Er ist einer der Stars in Schweizer Fussball: Christian Fassnacht ist mit den Young Boys viermal Schweizer Meister geworden und hat für den Berner Klub in über 140 Spielen fast 50 Tore erzielt. Mit der Fussball-Nati hat er sich für die WM in Katar qualifiziert. Eines ist dem torgefährlichen Topspieler wichtig, egal, wo und für wen er auf dem Platz steht: Fairplay. «Logisch, gibt es in einem Match hitzige Szenen, aber auch dann begegnet man sich mit Respekt, reagiert ruhig und bewahrt einen kühlen Kopf», sagt er.
Nicht alle im Fussball denken so. In einem Fussballtest der Suva haben fast die Hälfte der Befragten angegeben, ihre Gesundheit für einen Sieg aufs Spiel zu setzen. Und es sind nicht Profis, die dort mitgemacht haben, sondern Fussballerinnen und Fussballer, die in der Freizeit auf den Platz gehen, um gegen Freunde zu kicken, an einem Grümpelturnier Tore zu schiessen oder für einen Verein auf Punktejagd zu gehen. Diese Einstellung hat einen hohen Preis: Beim Fussballspielen verletzen sich pro Jahr rund 45 000 Personen, die als Arbeitnehmende unfallversichert sind. Die Suva hat die Kosten, die durch diese Verletzungen entstehen, auf rund 200 Millionen Franken berechnet. Im Schnitt kostet ein Unfall 3700 Franken. Verletzungen können auch psychische Folgen haben.
Das weiss Dennis Hediger (35), der seine Karriere als Spitzenspieler beim FC Thun 2020 nach einer schlimmen Verletzung aufgeben musste. «Verletzungen gehören beim Sport dazu. Wenn diese aber durch unfaires Verhalten zugefügt werden, ist eine Rehabilitation viel schwieriger zu ertragen», sagt der heutige Nachwuchstrainer beim FC Basel.
Oft nehmen Spieler für einen Sieg sogar grobe Fouls in Kauf. Das spiegelt sich in den Zahlen: Ein Drittel aller Fussballverletzungen geht auf unfaires Spiel zurück. Das «fair» von Fairplay bedeutet «gerecht, anständig, kameradschaftlich ». Das wird beim Frauenfussball gelebt: So werden in der Frauen-Amateurliga achtmal weniger gelbe Karten vergeben als bei den Männern. Bei den Männern gibt’s in jedem vierten Spiel eine rote Karte, bei den Frauen dagegen nur sehr selten. Die Suva hat dazu gemeinsam mit dem Schweizerischen Fussballverband fünf Fairplay-Regeln definiert. Was Christian Fassnacht und andere Fussball-Profis zu Fairplay und den fünf Regeln sagen, ist in Videos auf www.suva.ch/fairplay zu sehen.
1) Ich handle vorbildlich
Auf und neben dem Platz begegne ich allen mit Respekt und Anstand. Bei Sieg und Niederlage bewahre ich Haltung.
2) Ich akzeptiere Entscheide
Ich akzeptiere alle Entscheide des Schiedsrichters und Trainers – auch wenn ich anderer Meinung bin.
3) Ich spiele verantwortungsvoll
Ich spiele verantwortungsvoll und fühle mich für die körperliche und seelische Unversehrtheit meiner Gegenspieler verantwortlich.
4) Ich bleibe cool
Ich bewahre auch in hitzigen und spielentscheidenden Situationen einen kühlen Kopf. Bei Konflikten wirke ich beruhigend ein.
5) Ich denke und handle positiv
Ich zeige im Spiel und im Training eine positive Einstellung und Körpersprache.
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Fassnacht lebt diese Regeln denn auch vor. So sagt er: «Ich begegne meinen Gegenspielern und dem Schiedsrichter mit grösstem Respekt. Egal ob nach einem Sieg oder einer Niederlage, man gibt einander nach dem Spiel die Hand und zollt dem Gegner Respekt.» Mit Fairplay – davon ist er überzeugt – gewinnt am Schluss der Fussball. Und damit alle: Von den Spielerinnen und Spielern bis hin zu den Fans.
Eine neue Art, Fussball zu spielen, reduziert das Risiko für Verletzungen enorm. Auf den ersten Blick sieht «Walking Football» gemächlich aus. Doch das langsame Spiel mit dem Ball ist genau gleich wie der moderne Fussball in England erfunden worden. Und «Walking Football» hat gegenüber dem gewöhnlichen Fussball einen grossen Vorteil: Das Risiko, dass sich Spielerinnen und Spieler verletzen, ist sehr gering. Denn Rennen – ob mit oder ohne Ball –, Körperkontakt und Kopfbälle sind beim Spiel tabu.
Das macht die neue Sportart, die in der Schweiz in diesem Frühjahr von der Suva und dem Schweizer Fussballverband lanciert wurde, für Leute attraktiv, die weniger fit sind. Dafür ist umso mehr Köpfchen gefragt beim Spiel: Strategie und Taktik haben noch mehr Einfluss auf Sieg oder Niederlage.
Alan Shearer (52), ehemaliger Stürmerstar der englischen Nationalmannschaft, sagte nach einem «Walking Football »-Match mit aktiven Spitzenspielern wie Harry Kane von den Tottenham Hotspurs: «Ich bin heutzutage etwas langsamer, aber ich konnte immer noch mit Kane und einigen der jüngeren Spieler mithalten, was eine grossartige Erfahrung war.» Sheerer meint, dass alle «Walking Football» spielen können, unabhängig vom Alter und von den Fähigkeiten.