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Zuccolini als grosser Sieger an den Swiss Comedy Awards 2020

Koch, Rima und Corona müssen dran glauben

Am Sonntagabend hat die Schweizer Comedy-Szene die aktuell Besten aus ihrer Branche ausgezeichnet, auf ihre Not aufmerksam gemacht und vor allem über sich selbst gewitzelt – beziehungsweise über Koch, Rima und Co – äh – rona.

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Claudio Zuccolini

Hat abgeräumt: Claudio Zuccolini.

Christian Schnur

Die Welt steckt in der Krise – und so auch die Schweizer Comedy-Szene beziehungsweise die Künstler. Das macht Stefan Büsser, 35, gleich zu Beginn der Verleihung der Swiss Comedy Awards klar. Für einmal schmückt der Show-Moderator die Eröffnungsrede nicht mit Pointe um Pointe, sondern mit ernsthaften (Fluch-)Wörtern: «Alle hier müssen auftreten können, weil es ihr fucking Job ist!» Auch Birgit Steinegger deutet bei ihrer Laudatio an, wie schwer es ihren Berufskollegen ohne staatliche Unterstützung momentan geht. «Mancher von euch wünschte sich wohl, eine Fluggesellschaft zu sein.» Die beiden treffen damit genau den Nerv – der Applaus ist ihnen im Zürcher Theater Bernhard gewiss.

«Entschuldigung, ich bin eine Zeile verrutscht.»

Marco Rima

Denn trotz Corona-Schutzmassnahmen finden 200 Gäste den Weg in den Saal – alle müssen eine Maske tragen. «Es ist die erste Sendung, die das SRF mit Maskenpflicht durchführt», sagt Organisator Lorenz Hauser. «Ein mega gutes Zeichen. Ins Theater zu gehen, ist nämlich möglich!» Die Maske versteckt zwar das Lächeln, aber nicht den Ton. «Heute ist alles gefiltert», wird denn auch gescherzt. Und Risikopatient Stefan Büsser fordert «nur trockenen Humor, wegen des Aerosols».

Corona, ein Lachgarant

Ja, Corona ist ein durchaus geeignetes Thema, um Witze zu machen. Auch der deutsche Gast-Komiker Michael Mittermeier setzt an: «Es ist hier wie bei einer Versammlung der anonymen Bankräuber.» Ihm seien zudem die Swiss Comedy Awards sehr egal, ihm gehe es vielmehr darum, dass er hier für seinen Auftritt mit Echinaforce bezahlt werde. Und er stichelt, dass die Schweizer nicht von Corona-Trollen oder so reden, sondern diplomatisch von Skeptikern. «Denn ihr wolltet unbedingt noch ein Wort mit zwei Ks!» 

Apropos Corona-Skeptiker. Manch einer konnte es sich nicht verkneifen und zur Anti-Corona-Demo des Vortags Witze reissen. Dabei blieb auch Berufskollege Marco Rima, 59, nicht verschont. Bei seiner Laudatio für «Solo» verhaspelte sich Viktor Giacobbo immer wieder und entschuldigte sich dann: «Entschuldigung, ich bin eine Zeile verrutscht.»

So, wie es am Tag zuvor Rima getan hatte, um sich für seine Aussage, wonach «niemand in den nächsten Monaten an Corona sterben» würde, zu entschuldigen. Diese «kapitale Falschaussage», wie Rima später einsehen musste, hatte er an der Demonstration der Corona-Skeptiker gemacht und damit nicht nur die Aufmerksamkeit seiner Berufskollegen auf sich gezogen. 

Giacobbo fügte an – nachdem er doch noch die richtige Zeile gefunden hatte –, dass es zudem ganz klar eine Verschörung gegen ihn sei, dass er den Award wieder nicht erhalte. 

Viele Sieger, keine Siegerin

Aber auch Mister Corona himself, Daniel Koch, 65, kriegt sein Fett weg. Michael Elsener sagt: «Wenn ich Daniel Koch und Alain Berset jeweils zuhörte, kriegte ich wirklich Angst. Angst, dass ich auch bald diese Frisur habe.»

Doch neben all den Sprüchen und gelungenen Auftritten dürfen die Gewinner des Abends nicht vergessen werden. Und ja, Gewinner – denn in den fünf Kategorien konnte sich keine Frau behaupten. «Nur wenn man Frauen auftreten lässt, können sie auch irgendwann Preise gewinnen», sagt Patti Basler. 

Als grosser Sieger des Abends stellt sich Claudio Zuccolini heraus. Er darf den Preis in den Kategorien «Solo» und «Publikumsliebling» entgegennehmen. «Es ist einfach ein toller Abend. Ich bin mucho glücklich!»

In der Kategorie «Ensemble» stauben Oropax den Stein ab. Als «Best Talent» tut sich Mateo Gudenrath hervor und in der Kategorie «Online» überzeugt Adrian Vogt. 

Krise hin oder her – auch die Corona-Zeit mit etwas Humor zu nehmen, scheint nicht falsch. Oder wie es SRF3-Moderator Tom Gisler sagt: «In der Krise hat Humor Hochkonjunktur!»

Von Aurelia Robles am 21. September 2020 - 17:15 Uhr