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Kreta

Ferienträume in Türkis

Auf Kreta wurde der Sage nach Zeus geboren. Göttlich sind nicht nur Essen und Sonnenschein, sondern auch die Strände der Insel. Auf zum Roadtrip zwischen der Nord- und der Südküste!

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Blau machen Der Strand von Vai ist berühmt wegen seiner Palmen – und der hier gedrehten Bacardi-Werbung. Sein Wasser ist so türkisfarben wie die Keramik von By the sea. 

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Wäre Kreta ein Parfum, würde es nach Thymian, Zypresse, Salbei und Rosmarin duften. Im Warenhaus würden es die Damen mit den weissen Kartonstreifen als würzig-intensiv anpreisen – und wer die Insel kennt, würde ob seinem Duft seufzen, die Augen schliessen und an Sonne, Meer und Kretas Landluft denken, die geradezu getränkt ist von den Aromen dieser Kräuter und Pflanzen.

Dieser einzigartige Duft entsteht dank den vielen Sonnenstunden. Je trockener es ist, desto langsamer wachsen die Kräuter, und je heisser es wird, desto mehr ätherische Öle produzieren sie. Bei so viel Sonne – rund 300 Tage im Jahr kann ausser Kreta und Zypern keine andere Insel im Mittelmeerraum bieten – gedeihen nicht nur besonders potente Pflänzchen, sondern auch der Tourismus. Kreta war wohl zuletzt ein Geheimtipp, als Göttervater Zeus auf der Insel zur Welt kam. Der Sage nach suchte seine Mutter die gut versteckte Höhle von Psychro auf, damit das Baby nicht von seinem Vater Kronos gefunden wurde, der seinen Sohn verschlingen wollte. Heute besuchen Nicht-Götter beziehungsweise die Touristen die Höhle. Kreta war in den Sechziger- und Siebzigerjahren ein Anziehungspunkt für Hippies, später kamen die Pauschaltouristen und Party-People, doch die Insel hat auch ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Ein Ausflug ins Landesinnere, und schon sieht man in den Dörfern ältere Männer im Kafenion sitzen, dem traditionellen griechischen Kaffeehaus, und ihre Frauen mit Häkelarbeiten vor den Häusern.

Voraussetzung für gelungene Entdeckungstouren sind ein wendiges Mietauto, eine ebenso furchtlose wie geduldige Fahrerin sowie ein genauer Blick auf die Karte. Kreta ist nicht nur die grösste der griechischen Inseln, sondern auch sehr gebirgig. Wir starten in der Hauptstadt Heraklion. Iraklio, wie die Einheimischen ihre Stadt nennen, gibt sich auf den ersten Blick kratzig und chaotisch und will erst erobert werden. Die Liebe kommt spätestens beim Essen, zum Beispiel im Restaurant Peskesi. Eine Reservation ist hier zwingend, auch wenn um 13 Uhr noch alle Tische unbesetzt sind. Zwei Stunden später, als wir das Lokal verlassen, sind alle Plätze belegt, und wir haben unsere Lektion «mediterrane Essenszeiten für Anfänger» gelernt. Hier laufen die Uhren anders, langsamer. Was auch der Hitze geschuldet ist. Selbst im Spätsommer fühlt sich Heraklion manchmal noch wie eine Sauna an.

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Reich an Bergen Der höchste Punkt Kretas liegt auf gleicher Höhe wie der Muottas Muragl im Engadin.

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Männersache In den Dörfern treffen sich die älteren Herren immer noch gern im Kafenion.

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Zum Teilen Der kretische Salat im «Peskesi» schmeckt fantastisch und überrascht mit Portulak und Kapern. 

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Das Meer bringt Frische. An der Nordküste befinden sich Kretas bekannteste Ferienorte. Zum Beispiel die Stadt Rethymno mit ihrem venezianischen Hafen und den alten Gassen. Wie überall auf der Insel lässt sich auch hier der Badeurlaub mit Kultur verbinden. Etwa bei einem Besuch im Atelier und Showroom von Alexandra Theohari. Die Designerin stammt aus Thessaloniki und studierte englische Literatur. Durch Zufall entdeckte sie in einem Kloster in Rethymno eine Weberei und war hin und weg von deren Handwerkskunst und der Qualität der Stoffe. Darauf gründete sie 2016 das Modelabel Klothó und kombiniert nun traditionelle kretische Webetechnik mit heutigem Lifestyle.

Der Tradition verpflichtet fühlt sich auch die Agreco Farm, eine Mischung aus Restaurant und Freilichtmuseum. Sie befindet sich ausserhalb von Rehtymno, inmitten von Olivenhainen und mit traumhaftem Blick aufs Meer. Auf einem Rundgang erfährt man, wie früher auf Kreta Ziegenkäse hergestellt oder Raki gebrannt wurde. Am Schluss wird auf der traumhaften Terrasse aufgetischt, so viel, dass vor lauter Tellern der Tisch nicht mehr zu sehen ist: gefüllte Auberginen und Peperoni, Dakos, geschmortes Lamm, Teigtaschen mit wildem Gemüse und Käse. Wenn das die Kreta-Diät ist – wunderbar!

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Fischers Glück Abendstimmung am Hafen von Rethymno.

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Tradition trifft Zeitgeist Alexandra Theohari trägt ein Kleid ihres Labels Klothó, auch der handgewobene Gürtel ist aus ihrem Atelier.

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Taverne mit Ausblick Die Agreco Farm entwickelte und baute Nikos Daskalantonakis, der Gründer der Luxushotelkette Grecotel.

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«Kaliméra – guten Tag!», trällert eine Stimme fröhlich vom weissen Golfmobil. «Darf ich euch mitnehmen?» Wir haben die Küstenseite gewechselt und befinden uns nun im Süden von Kreta, im neu eröffneten Robinson Club Ierapetra. Die Anlage hat Platz für 800 Gäste und erstreckt sich über mehr als einen Kilometer. Da ist ein Shuttleservice praktisch. Er ist da, wenn man vom Hauptrestaurant ins Spa will, vom Zimmer auf den Tennisplatz oder abends vom Strand direkt in die Bar zum Sundowner. Apropos Strände: An der Südküste sind diese unglaublich vielfältig. Im Robinson Club hat man die Wahl zwischen der kleinen Bucht mit weissem Sand oder dem weitläufigen Koutsounari Long Beach mit feinen schwarzen Kieselsteinen. Fährt man von Ierapetra weiter in den äussersten Osten der Insel, wird die Vielfalt noch grösser. Karibikfeeling gibt es am Palmenstrand von Vai – den weissen Sand und das türkisfarbene Wasser teilt man allerdings in der Hochsaison mit vielen anderen Badelustigen.

Nicht weit davon entfernt, aber ganz anders ist die Atmosphäre am Kouremenos Beach bei Palekastro. «So wie Griechenland vor zwanzig Jahren», beschreibt Hannes Unterweger «seinen» Strand. Liegestühle sucht man vergebens. Dafür sorgt der Meltemi – der typische Sommerwind in der Ägäis – von Mai bis Ende Oktober für beste Windverhältnisse. «Das ist einer der Top-Surfplätze in Europa», findet Hannes. 2004 eröffnete der gebürtige Kärntner seine Surfstation Freak Surf, die zu «einer grossen Familie» geworden ist, die jedes Jahr wieder zusammenkommt.

Zurück in den Robinson Club. Familienambiente gibt es auch hier – und damit ist nicht nur das grosse Angebot für Kinder gemeint, sondern allgemein das Konzept des Clubs, das vielen Gästen so vertraut ist, dass sie immer wiederkommen.

«Ein Strand, so wie Griechenland vor zwanzig Jahren»

Hannes Unterweger
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Sand oder Kiesel? Zum Robinson Club gehören dieser kleine Sandstrand sowie der Koutsounari Long Beach mit feinem schwarzem Kiesel. 

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Erholung inklusive Eine Suite im neu eröffneten Robinson Club bei Ierapetra.

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Fast eine Familie Der Österreicher Hannes Unterweger (weisses Shirt) führt am Kouremenos Beach die Surfstation Freak Surf.

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Bei unserer Abreise machen wir einen kurzen Zwischenhalt in der Stadt Ierapetra, rund acht Kilometer vom Robinson Club entfernt. Wir haben den Tipp erhalten, unbedingt bei Yiannis Androulidakis in dessen By the sea vorbeizuschauen. Das Geschäft liegt direkt an der Hafenpromenade, in einer Reihe mit all den anderen Souvenirshops. Auch By the sea bietet Mitbringsel an, die sich jedoch deutlich abheben von der Massenware. Alle Produkte stammen aus Kreta oder zumindest aus Griechenland. Ein Schwerpunkt liegt auf der Keramik. Im Sortiment erkennt man Yiannis’ gute Kontakte zur lokalen Künstlerszene. Und: Natürlich ist er auch Experte im Verpacken, damit die handgemachten Bowlen, Teller und Tassen unversehrt daheim ankommen. 

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Handwerk Yiannis Androulidakis’ Mutter eröffnete in den Siebzigern den ersten Souvenirshop in Ierapetra. Er hat sich auf Keramik spezialisiert.

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Nochmals führt uns unsere Route ins Landesinnere. Von Ierapetra geht es 600 Meter in die Höhe, über Haarnadelkurven nach Anatoli. Am Rand des Dörfchens besitzen Stefanos Karachalios und seine Frau Jiota eine paradiesische kleine Farm. Sie kultivieren Oliven- und Mandelbäume, halten Bienen, sammeln Kräuter und verarbeiten die Rohstoffe zu Tee, Pflegeprodukten und Öl. Das geht in die Muskeln. «Agrogymnastik machen wir hier!», sagt Stefanos mit einem feinen Lächeln. Der Ingenieur und seine Frau sind eigentlich im Ruhestand. Ihre Produkte verkaufen sie direkt vor Ort oder online. Treuer Kunde ist auch der Schweizer Extrembergsteiger Stefan Siegrist. Nichts schützt die strapazierte Haut besser als Stefanos’ Cremes. Und ihr Duft nach Thymian, Zypresse, Salbei oder Rosmarin beschenkt einem in der kühlen Schweiz mit einer Sekunde Sonne.

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Die Essenz von Kreta Körperöle von Stefanos Karachalios. Althãea heisst seine Linie. 

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5 for the road

Anreise Edelweiss fliegt von März bis November nach Heraklion. www.flyedelweiss.com
Klubferien Neu eröffneter Robinson Club bei Ierapetra. www.tui.ch/robinson-club-ierapetra
Restaurant Peskesi in Heraklion. Kretische Küche mit modernem Twist. www.peskesicrete.gr
Windsurfen Top Spot in Europa, Kouremenos Beach, Palekastro. www.freak-surf.com
Souvenirs By the sea in Ierapetra. Keramik und Accessoires, alles made in Griechenland.

Von Barbara Halter am 26. März 2021 - 14:52 Uhr