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Bleibt gesund mit Daniel Koch

Wie kommen wir durch die nächste Zeit?

Als Mister Corona führte Daniel Koch die Schweiz durch die erste Welle der Pandemie. Auch pensioniert ist sein Rat landauf, landab gefragt.

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Daniel Koch, 2020

Daniel Koch war von 2008 bis 2020 Leiter der Abteilung «Übertragbare Krankheiten» beim Bundesamt für Gesundheit.

Kurt Reichenbach

Wir träumen oft von einem besseren Leben und merken gar nicht, wie gut unser Leben eigentlich ist. Wenn wir das Positive hervorstreichen und das Negative akzeptieren, gehts uns viel besser, auch in der Krise. Ich will die schwierige und traurige Situation, in der sich viele befinden, nicht kleinreden, auch die Angst und Wut vieler Mitbürger ist berechtigt. Aber wenn wir uns gegenseitig unterstützen und uns die Hoffnung auf eine bessere Zukunft stetig vor Augen führen, wird auch die Gegenwart einfacher.

Ich versichere Ihnen, unser Leben wird wieder unbeschwerter werden. Wie alle Viren mutiert auch das Coronavirus, und es wird früher oder später leichter übertragbar. Das ist ein Naturgesetz. Aber es wird nicht von vorne beginnen. Und wenn es vielleicht vorübergehend nochmals schwieriger wird, vieles, was wir erreicht haben, wird nicht verschwinden. Die Tests werden weiterhin funktionieren und auch die Impfungen. Aber es braucht Zeit und Geduld, bis wir die positiven Resultate der Impfkampagnen sehen und die Pandemie weltweit  unter Kontrolle bringen. Also werden wir die nächsten Tage und Wochen, ja wahrscheinlich bis in den Sommer hinein, noch mit Einschränkungen leben müssen und vielleicht auch einige unserer Gewohnheiten für immer ändern.

«Was wir erreicht haben, wird nicht verschwinden»

Es kostet jeden von uns Mühe, Toleranz und Respekt an den Tag zu legen. Denn die Impfung ist in der Schweiz freiwillig, und deshalb muss die Entscheidung, ob man sich impfen lassen will oder nicht, auch voll und ganz respektiert werden. Selbstverständlich hoffe ich, dass sich viele Menschen impfen lassen, wenn sie dann die Möglichkeit haben. Auch ich werde dazugehören. Aber wir werden die Krise als Gesellschaft nur dann gut meistern, wenn wir unseren gegenseitigen Respekt und das Vertrauen zueinander nicht aufs Spiel setzen. Gerade jetzt über die Feiertage sollten wir uns wieder wie während der ersten Pandemiewelle auf mehr  Solidarität zurückbesinnen. Solidarität heisst nicht nur, ich lasse mich impfen, sondern auch, ich respektiere den Entscheid meines Nachbarn und kümmere mich um sein Wohlbefinden, ob er jetzt die gleiche Meinung vertritt wie ich oder nicht. Am Schluss muss es für jeden Einzelnen von uns und für die Schweiz als Ganzes stimmen. 

Von Daniel Koch am 25. Dezember 2020 - 10:09 Uhr