sagt der SRF-Journalist und Sidekick von Viola Tami in der Wohnsendung «Ding Dong» mit einem Schmunzeln.

«Ich kann besser improvisieren als planen und finde zu den Leuten einen Draht»

Foto: Joseph Khakshouri 12.03.2023 Homestory bei Moderator Jan Fitze im Zürcher Kreis 4. Mit Gitarre die lachend abstauben muss. Zürich (ZH)

Seit über 20 Jahren lebt Jan Fitze, bekannt aus «Ding Dong» und «SRF bi de Lüt», in dieser Wohnung im Zürcher Kreis 4. «Die Klingel tönt wie in einer Arztpraxis.»

Joseph Khakshouri

Die Lust aufs Gitarrespielen hat Jan Fitze in all den Jahren nicht gepackt – dabei probiert er gern Dinge aus. In der vierteiligen Serie «SRF bi de Lüt – Fitze übernimmt» steht der Redaktor und Videojournalist des beliebten TV-Formats, in dem Land und Leute in der Schweiz präsentiert werden, für ein-mal selbst vor der Kamera. Dabei übernimmt er die Rollen seiner bisherigen Protagonisten. Er kocht wie bei der «Landfrauenküche», taucht in die Vaterrolle ein wie in «Familiensache», führt für drei Tage eine SAC-Hütte wie in «Hüttengeschichten» oder pflegt Hunde, Katzen und Wildschweine wie bei «Echte Tierhelden». «Dieses Format entspricht mir», sagt der Thurgauer. «Ich kann besser improvisieren als planen und finde zu den verschiedensten Leuten einen Draht.» Schliesslich wusste der Berggänger und Hobbykoch, dass er wandern und ein gutes Menü zubereiten kann. «Mein Vater stand jeden Sonntag ab drei Uhr in der Küche», erzählt er. «Als 14-Jähriger machte ich ihm dies mit zwei Freunden nach, ein riesiges Geköch! Wir kauften schon damals Pinienkerne für neun Franken, kochten und schauten Fussball.» Dennoch wusste er bei Drehbeginn noch nicht, was er den Landfrauen kochen will. Doch als ihm auf dem Bauernhof eines seiner vielen Kochbücher aus den Händen fiel, entschied er sich einfach für das Menü auf der zufällig aufgeschlagenen Seite: Pansotti mit Brennnessel-Kräuter-Ricotta-Füllung an einer Baumnuss-Sauce. Fitze gibt zu: «Ehrlicherweise hilft mir der Zufall sehr oft im Leben.»

Foto: Joseph Khakshouri 12.03.2023 Homestory bei Moderator Jan Fitze im Zürcher Kreis 4. Die küche ist wo er sich austoben kann. Zürich (ZH)

Fitze kocht gern, träumt von einer grossen Küche und isst alles ausser Lakritze. «Auch wieder Spaghetti alla Bottarga.»

Joseph Khakshouri
Ein Clown und viel Applaus

In der Folge «Familiensache» hingegen ist Fitze, der selbst keine Kinder hat, ziemlich überfordert. «Kaum hatte ich an der Tür geklingelt, war ich für drei Kleinkinder verantwortlich.» Er spielte den Clown, so wie er es bei seinen zwei Nichten immer tut. «Aber ich merkte schnell, dass ich mit dieser Rolle nicht fünf Tage durchkomme, und musste gegen Ende strenger werden.» Im Nachhinein sei es trotz der Überforderung für ihn die amüsanteste Folge. «Es gibt bessere Sendungen, wenn man an seine Grenzen kommt.»

Für Applaus und Aufmerksamkeit hätte Jan Fitze ohnehin nicht vor die Kamera wechseln müssen. Applaus gibts schon als Kind genug – von Omi. In Bischofszell TG, wo Fitze und seine Schwester in einem Haus mit riesiger Wiese davor aufwachsen, wohnt die Grossmutter gleich nebenan. «Wenn sie mich sah, klatschte sie immer freudig in die Hände», erinnert er sich. Ihren Enkel nun im Fernsehen und in der Schweizer Illustrierten zu sehen, daran hätten beide verstorbenen Grossmütter Freude, ist sich Fitze sicher. «Meine andere Oma meinte immer, dass sie mich trotz Job beim Fernsehen ja gar nie am Bildschirm sehe. Sie sagte immer, dass ich gar nie arbeite.» Er lacht. «Jetzt habe ich es endlich vor die Kamera geschafft.»

Foto: Joseph Khakshouri 12.03.2023 Homestory bei Moderator Jan Fitze im Zürcher Kreis 4. Zürich (ZH)

Jan Fitze hat gern viel Arbeit – auch beim Lesen. «Das Buch ‹Snjór› ist von einem isländischen Autor, aber ich lese es auf Französisch.»

Joseph Khakshouri
Bewerbung aus Bangkok

So neu Fitzes Gesicht am Bildschirm ist, so lange – zwölf Jahre – arbeitet er doch schon beim Schweizer Fernsehen. Nur eben hinter den Kulissen. Zwar will er einst Fussballprofi werden und spielt im Sturm des U21-Teams beim FC St. Gallen. «Doch aus unserer Mannschaft schaffte es keiner zum Profi.» Um dennoch möglichst lange dem Ball hinterherrennen zu können, wählt er beruflich eine geografisch nahe gelegene Lösung: die HSG. «Internationale Beziehungen zu studieren, passte am ehesten, da ich gern reise.» Auf dem Weg zum Master-Abschluss verbringt er auch ein Auslandsemester in Bangkok. «Es war die letzte von sechs Ortschaften, die ich bei den Vorschlägen ankreuzte – und am Ende mein Glück.» Obwohl er mehrheitlich Party macht, zieren zu Semesterende nur Noten von 5,5 bis 6 sein Zeugnis. «Ich schreibe dies der Gastfreundschaft Thailands zu.» An der berühmten Khaosan Road machte er Passfotos, bewirbt sich «mit viel zu gebräuntem Gesicht» für ein Volontariat beim SRF. Und wird angestellt.

Gewöhnung an die neue Rolle

Die Rolle in der Öffentlichkeit ist für Jan Fitze noch gewöhnungsbedürftig. «Ich bin da ‹e chli inegrütscht›.» Kürzlich besuchte er mit seiner Freundin einen Match des FC St. Gallen und durfte da und dort für Selfies posieren. «Sie meinte dann nur: ‹Mit dem Cheib kannst du nicht mehr raus!›» Die neue Situation nehmen beide mit Humor. «Ich bin ja noch der gleiche Vogel wie zuvor.»

Von Aurelia Robles am 2. April 2023 - 10:02 Uhr