Liebe Ursula von der Leyen
Uns Schweizern wurde es ganz «heimelig» bei Ihrer Nominierung zur neuen EU-Kommissionspräsidentin. Sie erinnerte uns an die «Nacht der langen Messer» vor einer Bundesratswahl, wo im Hinterzimmer Kompromiss-Kandidaten aus dem Hut gezogen werden, um Spitzenkandidaten der Parteien zu verhindern.
Die so Gewählten wurden von ihren Kameraden erst gemobbt, später geschätzt – wie der populäre Willi Ritschard selig. Auch hier kann die EU von der Schweiz lernen.
Als erste Deutsche seit 52 Jahren und erste Frau in diesem Amt dürfte Ihrer Wahl nächste Woche nichts im Wege stehen. Und unsere Ministerinnen dürfen sich auf Brüssel freuen: Es ist sicher angenehmer, von Ihnen geküsst zu werden als von Jean-Claude Juncker.
Grosse Freude herrscht, weil Sie hohe Exekutiv-Ämter erklommen haben, ohne auf die Mutterschaft zu verzichten wie so viele Politikerinnen Ihrer Generation. Sie bewiesen, dass es möglich ist, nicht weniger als sieben Kinder auf die Welt zu stellen und eine steile politische Karriere einzuschlagen, einfach eins nach dem andern.
Sie sind ja erst mit 45 Jahren richtig eingestiegen. Und dabei topfit geblieben, mit Ihrem Aussehen könnten Sie glatt Werbung für eine Anti-Aging-Therapie machen! Jetzt kann man natürlich hämisch anmerken: Immer wenn eine Institu-
tion kriselt, gibt man einer Frau eine Chance. Christine Lagarde, die nominierte EZB-Chefin «durfte» das IWF-Präsidium übernehmen, als die Finanzwelt gerade arg krachte. Führte den Laden aber souverän zum Erfolg.
Jetzt ists an Ihnen zu zeigen, dass Frauen, wenns brenzlig wird, oft einfach die bessere Wahl sind. Viel Glück!
Mit freundlichen Grüssen