Er fährt zweigleisig, und das schon seit Jahren: Olivier Courtin ist nicht nur Geschäftsführer von Clarins, sondern auch der Gründer von myBlend. Bevor er 1994 in das Unternehmen seines Vaters Jacques Courtin-Clarins eingestiegen ist, um dort unter anderem die Entwicklung von Pflegeprodukten voranzutreiben, arbeitete er als orthopädischer Chirurg. Damals ist ihm im Spital aufgefallen, dass Narben nach Operationen nicht immer gleich schön ausheilen. Bei seiner Recherche fand er heraus, dass der Lebensstil für die Wundheilung und Regeneration der Haut wichtiger ist als das chronologische Alter. Weil sich dieser Ansatz bei der bereits etablierten Marke Clarins nicht integrieren liess, gründete er 2007 myBlend, ein Kosmetiklabel, das neuste Hautforschung mit smartem Design vereint.
Ist Hautpflege überhaupt noch notwendig, wenn man gesund lebt?
Olivier Courtin: Ja, so einfach ist das leider nicht. Neben einem ausgewogenen Lifestyle sollte man auf die richtigen Inhaltsstoffe bei Seren und Cremen achten. Ich setze bei meinen Produkten unter anderem auf die Kraft von Peptiden, um die natürlichen Mechanismen der Zellregeneration zu stimulieren. Zudem ist es wichtig, die tägliche Hautpflege nicht als Pflicht zu betrachten, sondern als ein erholsames Ritual. Dabei spielt auch der Duft eine zentrale Rolle, weil er unsere Emotionen anspricht – ein wichtiger Teilaspekt der Epigenetik.
Was versteht man darunter?
Die Epigenetik untersucht, wie Umwelteinflüsse wie Ernährung oder Stress die Gene beeinflussen können. Unser Lebensstil hat eine klare Auswirkung auf die Hautalterung und die -qualität: Nur 15 Prozent unserer Gene programmieren unsere Funktionsweise und unser Altern. Die restlichen 85 Prozent werden durch unser Verhalten und unsere Belastung durch internen und externen Stress bestimmt.
Ihre Tipps für ein gesundes Leben?
Neben einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung treibe ich bis zu fünfmal pro Woche Sport, meditiere und halte mich auch von Freunden fern, die mir nicht guttun. Menschen müssen mich positiv stimulieren. Denn die Haut ist ein Spiegelbild unserer Gefühle. Emotionen manifestieren sich im Körper: zum Beispiel mit Rötungen bei starker Wut oder einem Strahlen, wenn man glücklich ist.
Neben der Epigenetik spielt auch Technologie bei myBlend eine Rolle.
Als Wissenschafter hatte ich schon immer ein Faible für alles Technische. Damals im Krankenhaus praktizierte auch ein Schönheitschirurg, der seine Patientinnen und Patienten nach Faceliftings mit LED behandelte, um zelluläre Reaktionen zu fördern. Dieser positive Effekt des Lichts hat mich gefesselt, weil fast jede Haut über ausreichend Potenzial verfügt, ihre Zellen zu regenerieren und zu reparieren. Darum habe ich eine LED-Maske für den Heimgebrauch entwickelt.
Und was halten Sie von Künstlicher Intelligenz?
Sehr viel. Im Labor setze ich vermehrt darauf, zum Beispiel zur Prüfung von Inhaltsstoffen, Wirkungsweisen und Stabilität von Kosmetikprodukten. Auch die App mySkinDiag ist eine auf künstlicher Intelligenz basierende Diagnose, um die Hautbeschaffenheit unserer Kundschaft zu bestimmen. Diese Entwicklung zeigt, wie Technologie nicht nur unser Leben erleichtert, sondern auch beeinflusst, wie wir uns um unsere Gesundheit und Schönheit kümmern.
Hinter der myLEDmask – sie ergänzt die Pflegeproduktlinie – stecken jahrelange Forschung und Studien.
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