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Nationaler Klimatag mit Susanne Kunz

«Wir müssen uns verändern – und zwar jetzt»

Wegen des Coronavirus ist ein globales Thema in den Hintergrund geraten: der Klimawandel. «Wir müssen Wege finden, um darüber zu reden», sagt Susanne Kunz. Und geht mit eigenem Beispiel voran: Sie moderiert am 27. Mai am Nationalen Klimatag – und verrät vorgängig, wie nachhaltig sie selbst unterwegs ist.

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Moderatorin Susanne Kunz moderiert Nationaler Klimatag

Susanne Kunz, 42, moderiert am Nationalen Klimatag, der am Donnerstag, 27. Mai, digital via Livestream (gratis) stattfindet.  

Luca Zanier

Susanne Kunz, Sie moderieren am Nationalen Klimatag 2021, der am 27. Mai stattfindet – jedoch digital via Livestream auf der Website klimatag.ch. Kann man digital die Leute erreichen und sensibilisieren?
Ich denke, durch die Corona-Krise sind wir uns gewohnt, dass alles über den Bildschirm stattfindet. Aber natürlich wäre zusammen vor Ort schöner. Wichtig ist aber, dass wir Wege finden, um über den Klimawandel zu reden, ja einen Diskurs finden. Die Augen verschliessen, geht nämlich nicht. Wir müssen gegen die Vogel-Strauss-Taktik ankämpfen. Die Pandemie hat für über ein Jahr die Klimapolitik stark in den Hintergrund gerückt. Und genau deshalb muss auch ein digitaler Klimatag unbedingt stattfinden. Die Covid-19-Krise war natürlich sehr im Vordergrund, aber jetzt ist es höchste Zeit, über das noch dringlichere Thema zu reden, das in ein paar Jahren noch viele Herausforderungen mit sich bringen wird. Und wir haben auch ein tolles, reichhaltiges Programm, das zeigt, dass man nur schon mit einzelnen kleinen Dingen einen grossen Effekt bezüglich Nachhaltigkeit bewirken kann – beispielsweise in den Bereichen Konsum, Ernährung, Wohnen.

Wie sind Sie diesbezüglich selbst unterwegs?
Wir haben kein Auto, fahren wenn, dann mit Mobility und vor allem viel Zug. In der Stadt bin ich nur mit dem Velo unterwegs. Und wenn wir reisen, dann ebenfalls mit dem Zug, sehr spärlich mit dem Flugzeug. Generell bin ich nicht so der Shopper, leihe auch mal Dinge aus. Und beim Essen schaue ich auf saisonal, regional und dass es Biogemüse ist. Und ja, wir versuchen auch die Wohnung nicht zu überheizen. Ausser Tumblern tue ich aus ökologischer Sicht noch zu viel und sollte die Wäsche öfter aufhängen.

Moderatorin und Schauspielerin Susanne Kunz

Am Klimatag sprechen über 40 Expertinnen und Experten zu Nachhaltigkeit bei Shopping, Ernährung, Wohnen, Mobilität, Finanzieren und Investieren. Zudem wird der erste «Schweizer Zukunftspreis» verliehen.

Luca Zanier

Gibts noch einen weiteren Bereich, in dem Sie Verbesserungspotenzial sehen?
Ja, bei den Kleidern der Kinder, das ist schwierig. Ich kann nicht immer Nein zu Markenturnschuhen sagen. Wobei von Nike, darauf hat mich mein Sohn aufmerksam gemacht, gibt es mittlerweile recycelbare Schuhe. Und was das Thema nachhaltige Kleidung angeht: da bin ich zu faul und investiere viel zu wenig Zeit. Ich müsste mich mehr damit befassen. Und den Geschirrspüler benutze ich gerne. Ich könnte definitiv mehr von Hand abwaschen. Obwohl ja da der Wasserverbrauch je nachdem höher ist.

Ist ein ökologischer Lebensstil nicht auch eine Zeit- und Preisfrage?
Es ist vor allem eines: eine Umstellung. Man muss sich und seine Gewohnheiten umstellen. Deshalb finde ich Veganer wahnsinnig bewundernswert. Mir hat jemand erzählt, dass es fast ein Jahr braucht, bis das Umdenken wirklich verinnerlicht ist. Aber Ziel sollte sein, sich zu informieren und rumzufragen: Wo kann ich ökologische Kleider kaufen? Wo gibt es bei mir regionales Gemüse und Obst? Oft gibt es schon in der Nähe tolle Konzepte, die nicht wirklich mehr Aufwand bedeuten. Zum Beispiel ein Gemüseabo vom Biobauer in der Nähe. Dann gibts im Winter halt vorwiegend Sellerie, Lauch und Pastinaken zum Essen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Aber Tatsache ist, dass wir uns verändern müssen – und zwar jetzt.

Wann haben Sie angefangen, sich wegen des Klimas zu verändern?
So richtig, richtig in den letzten zehn Jahren. Klar, vom Ozonloch hat man schon sehr früh gehört, dachte aber, es sei noch weit weg. Bei mir kam das Umdenken wirklich mit dem Muttersein. Irgendwann bin ich weg, aber meine Kinder sind noch hier und auch ihre Kinder. Als ich als Mädchen in den Süden in die Ferien fuhr, gab es dort noch reichlich Wasser und Regen. Heute greift die Trockenheit um sich. Das ist beängstigend. Im Sommer sind auch unsere Wiesen verbrannt und braun, langsam wirds prekär. Und wir haben bisher alle zu wenig dagegen unternommen.

Wenn Sie sich umschauen: Was gibt Ihnen bezüglich der Klimapolitik Hoffnung?
Viele Leute machen es sehr gut. Ich kenne niemanden mehr, der das Klimaproblem nicht mehr auf der Liste hat.

Und was besorgt Sie?
Mir macht es mehr Sorgen, dass sich die globale Politik und die ganze Wirtschaft sehr langsam verändert. Das Klima ist eine global vernetzte Geschichte. Ich wünschte mir, dass es auf dem politischen Parkett noch einen Schub geben würde – und zwar schnell.

Von Aurelia Robles am 27. Mai 2021 - 06:09 Uhr