1. Home
  2. Style
  3. Lifestyle
  4. Ferien mit dem Camper in der Schweiz: Tipps vom Profi

Darauf müsst ihr achten

Ihr wollt euch einen Camper leihen? Wir haben Tipps

Die Sache mit dem Sicherheitsabstand lässt sich in den Ferien ja nirgends so gut leben wie beim Campen. Zudem weht einem stets die grosse Freiheit um die Nase. Wer Luxus will, braust mit dem Bus ins Ungewisse. Aber wer braucht welches Modell und darf es auch fahren? Wo darf man stehen? Wir haben bei Thomas Jenzer, Verwaltungsratspräsident von Citypeak, nachgefragt.

Artikel teilen

Instagram/citypeakcampers

Die Schweiz – heftig vom Camperfieber befallen. 

Instagram/citypeakcampers

Wie kleine Schnecken schieben wir uns dieses Jahr durch die Sommerferien – das mobile Häuschen immer dabei, immer schön der Nase nach. Das Frühstück gibts unterm Vordach statt im überfüllten Hotel-Restaurant, generell lässt es sich unter freiem Himmel sorgenfreier urlauben. Campingferien boomen während der Pandemie: Die Übernachtungen auf TCS-Campingplätzen stiegen 2020 um 25 Prozent. Nun wurden die Reisebestimmungen gelockert – der Boom hält an.
Wem ein Zelt zu wenig Komfort bietet und ein Wohnmobil zu monströs erscheint, der mietet sich einen Camper. Mit allem Drum und Dran. Dank der kompakten Komfort-Kugeln kurvt man entspannt durch engste historische Altstadtgassen und parkiert mittendrin. Schnittige Passstrassen hoch, abends unbeschwert kochen und den perfekten Sonnenuntergang in den Bergen geniessen. Hach... Aber: ein Fahrzeug kaufen oder mieten? Welches? Und birgt die wilde Romantik auch Tücken? Worauf muss man achten? Wir haben mit einem gesprochen, der es wissen muss: Thomas Jenzer, Verwaltungsratspräsident von Citypeak, die ihre Camper in Gebertingen, zwischen Zürich und St. Gallen, ausserdem in Bern, Basel, Luzern und Solothurn vermieten.

Style: «Einfache Ferien» – so wird Camping oft bezeichnet. Eine Beleidigung?
Thomas Jenzer: Nein. In Bezug auf die benötigte Infrastruktur trifft dies zu. Einfach muss ja nichts Schlechtes sein – weniger ist oft mehr. Diese Reise- und Ferienart zeigt vielen Menschen auf, dass es für das Glücklichsein keinen Überfluss braucht. Viel entscheidender ist, dass die Erlebnisse reichhaltig sind. 

Luxus oder Basic: Welches Fahrzeug ist das richtige für mich?
Entscheidend ist das Bedürfnis. Wer sich Campingferien an einem fixen Standort wünscht, ist mit einem grossen Gefährt wohl besser bedient. Bei schlechtem Wetter ist genug Raum und Platz vorhanden. Diejenigen, welche lieber entdecken und unterwegs sind, finden mit einem kompakten Fahrzeug, wie zum Beispiel einem VW California, viele Vorteile. Für die Parkplatzsuche zur Besichtigung des Stadtzentrums, den spontanen Kaffee auf der Piazza oder den flexiblen Entscheid zum Abendessen im Restaurant, bietet ein wendiger VW Bus Vorzüge gegenüber einem grossen Wohnmobil.

Kaufen oder mieten – für wen lohnt sich was?
Ein wirklich gut ausgestatteter VW Bus kostet Geld. Ein Kauf soll dann in Erwägung gezogen werden, wenn diese Ferienart allen Mitreisenden gefällt und Ferien vorwiegend im VW Bus geplant werden. Aufgrund der kompakten Masse ist dieser Fahrzeugtyp als Alltagsfahrzeug oder Zweitfahrzeug ideal. Um diese Entscheidung und die gewünschte Innenausstattung ideal zu treffen, empfehlen wir vorher eine Miete.
Wer den Camper aber nicht oft genug braucht, ist mit einer Miete besser unterwegs. Die Instandhaltung und laufenden Kosten wie Versicherung oder Strassenverkehrsabgaben übernimmt dann der Vermieter. Die Entwertung des Fahrzeuges ebenfalls. Bei einem professionellen Vermieter mit eigenen Mechanikern reist man zudem mit einem gut gewarteten Camper in die Ferien.

Angst vor Riesendingern: Lässt sich so ein Camper easy steuern?
Kompakte Camper wie der VW California oder Mercedes Marco Polo lassen sich wie ein PKW fahren. Man sitzt leicht erhöht und hat dadurch einen guten Überblick. Und auch grosse Rückspiegel. Unbedingt empfehlenswert sind Rückfahrkamera und Ultraschall-Einparkhilfen – so wird auch das Parkieren zum Kinderspiel.

Wer darf überhaupt welche Fahrzeuge fahren?
Für das Fahren unserer VW California und Mercedes Marco Polo Camper braucht es lediglich einen gültigen PKW Fahrausweis der Kategorie B. Diese Kategorie berechtigt das Steuern von Fahrzeugen bis zu 3.5 Tonnen.

Welches Feature halten Sie für unverzichtbar?
Alle unsere Camper sind top ausgestattet und bieten alles, was es zum Campieren braucht. Eine gute Klimaanlage, eine Standheizung, die für wohlige Wärme in kühlen Nächten sorgt, ein Allradantrieb, eine vollständige Küchenausstattung und die Anhängerkupplung für Veloträger. Was unverzichtbar ist, ist sehr individuell. Manche wählen bewusst unsere best ausgestattete Fahrzeugkategorie mit Luftfahrwerk, damit per Knopfdruck die Räder nivelliert werden und ein gerades Schlafen ermöglicht wird. 

Die unter Umständen sehr teure Sache mit dem Gefühl der Einsamkeit: Wo darf man stehen?
Von Gesetzes wegen ist Wildcampen in der Schweiz nicht verboten. Dies heisst aber nicht, dass es somit generell erlaubt ist. Die Bestimmungen übers Wildcampen oder das freie Übernachten im Camper ausserhalb offizieller Campingplätze sind in der Schweiz kantonal geregelt – die Hoheit liegt aber bei den Gemeinden. Diese legen eigene Regeln und Verordnungen fest. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man sich immer vor Ort bei der jeweiligen Gemeinde oder örtlichen Polizei erkunden. 
Wem das zu umständlich ist und zudem von einer gewissen vorhandenen Infrastruktur profitieren will, empfehlen wir das Übernachten auf einem Campingplatz. Es gibt in der Schweiz und ganz Europa viele herrliche Campingplätze, welche unparzellierte Plätze anbieten oder Bauernhöfe, welche nur eine Handvoll Plätze zur Verfügung stellen. Wer also Einsamkeit und Freiheit sucht, findet das. 

Wie ökologisch sind Ferien mit dem Camper wirklich?
Dies kommt mit Bestimmtheit auch auf das Reisemobil an. Je grösser und schwerer ein Wohnmobil ist, desto höher liegt auch der Treibstoffverbrauch. Aus eigener Erfahrung braucht ein beladener VW Bus durchschnittlich acht Liter Diesel auf 100 km. Bedenkt man, dass es ein Transportmittel und die Unterkunft für bis zu vier Personen ist, würde ich diese Reiseart im Vergleich zu vielen anderen Reiseformen als relativ ökologisch betrachten. Das beweist auch eine erst kürzlich erschienene Studie des renommierten Heidelberger Instituts für Energie und Umweltforschung. Die benötigten Ressourcen für das Fliegen oder das Betreiben eines Hotels, wo auch nicht immer alle Zimmer belegt sind, liegen da unweigerlich höher.

Die Nachfrage stieg während Corona – wird sich der Camping-Boom halten?
Wir sind davon überzeugt, dass diese Reiseart ein Revival erlebt und heute eine breitere Kundengruppe anspricht als noch vor zehn Jahren. Bewusst einen «Gegenalltag» erleben, raus in die Natur – Zuhause lebt man ja im Überfluss und hat alle Annehmlichkeiten. 
Nicht jeder, der jetzt Campen geht, wird das aber auch nach der Corona-Pandemie tun. Aber mit den aktuellen Gegebenheiten spricht diese unkomplizierte und flexible Reiseart mit Sicherheit auch viele Menschen an, die in anderen Jahren Ferien in Übersee gebucht hätten oder ein klassisches Pauschalarrangement bevorzugen würden.

Mehr Infos unter citypeak-campers.com

Von lei am 2. Juli 2021 - 07:30 Uhr