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Peter Rothenbühler schreibt Bachelor Patric Haziri

«Warum hat eine Show mit erschreckendem Frauenbild Erfolg?»

Peter Rothenbühler schreibt jede Woche Persönlichkeiten, die aufgefallen sind. Dieses Mal Bachelor Patric Haziri, der seine grosse Liebe im TV nicht fand.

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Patric Haziri Schweizer Bachelor 2019

Patric Haziri war der insgesamt achte 3+-Bachelor.

3+

Ich weiss nicht, was Sie von Klimawandel und Feminismus halten. Sicher würden Sie nur «F*ck my life !» sagen, wenn Sie gefragt würden. Wie damals, als sie zum ersten Mal die 22 «Ladys» sahen, die über neun Runden «Bachelor» auf dem TV-Sender 3+ um Sie buhlen sollten. Ihre Liebeserklärung an Grace, die Auserlesene, tönte schon etwas erlesener (oder abgelesener?): «Zum Glück häsch mer zeigt, dass ich wieder liebe cha!».

Kein Mensch sage so etwas, meinte ein Kritiker. Oder sind Sixpackbauch und Haifischlächeln gar keine Garantie für Liebe? Zum echten F*ck soll es nicht gekommen sein, sagt die Produktion. Dafür durften Sie alle Ladys heftig küssen. Bei Grace, der Restaurationsfachfrau, hat es offenbar geschmeckt. Sie ist ja so «verliebt, verliebt, verliebt, verliebt!» (flötete sie). Aber Ihnen sah man es an: Die romantischste Liebesgeschichte der Schweiz (so der Sender) war nur eine Pose. Gut, ich will nicht nur lästern, ich frage mich einfach, warum eine Serie derart Erfolg hat, die ein erschreckendes Frauenbild vermittelt, mit Kandidatinnen, die unterwürfig und häslihaft um einen grossartigen Macker buhlen und sich abküssen, mustern und benoten lassen wie Pudeli auf der Hundeshow. Zwar freiwillig und gegen Honorar und in zehn Flugstunden entfernten Luxushotels unter Palmen (mit albtraumhaft mieser CO2-Bilanz notabene).

Was bedeutet es, dass eine derart billige Show gerade bei Frauen (!) Traumeinschaltquoten erzielt? Haben alle, die glaubten, die Gesellschaft verändere sich gerade zum Guten, etwas verpasst? Hat es eine beachtliche Minderheit doch lieber, wenn alles tiefergelegt wird, nicht nur der BMW? Ist der «Bachelor» das willkommene Gegengift zur politisch korrekten, moralingetränkten, #MeToo-verseuchten Atmosphäre im Verhältnis zwischen den Geschlechtern? Ich frage mich.

Mit freundlichen Grüssen,

Peter Rothenbühler

Die Fakten

Am Montag ging die 2019er-Staffel von «Der Bachelor» auf dem Sender 3+ zu Ende. Die letzte Rose ging an die Restaurationsfachfrau Grace, 27. Bachelor Patric Haziri beteuerte, «ich freue mich auf die Zukunft mit Grace. Ich habe meine Frau gefunden.» Aber der Zauber ist schon wieder vorbei. Echt verbandelt wurde «Der Bachelor» mit dem Medienkonzern CH Media, der die Sendergruppe 3 Plus gekauft hat.

Von Peter Rothenbühler am 19. Dezember 2019 - 15:42 Uhr